Arrivals: Fürchte die Unsterblichkeit (German Edition)
Leute hier … so, aber ich nicht.«
»Die Leute hier sind genauso wie zu Hause.« Jack schob sich bis auf die Knie hoch, und ihm wurde plötzlich überdeutlich, dass er sich auf Augenhöhe mit Chloes Schenkeln befand. Er zwang sich, nach oben und in ihre Augen zu sehen. »Dein Mangel an Unterwäsche ist mächtig ablenkend, Chloe.«
Sie strich noch einmal über ihren Rock. »Ich habe einen Rock an.«
Er grinste. »Einen, der auf beiden Seiten so hoch geschlitzt ist, dass ich, wenn du hier herüberkämst …
»Eine schlechte Idee«, wiederholte sie zittrig. »Hast du selbst gesagt.«
»Das habe ich.« Er stand auf, trat aber nicht näher an sie heran. »Ganz genau meinte ich allerdings, dass es jetzt gerade eine schlechte Idee ist. Sobald du dich im Wasteland eingelebt hast, sollten wir vielleicht noch einmal darüber reden.«
Statt einer Antwort nahm Chloe die Tasche mit den Waffen und öffnete sie. »Revolver. Revolver sind gut. Ich habe lange nicht geübt. Die Waffengesetze in D . C . sind furchtbar streng, aber das ist wie mit …«
»Den Männern?«, warf er ein. Durch das Verrot und Chloes Küsse war er besser gelaunt als normal.
»Mit dem Radfahren«, erklärte sie bestimmt, aber sie verzog die Lippen zu einem kurzen Lächeln, bevor sie weitersprach. »Oder in deinem Fall wahrscheinlich mit dem Reiten. Man verlernt das Schießen nicht, das ist wie Radfahren .«
Die üble Laune, mit der er vorhin gekämpft hatte, war irgendwann zwischen ihrem Lauf durch die Wüste und dem Gedanken, sein Gesicht zwischen Chloes Schenkeln zu vergraben, verschwunden. Jack grinste ihr zu. »Genau«, sagte er. »Im Wasteland gibt es jedenfalls keine Waffengesetze. Sehen wir mal, wie du dich mit einem Revolver anstellst.«
O bwohl Ajani die Wüste in dem Transportmittel durchquerte, das am wenigsten unangenehm war, wünschte er sich, jemand anderer könne diese Aufgabe übernehmen. Es erschien ein wenig pervers, dass das Wasteland ein solches Übermaß an trostlosen Landschaften besaß: ausgedörrte Wüsten, aus Bruchbuden bestehende Grenzstädte, dichte Wälder, die von elenden Untieren wimmelten, und Meere, die von noch mehr Monstrositäten bevölkert waren. Die Wüste mochte er immer noch am allerwenigsten. Nach ein paar Wochen dort schien der Sand überall zu sein. Er konnte ihn jetzt schmecken: einen unangenehmen salzigen Belag auf seinen Lippen und seiner Zunge.
»Wasser«, befahl er.
Während einer der Eingeborenen, die er beschäftigte, ihm durch das Fenster eine Feldflasche mit warmem Wasser reichte, stapften die Sänftenträger weiter durch die Wüste. Das Wasser wirkte überhaupt nicht erfrischend, aber bei seiner immer noch andauernden Erschöpfung und der Wüstenhitze wusste Ajani, dass Wein oder Brandy unklug gewesen wären. Der Schweiß auf seiner Haut hatte sich bereits in eine dünne Sandschicht verwandelt, die an ihm klebte. Er zog eine Grimasse und tupfte sich das Gesicht mit einem Tuch ab.
Von außerhalb der Sänfte warf ihm Ashley, eine seiner getreuesten Kämpferinnen, einen verächtlichen Blick zu, der jedem anderen einen Tadel eingehandelt hätte. Doch sie war so wertvoll, dass sie sich Dinge leisten konnte, die sich niemand sonst erlauben durfte. Auf den ersten Blick wirkte sie wie eine filigrane Puppe; eine menschliche Version der Porzellanpuppen, die seine Schwestern einst geliebt hätten. Sie war eine zierliche Frau mit honigblondem Haar, blassblauen Augen, die von außerordentlich langen Wimpern umrahmt wurden, und einem Lächeln, das sie engelhaft aussehen ließ. In der Welt, die sie beide einst ihre Heimat genannt hatten, hatte sie unter einer Krankheit gelitten, die sie Mukoviszidose genannt hatte und die ihre Lungen geschädigt hatte. Aber hier war sie – genau wie der Rest seiner Milizen – praktisch unsterblich. Dadurch, dass sie in jener Welt Einschränkungen gekannt hatte, war Ashley zu einer Kriegerin geworden, der Schmerz oder Unannehmlichkeiten nichts auszumachen schienen. Selbst wenn er sie aufgefordert hätte, sich zu ihm in die Sänfte zu setzen, hätte sie abgelehnt.
Zu seiner Zeit wäre Ashley gerade alt genug gewesen, um zu heiraten, aber in ihrem Zeitalter war sie anscheinend Studentin gewesen. Er fand die Idee von Bildung für Frauen immer noch ein wenig abstoßend, aber nach fast dreißig Jahren im Wasteland schockierte ihn nichts mehr.
»Möchtest du?« Er bot ihr die Feldflasche an.
»Nein.« Sie sah gerade vor sich hin und erfüllte unerschütterlich ihre
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