Arschloch!
biete 500 Chips. Er erhöht und geht all-in. Ich gehe mit. Mit breiter Brust decke ich meine zwei Asse auf. „Full House! Eines der höchsten!“ Ein Raunen geht durch mein Wohnzimmer.
Thomas lacht und deckt seine Karten auf. Ohne ihn zu beachten, nehme ich den Pott an mich, aber in dem Moment in dem ich die Chips zu mir ziehen möchte hält Michael mich auf.
„Ey, Moritz! Thomas hat gewonnen. Er hat vier mal die Sieben!“
„Was?“
Und tatsächlich. Thomas hat vier mal die Sieben. Er hat gewonnen und ich bin raus. Das darf nicht wahr sein. Der war doch gerade der Dealer. Er hat mich beschissen. Aber das zahle ich ihm heim. Mit Sicherheit. Gleich heute Abend. Da kannste aber einen drauf lassen.
Ich verlasse den Tisch und laufe rüber in die Küche, in der ich mich ganz nett mit ein paar Gästen unterhalte, die sich grade von meinem Buffet nehmen. Ich wünsche ihnen einen guten Appetit und schnappe mir ein kühles Bier aus dem Kühlschrank. Als ich wieder im Wohnzimmer bin, filme ich die Pokerrunde, in der Thomas alle abzockt. Irgendwann liegen fast alle Chips, die im Spiel sind, vor ihm. Er kann kaum noch auf den Tisch blicken so hoch türmt sich das vor ihm auf, aber dann hat niemand mehr Lust zu spielen und wir beenden die Pokerrunde.
„Wo ist eigentlich deine Freundin?“, fragt mich Michael.
Welche Freundin? Doch dann fällt mir wieder ein, dass alle Anwesenden denken, ich hätte eine Freundin, die gelegentlich modelt.
„Ach, die ist wieder unterwegs. Hat ein Shooting in Malaysia.“
„Die würde ich ja gerne mal kennenlernen.“
„Vielleicht ein andermal!“, sage ich.
Thomas reicht mir die Chips und ich sortiere sie wieder in den Koffer. Wenn ich ihm das jetzt auszahlen müsste, wäre ich wieder ein armer Schlucker. Aber das Ganze gehört in die Kasse. Ich ziehe die eigens bei Photoshop erstellte Urkunde hervor und trage die Gewinnsumme ein, reiche sie an Thomas und rufe alle Leute in die Küche. Dort positionieren sich alle um den Küchentisch herum und klatschen laut Beifall, während ich filme, wie Thomas das Geld, das auf dem Tisch lag, langsam in die Spardose einwirft und die Urkunde in Empfang nimmt. Beim Pokern sind knapp 100 Euro rumgekommen. Wenn ich die Investition für das Pokerset abziehe, dann macht das einen Gewinn von 75 Euro. Das mache ich jetzt bei jeder Spendenparty. Vielleicht kann ich beim nächsten Mal einen weiteren Tisch eröffnen. Mal gucken.
Nach der Pokerrunde spendiere ich zwei Flaschen Prosecco, drehe die Musik etwas lauter und bitte zum Tanz. Während eines Songs von Jay-Z, als ich Arm in Arm mit Diana, einer Bekannten von Daniela, tanze, komme ich auf eine Idee, wie ich mich bei Thomas für die peinliche Situation beim Pokern rächen kann.
Nach dem Song, entschuldige ich mich von meiner Tanzpartnerin und laufe rüber in meine Küche. Ich schnappe mir meine Kneifzange, die ich in weiser Voraussicht in meiner Besteckschublade deponiert habe und knipse das Kensington Lock, mit dem meine Spardose gesichert ist, durch.
Ich wollte ursprünglich den Diebstahl der Kasse vortäuschen. Das hätte mir vielleicht noch ein bisschen mehr Geld eingebracht, so wie damals bei den Studenten. Die haben dann noch knapp 30 Euro zusammenbekommen. Ich dachte, ich könnte die Spardose in meinem Gefrierschrank verstauen, direkt neben dem Chihuaha meiner Mutter, den ich aus Versehen zu Tode gequält habe und der mittlerweile seit vier Jahren auf Eis liegt. Es ist noch ausreichend Platz neben ihm, aber es bietet sich ein viel besseres Versteck an: Thomas Sporttasche, die unter dem Küchentisch liegt. Ich verstaue die Spardose neben seinen stinkenden Basketball Schuhen und lege die Kneifzange auf sein nassgeschwitztes T-Shirt. Anschließend stelle ich die Tasche wieder zurück an ihren Platz, unter den Küchentisch und laufe rüber ins Wohnzimmer, in dem sich meine Gäste prächtig amüsieren.
Der Flirtfaktor des Abends ist erfreulicherweise hoch. Daniela hat gleich drei ihrer Tussi-Kolleginnen angeschleppt, von denen eine blöder, aber auch geiler ist, als die andere. Ich unterhalte mich kurz mit einer von ihnen, sie sieht aus wie Prinzessin Leia, als plötzlich Daniela zu mir kommt.
„Die Kasse ist nicht mehr in der Küche! Hast du sie weggelegt?“
„Nein, das habe ich nicht.“
Ich laufe rüber in die Küche und tatsächlich, die Kasse ist nicht mehr an ihrem Fleck. Sofort laufe ich rüber ins Wohnzimmer, Thomas kommt mir im Flur entgegen und will sich von mir verabschieden,
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