Life< zu hören.
„Das ist das beste Lied der Platte!“, sagt er, dann singt er laut und unglaublich schief mit.
Nach kurzem Ritt gibt sie ihm ein Zeichen und führt ihn zu einer abgelegenen Stelle, einem Parkplatz, ein kleines bisschen Abseits der Straße. Er hält an und lässt die Musik weiterhin laufen. „Ich muss eben kurz pinkeln! Hast du vielleicht ein Taschentuch?“, sagt der Mönch.
„Ja! Einen Moment!“, antwortet sie und kramt in ihrer Handtasche. Sie reicht ihm zwei Taschentücher.
„Danke!“
Der Mönch steigt mit der filmenden Kamera vom Hammel und geht zum Kofferkorb. Als er mit seiner Kamera vor meinem Trolley steht und filmt, wie er den Deckel öffnet, könnte er heulen. In dem Koffer sieht es aus wie auf einer Müllhalde, alles ist durcheinander und er ist sich sofort bewusst, dass dieses Bild durch das erste, das sein Kollege noch im Hotelzimmer gefilmt hat, ersetzt werden muss. Er muss es dann nur rückwärts abspielen.
Er kramt das Chloroform heraus und benetzt das Taschentuch. Dann nimmt er eine kleine Priese, huh, die dröhnt ganz schön, huh. Er läuft ein paar Schritte weiter, huh, torkelt dabei, huh, dann bleibt er an einem Gebüsch stehen, huh, pisst, atmet tief durch und torkelt zurück. Er setzt sich zurück in seinen Fahrerkorb, dreht die Musik ein bisschen lauter und drückt Minnie Mouse das Taschentuch aufs Gesicht. Sie strampelt, aber sie hat nicht den Hauch einer Chance. All die Anstrengungen der letzten Jahre während des Fitnesstrainings zahlen sich in diesen paar Sekunden aus, schießt es ihm durch den Kopf. Er fühlt sich wunderbar und einen Augenblick später liegt sie ruhig neben ihm, bildhübsch, mit riesigen Ohren und runder schwarzer Nase. Er startet erneut sein Lieblingslied des Soundtracks und galoppiert zu dem Schleichweg, den er vorhin erkundet hat. Als er über die Schotterpiste trabt, singt er wieder mit.
„I‘ve had the time of my life
No I never felt this way before
Yes I swear it‘s the truth
And I owe it all to you“
Er hält seinen Hammel mitten im Wald, an einer kleinen Lichtung, an der es stockfinster ist, und er muss die Xenonscheinwerfer des Hammels eingeschaltet lassen, sonst würde er nicht einmal die eigene Hand vor seinem Auge sehen. Er entnimmt das Stativ aus dem Kofferkorb und stellt es neben seinen Hammel, den er an einem Baum festgebunden hat, dann montiert er die Kamera drauf, rückt den Trolley in den Bildbereich und ordnet schnell das Chaos. Die Nutte schläft, als er sie aus dem Beifahrerkorb zerrt. Er geht rüber zu seiner Ausrüstung und schnappt sich die Handschellen und das Gaffatape. Er hält beide Utensilien kurz in die Kamera, dann nähert er sich der betäubten Minnie Mouse, die mitten im Lichtkegel der Xenonscheinwerfer liegt, schließlich müssen diese Weiber gebunden sein. Auch die Freche wendet sich zur Flucht, wenn sie den sicheren Tod vor Augen sieht. Er fixiert sie, bis sie fest an einem Baum kniet. Da er sich darüber vorher nicht besonders viele Gedanken gemacht hat, verbraucht er fast die gesamte Gaffatape-Rolle. Als er mit seiner Arbeit zufrieden ist, kramt er die Tasche mit den Handys und den iPods hervor und legt sie neben die schlafende Minnie Mouse. Er hockt sich hin und zählt aus, welches der Geräte er benutzen wird. Ene, mene, miste, es rappelt in der Kiste. Ene, mene, meck, und du bist weg. Weg bist du noch lange nicht. Sag mir erst wie viel Speicherplatz dein momentanes iPod hat. 2 GB. Sein rechter Zeigefinger bleibt über dem weißen iPod mit 40 GB Speicherkapazität stehen. Dann soll es das sein. Er schnappt sich das Gerät und das Tränengas, hält die Utensilien kurz in die Kamera, blinzelt mit beiden Augen in das Objektiv, lächelt und legt los.
17.10.2005
Kurz vor Feierabend entdecke ich eine E-Mail der Marketingabteilung. Endlich haben sie sich entschieden. Na, wann soll ich zum Interview antanzen und was soll ich beantworten? Ich öffne die Mail.
VON:
[email protected] AN:
[email protected] BETREFF: Interview
Hallo Moritz,
Ich wollte dir nur mitteilen, dass wir uns für Thomas entschieden haben. Du hattest doch schon ein Interview im ersten Update des Jahres und da wir auch noch andere Mitarbeiter haben, sollten wir die Chance dazu nutzen, um nach und nach alle vorzustellen.
Mit freundlichen Grüßen
Michael
Es trifft mich wie ein Schlag auf den Kopf. Mit voller Wucht. Die Marketingabteilung hat sich für diesen faulen und hässlichen Sack entschieden! Da sieht