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Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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bevor ich sie so weit hatte. Den ersten kleinen Schrei ließ sie los, als die Caselli gerade »Arrivederci amore, ciao, die Wolken sind schon weiter« sang. Als ich aufstand, um das Kondom wegzuwerfen, bat sie mich, das Stück noch einmal zu spielen.
    »Es heißt Mit dir zusammen bin ich nicht mehr.«
    »Ich weiß. Es ist ein trauriges Lied, aber ich hab es immer sehr gern gemocht.«
    Ich folgte ihrer Bitte. Und es wurde »unser« Lied, eine jener für Verliebte typischen Peinlichkeiten. Ich benutzte es als Zeichen, wenn ich mit ihr ins Bett wollte. Was nicht allzu häufig vorkam. Ich wusste nicht recht, was ich mit einer Frau anfangen sollte, die keine Lust hatte, mir den Schwanz zu lutschen oder ihn hinten rein zu bekommen. Dafür hatte sie andere Qualitäten, und weil ich sie heiraten wollte, machte ich keine große Sache daraus. Sie war liebevoll, zuvorkommend und ging einem nicht auf die Eier. Und sie war fleißig im Haushalt. Ich war gern mit ihr zusammen. Sie stopfte die Löcher in meinem Leben. Nachts. In der Freizeit. Als Paar machte alles mehr Spaß. Endlich begriff ich, warum die Leute eine Ehe eingehen, und ich verlor keine Zeit, sondern brachte die Sprache schnell aufs Heiraten. Um ihre kitschigsten Träume zu erfüllen, fuhr ich eines Mittwochabends mit ihr nach Venedig. Großes Restaurant und Gondelfahrt samt Serenade. Auf dem Markusplatz gab ich ihr ein kleines Etui in die Hand.
    »Möchtest du mich heiraten?«, fragte ich genau in dem Augenblick, als sie überrascht einen 15-Millionen-Lire-Ring erblickte. Natürlich hatte ich nicht so viel bezahlt, aber das war sein Wert.
    Roberta brach vor Glück in Tränen aus. Sie umarmte mich und küsste mich über und über. In dieser Nacht hatte ich eine leidenschaftliche Frau in den Armen, und mir wurde klar, dass ihr nur die Sicherheit über meine wirklichen Absichten gefehlt hatte. Sie wollte gewiss sein, zum Altar geführt zu werden. Wir beschlossen, das Datum für kurz nach der Rehabilitation festzusetzen. Unsere Verlobung feierten wir im La Nena. Brianese erhob sein Sektglas auf unser Glück.
    Ab da verkehrte ich auch in der Familie meiner Zukünftigen. Und in ihrem Freundeskreis. Häufig gingen wir mit einem anderen Paar aus. Luciano und Martina. Auf den ersten Blick erkannte ich, dass sie nicht so eine Langweilerin war wie meine Roberta. Dann und wann kreuzte ich ihren vor Anspielungen schweren Blick. Ihr stumpfer, unsympathischer Mann rechtfertigte diese Glut voll und ganz. Meiner Verlobten entging das nicht. Eines Abends machte sie mir zu Hause die erste Szene. Am liebsten hätte ich sie geschlagen, um ihr den Mund zu stopfen, aber ich beschränkte mich darauf, ihr gut zuzureden. Sie war eine von diesen Frauen, die sich mit Leib und Seele einem Mann hingeben, aber keinerlei Unsicherheit ertragen können. Angriff ist die beste Verteidigung, ich tat alles, um sie davon zu überzeugen, dass sie der wichtigste Mensch in meinem Leben sei. Es war wirklich nicht schwer, sie glücklich zu machen. Ein klein wenig Aufmerksamkeit genügte, ihre Wünsche waren derart vorhersehbar. Manchmal überraschte ich sie. Mit Luxus. Wenn ich ein gutes Geschäft machte oder meinen Anteil aus dem Wuchergeschäft bekam, besorgte ich ihr teure Geschenke. Wie für eine feine Dame. Sie wusste nicht, dass ich reich war, und dachte, ich hätte mich dafür krummlegen müssen.
    Als sie sich so weit beruhigt hatte, ging ich mit Martina ins Bett. Endlich echter Sex. Aber ich musste teuer dafür bezahlen. Sie vertraute den Seitensprung einer Freundin an, und so ging er von Mund zu Mund, bis er Roberta zu Ohren kam. Ich leugnete strikt. Am Ende tat sie so, als würde sie mir glauben, aber ihr Vertrauen zu mir hatte Sprünge bekommen. Bald stellte ich fest, dass meine Verlobte mich bespitzelte. Sie durchsuchte meine Taschen und mein Portemonnaie, kontrollierte auf der Suche nach Spuren anderer Frauen die Anrufe auf meinem Handy. Ich tat so, als ob ich es nicht bemerkte. In Zukunft würde ich besser aufpassen müssen.
     
    Sante Brianese bestellte mich in seine Kanzlei. Das Rehabilitationsverfahren war jetzt angelaufen. Die Staatsanwaltschaft würde demnächst mein polizeiliches Führungszeugnis anfordern und Nachweise meiner finanziellen Situation.
    »Ich habe schon alles Nötige in die Wege geleitet«, sagte er. »Wir brauchen uns überhaupt keine Sorgen zu machen.«
    Wie üblich behielt er recht. Sämtliche Berichte waren positiv. Der Richter setzte die Anhörung für den nächsten

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