Arrivederci amore, ciao
das, was ich suche.«
Nicoletta gab mir einen Klaps auf die Wange. »Na, dann mal viel Glück.«
Die Gelegenheit, mit ihr anzubandeln, ergab sich, als sie einmal Kopfweh hatte. Sie kam zu mir an den Tresen und bat mich um eine Tablette.
Ich sah in einer Schublade nach. »Ich habe Aspirin da.«
»Nein danke, dagegen bin ich allergisch.«
»Eine Tante von mir war auch allergisch gegen Aspirin. Ich weiß noch, sie musste immer sehr aufpassen. Warte, ich frage mal den Koch. Er hat immer einen Vorrat an Schmerzmitteln, er leidet öfter unter Migräne.«
Ich kam mit einer Tablette aus der Küche zurück. »Er sagt, das sollte helfen.«
Sie kontrollierte den Namen des Mittels. »Ja, das ist sehr gut. Vielen Dank.«
»Mittwoch ist hier Ruhetag. Hast du Lust, mit mir auszugehen?«
Sie sah mich an. »Wohin?«, fragte sie vorsichtig.
»Wie wär’s mit Kino und Pizza?«
Sie tat so, als würde sie nachdenken. »Einverstanden.«
Der Film war ein Schmachtfetzen mit Richard Gere in der Hauptrolle. Seine Frau stirbt bei einer Operation, und er wird ein besserer Mensch. So einen öden Film hatte ich noch nie gesehen, aber Roberta war ganz begeistert und weinte die ganze Zeit.
»Wunderbar. Eine große Liebesgeschichte. Hat es dir gefallen?«
»Sehr.«
In der Pizzeria nutzte ich ihre Gemütsverfassung, um ihr eine kleine maßgeschneiderte Geschichte aufzutischen. »Ich habe die längste Zeit meines Lebens über Fehler gemacht«, fing ich an. »Jetzt versuche ich, alles wiedergutzumachen. Vor allem das, was ich meiner Familie angetan habe. Mein Vater und meine Mutter sind an gebrochenem Herzen gestorben. Meine Schwestern wohnen weit von hier entfernt, und ich traue mich nicht, sie zu besuchen.«
Sie legte ihre Hand auf meine. Dann erzählte ich ihr, wie schlechte Vorbilder und dunkle, destruktive Mächte meinen jungen Geist auf Abwege gebracht hatten. Paris. Mittelamerika. Die Rückkehr nach Italien. Das Gefängnis. Ein unzusammenhängendes Wirrwarr von Lügen, alles mit brechender Stimme vorgetragen.
»Das ist das erste Mal, dass ich mich traue, all das jemandem zu erzählen«, sagte ich schließlich.
»Ich freue mich, dass ich es bin. Ich hatte etwas über deine Vergangenheit gehört, aber ich wusste nicht, dass du so gelitten hast.«
Dann hatte sie das Bedürfnis, ihrerseits von sich zu erzählen. Sie redete über ihre Arbeit, die Familie und vor allem über Alfio. Er war ihre große Liebe gewesen, aber als es ans Heiraten gegangen wäre, hatte er sich aus dem Staub gemacht. Sie hatte kaum darüber hinwegkommen können, und jetzt war sie nicht sicher, ob sie es mit einem anderen Mann noch einmal versuchen wollte. Ich zeigte mich voller Verständnis und gab alle möglichen Banalitäten über die Ernsthaftigkeit der Gefühle von mir, um sie zu beruhigen. Schließlich schilderte ich ihr meine Träume und Pläne, eine klare und deutliche Botschaft. Das Porträt meiner Idealfrau war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Ich begleitete sie bis zur Haustür und verabschiedete mich mit einem züchtigen Kuss auf die Wange. Wie immer lächelte sie verlegen und schlug die Augen nieder.
Von da an gingen wir jeden Mittwoch miteinander aus. Im ersten Monat gab es nichts als Kino, Theater, Restaurants. Dann kam sie eines Abends zu mir nach Hause. Nach dem Abendessen setzte ich mich auf dem Sofa dicht neben sie und fing an, sie zu küssen. Sie ließ mich an ihre Brust, aber als ich den Reißverschluss ihrer Hose aufmachte, meinte sie, das sei ihr noch zu früh. Als sie sich den Mantel anzog, beschloss ich, es zu riskieren. Es war so weit, ich wollte feststellen, ob ich sie richtig eingeschätzt hatte.
»So verlierst du mich. Für immer«, sagte ich mit dünnem Stimmchen.
Sie erstarrte. Dann zog sie sich den Mantel aus und kam aufs Sofa zurück.
»Mach ein bisschen Musik an. Bitte.«
Ich hatte nichts Besonderes im Haus. CDs, die ich für neuntausend Lire im Supermarkt gekauft hatte. Die meisten Wiederauflagen alter Schallplatten, Musik, die ich als Jugendlicher gehört hatte, wenn ich samstagnachmittags auf Feten ging und mit meinen Klassenkameradinnen eng umschlungen tanzte und versuchte, ihnen an die Titten zu fassen. Ich griff nach der erstbesten CD. Greatest Hits von Caterina Caselli.
Roberta war miserabel im Bett. Sie konnte nur die Beine breit machen. Obwohl ich es ihr gern so richtig besorgt hätte, benahm ich mich wie ein vollendeter Gentleman und bedeckte sie mit Zärtlichkeiten. Neun Musikstücke hörte ich an,
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