Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Arrivederci amore, ciao

Arrivederci amore, ciao

Titel: Arrivederci amore, ciao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
Vom Netzwerk:
dicke Autos war noch nicht gekommen.
    Später bat man mich noch um andere Gefälligkeiten. Aber der Anwalt respektierte immer unsere Absprache, dass es sich um kleinere Sachen handeln musste.
    »Deine Rolle ist es, unseren Freundeskreis gegen Angriffe von außen zu verteidigen«, erklärte er mir einmal. »Die Legalität wiederherzustellen. Unsere eigene, versteht sich.«
    Meistens musste ich nur ein bisschen die Muskeln spielen lassen. Manchmal brauchte ich nicht einmal Gewalt einzusetzen, wie im Fall der Kundin einer Bankfiliale des Landkreises, die behauptete, der Filialleiter habe sie genötigt, für einen Kredit von dreihundert Millionen Lire Bürgschaften zu unterzeichnen. Ich brauchte ihr nur zu empfehlen, die Anzeige doch lieber zurückzuziehen. Bei anderen Gelegenheiten war ich gezwungen, wirklich hart durchzugreifen. So im Fall einer Hure aus Triest, Alexia, die einen lieben Kunden meines Lokals erpresste. Dieser Mann, der begüterte Inhaber einer Schraubenfabrik, hatte die junge Frau in einem Nachtclub kennengelernt. Sie hatte ihn für eine halbe Million Lire zu sich nach Hause abgeschleppt, und während sie im Bett waren, filmte eine im Bücherschrank versteckte Kamera, wie sie miteinander schliefen. Jetzt verlangte Alexia zweihundert Millionen Lire, sonst würde sie sowohl an die Gattin als auch an die beiden Tageszeitungen der Stadt anonyme Päckchen schicken.
    Ich begleitete den Mann zu der Wohnung, wo die Geldübergabe stattfinden sollte. Als die Frau durch den Türspion blickte, sah sie nur ihren Kunden, doch als sie öffnete, stand ich da. Erschrocken versuchte sie den Unternehmer zurückzurufen, der bereits wieder die Treppe hinunterging. Ich verpasste ihr einen Haken auf den Mageneingang und schubste sie in die Wohnung. Sie gab die Videokassette heraus und beteuerte, dass es keine Kopien gebe, aber ich glaubte ihr nicht. Ich fesselte sie auf einen Stuhl. Dann holte ich aus der Küche ein Paket grobes Salz, einen Trichter und eine Karaffe voll Wasser. Eine absolut regelkonforme polizeiliche Verhörmethode. Bei der zweiten Karaffe verriet sie mir, dass sie im Wäscheschrank zwischen den Betttüchern zwei weitere Kassetten versteckt hatte. Alexia hatte das Hühnchen gründlich rupfen wollen. Dem Unternehmer sagte ich, es gebe noch mehr Kopien der Aufnahme, und um sie zu bekommen, müssten wir zwanzig Millionen Lire berappen. Er zahlte ohne Widerrede.
    Einmal wurde ich mit einem Diebstahl beauftragt. Einem gut bezahlten, der Auftrageber kam wohl aus der Pharmaindustrie, nehme ich an. Ich musste im Krankenhaus aus einer bestimmten Abteilung verschiedene Unterlagen mit Patientendaten besorgen. Ein Kinderspiel.
    Der Anwalt hatte recht gehabt, auch, was die Frage der Freundschaft anging. Seit meine Gäste bemerkt hatten, dass ich sein Vertrauen genoss, behandelten sie mich anders als zuvor. Nicht als einen der Ihren, aber doch als einen, mit dem man Geschäfte machen konnte. So schloss ich mich zwei weiteren Kreditwucherern an und wurde Gesellschafter in einer illegalen Strickmanufaktur, in der chinesische Arbeitskräfte beschäftigt waren. Vor allem investierte ich in schnell abgewickelte, lukrative Sachen, von Weinlieferungen bis zu Möbeln, von Silvesterkrachern bis zu Computern. So war Nordostitalien: ein rascher Kreislauf von Waren und Geld. Man musste nur den richtigen Kreisen angehören. Und dieser war der richtige, in jeder Hinsicht. Zu den Freunden gehörten auch eine Reihe Bullen, vom Schutzmann bis zu verschiedenen Carabinieri. Diejenigen, die zu Brianeses Hofstaat gehörten, waren fleißige Besucher des La Nena. Andere kamen dann und wann mal zum Aperitif vorbei. Anfangs machten sie mich nervös. Dann gewöhnte ich mich an sie. Der Anwalt lobte bei jeder sich bietenden Gelegenheit meine Anstrengungen zur Resozialisierung. Mit der Zeit fingen sie an, mich nach verschiedenen Gästen auszufragen. Das überraschte mich nicht sonderlich. Viele Wirte sind Informanten. Ein paar Leute bekamen Schwierigkeiten wegen dem, was ich über sie geflüstert hatte, aber es ging immer nur um kleine Sachen. Raubkopien von Filmen, betrügerische Reisevermittlungen, Kunstschmuggel. Alles von kleinen Kriminellen betrieben. Leuten, die schnell Geld machen wollten und eine scheinbar leicht begehbare Abkürzung gewählt hatten. So leicht, dass sie sich den Luxus erlaubten, zu viel zu quatschen. Ich für meinen Teil war mehr als froh, der Ordnungsmacht Informationen liefern zu können. Das half, den Weg zu meiner

Weitere Kostenlose Bücher