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Arschloch!

Arschloch!

Titel: Arschloch! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauricio Borinski
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konnte alles machen. Sie heiratete einen Mann. Sie bekam ein Kind. Als das Kind zwei Jahre alt war, versuchte sie sich umzubringen. Sie war erfolglos und landete in der Psychiatrie. Anne weiß nicht, wie oft sie dort war. Jedenfalls ist es eine ihrer ersten Erinnerungen. Das Hochhaus des Landeskrankenhauses. Mittlerweile sitzt sie in der Geschlossenen. Annes Mutter ist manisch-depressiv. Ich frage mich, was das bedeutet und muss an Aiman Ablablabla denken, der könnte mir das bestimmt sofort erklären. Aber Anne liefert mir ein genaueres Krankheitsbild. Es gibt die Finsternis, in der sie nur im Bett liegt und nicht fähig ist, aufzustehen und es gibt das Licht, das so hell ist, dass man sich die Pupillen verbrennt, wenn man allzu lange hineinstarrt. Als sie das letzte Mal in einer dieser Phasen war, hatte sie sich selbst entlassen und ist dann kurz danach in einem Laden in der lebenswertesten Stadt in der besten aller möglichen Welten ausgeflippt. In einem Handyladen...
    Kurz davor hatte sie noch die Tür ihres Nachbarn zertrümmert, ihre Möbel aus dem Fenster geworfen, ihren Fernseher und Computer verschenkt, die Satellitenschüssel des Nachbarn aus der Verankerung gerissen und sie hat sich von einem schmierigen Klinkenputzer mit italienischem Akzent einen Staubsauger andrehen lassen, der knapp 3000 Euro kostet. Da ihre Mutter mittellos, aber merkwürdigerweise nicht geschäftsunfähig, ist, muss Anne das ganze nun bezahlen. Sie hat vier Jahre Zeit. Freundlicherweise wurde eine Ratenzahlung veranlasst. Das macht den Staubsauger zwar um 30% teurer, aber sie hat ja Zeit.
    Als Anne heute in der Wohnung ihrer Mutter war, stand der Staubsauger bisher unbenutzt in der Ecke und in ihrer Wohnung sah es aus wie in einem Schweinestall. Im Klo steckten Socken. In der Küche war alles mit Kaffeesatz bedeckt. An den Wänden hässliche Fratzen aus grünem Edding. Als sie ihr Wäsche in die Psychiatrie brachte, fragte sie bloß: „Meine liebe Tochter, sage mir doch bitte, wieso ich diesen Fehler begangen und dich nicht abgetrieben habe? Dann wäre ich jetzt gesund.“
    Anne hat vielleicht Sorgen! Wenn die wüsste wie es einem geht, wenn man seit Wochen auf eine Antwort der Powerbook-Verkäuferin wartet.
    15.08.2005
    Die Ware ist natürlich immer noch nicht angekommen und in einem Ebay-Forum habe ich mehrere Kunden der Verkäuferin gefunden, die mich warnten. Insgesamt sind etwa 60 Ebay-Mitglieder von ihr abgezogen worden. Unter anderem auch derjenige, der meine Auktion gewonnen und den die Verkäuferin als Spaßbieter bezeichnet hat. Ihr Account wurde gesperrt. Ich habe den Anwalt meines Vaters kontaktiert, aber der sagte, es sei sehr unwahrscheinlich, etwas von dem überwiesenen Betrag zurückzuerhalten. Trotz zahlreicher neuer Ideen für mein Kunstwerk, sind mir die Hände gebunden. Fünf Wochen warte ich jetzt schon auf das Ding. Es ist zum Heulen. Das einzig erfreuliche ist, dass das Paket, das ich für Thomas bestellt habe, heute ankommt. Ich nehme es für ihn an, da er noch nicht auf der Arbeit ist.
    Um vier Uhr nachmittags sitzen wir im Seminarraum und warten auf Anne und die studentischen Aushilfen, die jeden Moment eintreffen müssten. Es dauert noch ein paar Minuten, dann sind wir vollzählig und ich nutze die Gelegenheit, um Thomas vor der ganzen Truppe von dem Paket zu berichten.
    „Hey Thomas, heute Morgen war der Postbote hier und hat was für dich abgegeben.“
    „Was?“, fragt er überrascht.
    Ich reiche ihm das dezent verpackte Erwachsenen-Spielzeug. „Hier! Bitte!“
    „Danke!“, sagt er und prüft das Geschenk, das ich für ihn bestellt habe. So als Überraschung.
    „Du hast dir was auf die Arbeit schicken lassen?“, fragt Daniela erstaunt.
    „Ganz schön praktisch! Sollte ich vielleicht auch mal machen. Dann muss ich nicht immer zur Post rennen und meine Sachen abholen!“, fügt sie an.
    „Willst du es nicht aufmachen?“
    „Ja! Keine Ahnung wo das herkommt. Vielleicht ist es eine Überraschung von meiner Mutter.“
    Er nimmt seinen Schlüsselbund aus der Tasche und schneidet das Klebeband des Pakets mit einem kleinen Schweizer Taschenmesser durch. Ein paar Sekunden später hält er den verpackten Loverboy in den Händen. Gleit-und Hygienemittel landen auf dem Tisch. Thomas schaut mich fragend an, dann Daniela, dann blickt er rüber zur Tür, durch die Anne in diesem Moment den Raum betritt. Ich greife nach dem Schwulenporno und zeige Daniela das Cover des Films. Man sieht einen Kerl, der so

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