Arschloch!
schönheitsoperierten Mutter.
Ich drehe mich zu Thomas, als er gerade dabei ist eine Kundenanfrage zu bearbeiten.
„Hast du heute schon etwas gegessen?“
„Nein, bisher noch nicht!“
„Und willst du etwas essen? Ich brauche dringend etwas. Das Team-Meeting steht noch an und ich habe Bärenhunger!“
„Ja. Was schlägst du vor?“
„Ich habe eine Dose Gulasch mit. Die reicht für uns beide! Dazu mache ich noch ein paar Nudeln.“
„Hört sich gut an.“
„Ich mache jetzt Pause und mache das Essen fertig. In Ordnung? Ist doch billiger als ins Restaurant zu gehen!“
„Klar, danke!“
„Hast du etwas dagegen, wenn ich das filme?“
„Willst du das etwa auch für deine Freundin filmen?“
„Klar.“
„Tu was du nicht lassen kannst.“
Ich stempele mich zur Mittagspause aus, nehme meine Bag, schlendere rüber in die Küche und stelle meine Kamera auf, so dass sie genau auf die weiße Küchenzeile gerichtet ist. Leider ist unsere Betriebsküche an einer Wand installiert und nicht freistehend, wie diese prächtigen Küchen bei Biolek, Tim Mälzer oder dem Kochduell. Echt schade, aber dennoch trotze ich diesen Gegebenheiten und starte die Aufnahme.
Eine Viertelstunde später nehme ich mir zwei flache Teller und breite die Nudeln darauf aus. Es werden zwei riesige Portionen, da habe ich mich bei der Portionierung doch ein wenig vertan. Auf meinem Teller landet eine große Portion Gulasch, dann stelle ich mich direkt neben meine Kamera und filme aus nächster Nähe, wie ich das Hundefutter in den Topf fülle, es mit dem Gulasch verrühre und das Gemisch auf den anderen Teller gebe. Leider habe ich Petersilie vergessen, denn die hätte den Anblick noch ein bisschen verfeinert. Die sollte ich beim nächsten Versuch nicht vergessen. Das Auge isst schließlich mit. Ich halte die Teller kurz in die Kamera und man sieht deutlich, dass kein Unterschied zu erkennen ist. Die Szene erinnert mich irgendwie an das Kochduell. Ich lege die Teller zur Seite, stoppe die Aufnahme, schnappe mir Besteck, gehe rüber ins Callcenter und stelle meine Kamera an Thomas Arbeitsplatz auf.
Die Kamera ist so positioniert, dass sie mich dabei filmt, wie ich Thomas‘ Tisch decke. Das Messer nach rechts, die Gabel nach links, wie es sich gehört und es mir meine Nazi-Großeltern mit Schlägen beigebracht haben. Ich laufe zurück in die Küche, hole das Gericht und komme als nächstes mit den zwei Tellern durch die schwingende Tür wieder rein. Ich spiele einen Kellner, der freundlich ist, um wenigstens etwas Trinkgeld zu seinem popeligen Stundenlohn zu erhaschen. Den Teller reiche ich Thomas von der rechten Seite, so wie es sich gehört, dann rufe ich Daniela zu uns und wir ändern die Einstellung. Sie filmt mich dabei, wie ich ihm einen guten Appetit wünsche, danach übergibt sie mir die Kamera. Ich trete neben Thomas und filme ihn beim Essen.
„Schmeckt‘s?“
„Ist lecker! Danke!“
Er nimmt einen weiteren Bissen.
„Das ist gut. Vielen Dank!“
„Kein Problem. Danke für deine Hilfe.“, antworte ich, stoppe die Aufnahme, setze mich an meinen Arbeitsplatz und sehe genüsslich dabei zu, wie er Hundefutter zu sich nimmt und sich sogar darüber freut. Er hätte mich am 1. April besser nicht verarschen sollen und von der Sache mit dem Geld brauche ich wohl nicht zu reden. Es herrscht Krieg.
Mein Magen knurrt, ich schnappe mir meine Gabel und schiebe einen ganzen Batzen in meinen Mund. Es schmeckt nach Rind und Leber. Es schmeckt zum Kotzen. Ich habe den falschen Teller.
„Ist dir wirklich gelungen, Moritz! Was ist das? Schweinefleisch? Rindfleisch? Guten Appetit!“, sagt Thomas mit vollem Mund, deutet mit seiner Gabel auf das Essen und lächelt mich an. Blödes Arschloch!
21.06.2005
In meiner Mittagspause kaufe ich mir einen Stimmverzerrer, der als Scream-Kostüm-Zubehör zu unserem Sortiment gehört und sich gut verkauft. Den brauche ich für meine zukünftigen Arbeitserhaltungsmaßnahmen. Nach der Mittagspause, in der ich meine Ware an der Warenausgabe in Empfang nahm und einen Döner bei McDöner aß, teile ich Daniela mit, dass ich sie in die Spätschicht eingeteilt habe.
„Sorry es ging nicht anders!“, sage ich, blinzele ihr mit beiden Augen zu, laufe zurück an meinen Arbeitsplatz und setze mich auf meinen Drehstuhl. Wenn sie nicht mehr mit mir fickt, dann sorge ich eben dafür, dass sie ihre Scheißsoap nicht gucken kann.
Nach dem Länderspiel gegen Argentinien, als die Spielanalysen beginnen,
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