Arrivederci amore, ciao
Monat fest. Nur noch dreißig Tage trennten mich von meinem neuen Leben. Dann würde ich wieder wählen und tausend andere Dinge tun können, vor allem brauchte ich keine Angst mehr vor Polizeikontrollen zu haben. Ich schlug Roberta vor, dass wir sofort nach der Entscheidung des Gerichts heirateten. Gerade noch genug Zeit, um eine Traumhochzeit vorzubereiten. Sie hatte auch schon darüber nachgedacht, und es zeigte sich, dass sie sehr klare Vorstellungen von dem Ganzen hatte. Auch von der Hochzeitsreise. Malediven. Die reizten mich zwar nicht besonders, aber ich hütete mich, irgendwelche Einwände zu machen. Die Vorbereitungen würden sie beschäftigt halten und sie endlich von ihren Zweifeln ablenken, ob ich sie nicht doch mit Martina betrogen hatte.
Zum ersten Mal fühlte ich mich wirklich wohl. Und unangreifbar. Die Vergangenheit konnte mir nichts mehr anhaben.
Roberta
Ich hatte mich zu sicher gefühlt. Ein unverzeihlicher Irrtum. Wirklich sicher kann man sich nur fühlen, wenn man sich im Leben nichts hat zuschulden kommen lassen. Einer wie ich musste sich mit der Wahrscheinlichkeit begnügen. Allerhöchstens hätte ich mich »relativ« sicher fühlen dürfen. Und immer wachsam bleiben müssen. Jetzt aber kam einer meiner zahlreichen Irrtümer aus der Vergangenheit hoch und erwischte mich kalt. Anedda. Ich blickte hoch, da stand er vor mir. Als Allererstes dachte ich, ich hätte ihn doch umbringen sollen, damit er nie wieder in meinem Leben auftaucht. Das hier war ganz sicher kein Höflichkeitsbesuch. Ferruccio, der Bulle, saß in der Scheiße. Und zwar bis hierhin. Auf den ersten Blick war zu erkennen, dass er restlos verzweifelt war. Der Anzug zerknittert, unrasiert, ungekämmt, die Augen fiebrig glänzend. Vor mir stand nur noch das Gespenst des Mannes, den ich gekannt hatte. Sein Blick sagte mir, dass ich seine letzte Hoffnung war. Ich goss ihm einen Brandy ein. Einen billigen, der sonst in den Kaffee kam. Er kippte ihn auf einen Zug.
»Ich muss mit dir reden«, sagte er rau. Die Spannung zwischen uns war sichtbar wie der Rauch seiner Zigarette.
»Ich hab dir nichts zu sagen.«
»Wir treffen uns heute Abend bei dir zu Hause.«
»Du hast mich nicht verstanden.«
»Du hast nicht verstanden«, zischte er, arrogant wie üblich. »Tu, was ich dir sage, ohne Widerrede.«
Während er ging, starrte ich seinen Rücken hasserfüllt an. Dann schaute ich, ob die Gäste etwas von unserem Wortwechsel mitbekommen hatten. Alles schien ruhig. Ich goss mir zwei Finger hoch Lagavulin ein. Die Wärme des Whiskys vertrieb für einen Moment die Kälte, die meinen Magen umklammert hielt. Jetzt war auch ich verzweifelt. Anedda wollte mich mit Sicherheit in irgendeine beschissene Sache reinziehen, die alles, was ich aufgebaut hatte, gefährden würde. Achtzehn Tage vor meiner Anhörung. Diesen Schicksalsschlag hatte ich nicht verdient.
Ich ließ das Metallgitter vor dem Lokal herunter und ging nach Hause. Der Bulle hatte mich nicht nach der Adresse gefragt. Er wusste wohl schon alles über mich, was er brauchte. Als ich die Haustür aufsperrte, sah ich im Augenwinkel Anedda aus einem nachtschwarzen Alfa Romeo steigen. Er folgte mir schweigend und warf sich auf das Sofa.
»Ich bin so was von fertig!«, rief er.
Er zog eine Zigarette aus einem Päckchen, das ebenso zerknittert war wie sein Anzug.
»Was willst du?«
Er machte keine langen Worte. »Du musst einen für mich umlegen.«
»Kommt nicht in Frage«, entgegnete ich. »Ich bringe niemanden für dich um. Ich lebe jetzt ein anderes Leben.«
»Ich weiß. Du bist ein anständiger Mann geworden. Aber wenn du mir diesen Gefallen nicht tust, bin ich geliefert. Und um den Schaden zu begrenzen, müsste ich kollaborieren. Dann ziehe ich dich mit mir in den Abgrund.«
Na bravo. Er hatte mich am Arsch. Ich goss mir etwas zu trinken ein. »Um wen geht es?«
»Um einen von meinen Informanten. Ein Scheißalgerier, Mitglied bei der Islamischen Heilsfront. Wir haben ein paarmal Geschäfte miteinander gemacht. Dann ist er verschwunden. Jetzt habe ich erfahren, dass er mit den Carabinieri gemeinsame Sache macht. Wenn ich dem nicht sofort das Maul stopfe, reißt er mich gewaltig rein. Die ehrenwerten Carabinieri schaffen es immer, dass einer ihnen alles erzählt.«
»Wo wohnt er?«
»In Bologna. Ich habe drei Tage und drei Nächte gebraucht, um seinen Unterschlupf herauszufinden. Habe Himmel und Erde in Bewegung gesetzt.«
»Und warum erledigst du den Job nicht
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