Arrivederci amore, ciao
Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu ebnen.
Einmal kam auch die Spezialeinheit im Antiterrorkampf. Unmittelbar nach dem Mord an D’Antona durch zwei Brigate-Rosse-Leute. Sie sagten, ich solle sie benachrichtigen, falls irgendwelche früheren Genossen aus der Zeit des bewaffneten Kampfes bei mir auftauchten.
»Zu mir würden die nie kommen.«
»Wer weiß. Jeder macht mal einen Fehler«, entgegnete der Ältere.
»Uns interessieren vor allem die aus den Sozialzentren«, erklärte der andere.
»Die besuchen mein Lokal nicht.«
»Das stimmt. Aber halt die Ohren offen, ja?«
»Ja.«
Ich war sicher, dass ich recht hatte. Die ganze Stadt wusste, dass das La Nena von einem Exterroristen geführt wurde. Und den Typen aus den Sozialzentren war völlig klar, auf welche Weise ich einer langen Haftstrafe entgangen war. Das hatten sie mir gezeigt, indem sie an meine Jalousie »Pellegrini Verräter« schmierten. Mehrmals. Ich lackierte das über, und sie kamen mit einer Sprühdose roter Farbe wieder. Eines Nachts schrieb jemand »Nach Seattle ist nichts mehr wie es war«. Den Slogan kannte ich. Er stand an allen Wänden. Ich ließ ihn stehen. Er galt nicht mir.
Sante Brianese wurde Regionalratsabgeordneter. Nach einer geschickt geführten Wahlkampagne konnte er sich ein Referat sichern, das gute Geschäfte versprach. Er feierte im La Nena. Ströme von Champagner, Umarmungen mit den alten Freunden, Handschläge der neuen. Sein Hofstaat wurde immer größer. Ich nahm die Getränke aufs Haus, denn ich freute mich aufrichtig über seinen Erfolg. Auch weil ich spürte, dass ich die Rehabilitation so gut wie in der Tasche hatte. Noch vier Monate, dann war die Fünfjahresfrist vorbei. Und wenn das Verfahren in Gang gebracht war, musste ich nur noch warten, bis die Ermittlungen geführt und das Datum der Anhörung festgesetzt war. Acht Monate, maximal zehn. Mit vierundvierzig konnte ich dann ein vollwertiger Bürger sein. An jenem Abend kam Brianese zu mir und legte mir den Arm um die Schultern.
»So langsam wird es Zeit, dass du dir eine anständige Frau suchst«, sagte er väterlich. »Die Gerüchte sagen, du bist ein Schürzenjäger, und das ist nicht gut. Hier bei uns heiratet man in der Kirche. Wenn du den Segen des Priesters erst hast, kannst du alles vögeln, was dir vors Rohr kommt.«
Seine Worte ließen mich zum ersten Mal erwägen, ob ich nicht heiraten sollte. Eine gute Idee. Mit einer Frau zu leben, das konnte nützlich und angenehm sein. Ich fing an, mich umzuschauen. Sofort fiel mir eine Frau von rund fünfunddreißig Jahren auf, die jeden Tag im La Nena zu Mittag aß. Sie hieß Roberta. Soweit ich wusste, war sie in einer Notarskanzlei angestellt. Sie kam immer mit ein paar Kolleginnen und bestellte leichte Gerichte. Obwohl für meinen Geschmack etwas zu jung, gefiel sie mir wegen ihrer Schüchternheit. Wenn ich von Tisch zu Tisch ging, pflegte ich mit den Gästen zu scherzen. Zu den Frauen war ich übertrieben galant, so hatte es mit der Avvocato empfohlen. Sie senkte jedes Mal den Blick, und auf ihrem hübschen Mund erschien ein verlegenes Lächeln. Meine Beobachtungsgabe sagte mir, dass sie eine von Natur aus unterordnungswillige Frau war und man sie nicht erst zu der Rolle zwingen musste. Körperlich fand ich sie attraktiv. Groß, schlank, gut gebaut. Die Brust war nicht gerade üppig, aber durchaus vorhanden, und sie hatte einen hübschen kleinen Hintern. Schulterlanges hellbraunes Haar rahmte ein anmutiges Gesicht mit ebenmäßigen Zügen ein. Nur die Beine waren nicht besonders. Ich schielte darauf, als sie sie übereinander schlug, und stellte fest, dass ihre Knöchel eher dicklich waren und die Schenkel Zellulitisstreifen aufwiesen. Unvollkommenheiten, die sie mit Sicherheit verletzlich und zuwendungsbedürftig machten. Ich begann, ihr den Hof zu machen. Blicke, Lächeln, kleine Aufmerksamkeiten. Sonst wusste ich nichts über sie. Ich bat Nicoletta, meine Exloverin mit den gefälschten Chanelkostümen, ein bisschen herumzufragen. So erfuhr ich, dass Roberta nach sechs Jahren die Beziehung zu einem Mann beendet hatte, der sie nicht zum Altar führen wollte. Sie lebte allein am Stadtrand, hatte eine Zweizimmerwohnung in einem großen Haus mit Eigentumswohnungen.
»Das ist doch nicht die richtige Frau für dich«, meinte meine Informantin.
»Eifersüchtig?«
Sie schüttelte den Kopf. »Roberta ist ein altmodisches Mädchen. Hochzeit, Kinder, Weihnachtsbaum …«
Ich lächelte zufrieden. »Genau
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