Arschloch!

doch dafür habe ich keine Zeit. Ich schalte die Musik aus und schlage Alarm: „Die Kasse wurde geklaut! Niemand verlässt den Raum! Das gilt auch für dich, Thomas. Ich will alle Taschen sehen!“
    Die Anwesenden glotzen mich an, als sei ich ein Dämon aus der Hölle, der ihnen den Abend ruiniert. Ich stelle mich vor meine Wohnungstür und lasse Daniela sofort nach der Spardose suchen. Unter den Gästen beginnen die ersten Diskussionen. Wer hat das gemacht? Wie kann man nur so unverschämt sein und einem solch tollen Gastgeber, wie mir auch noch die Kasse klauen!
    Einen Augenblick später bitte ich Thomas darum, mir seine Sporttasche zu zeigen. Ich nehme die Tasche an mich, ziehe den Reißverschluss auf und werfe einen Blick hinein. Die Sachen liegen tatsächlich in seiner Jacke. Ich fasse es nicht. Er auch nicht und guckt wie ein Auto.
    „Raus aus meiner Wohnung!“
    „Was?“
    „Jetzt tust du auch noch so scheinheilig!“, schreit ihn Daniela an, die gleich hinter mir steht. Vor versammelter Mannschaft ziehe ich die Kasse aus der Tasche und halte sie in die Luft. Der abgeschnittene Teil des Kensington Locks fällt auf mein Laminat. Alle machen >ooohhh< und richten ihre Augen auf den Übeltäter.
    „Ich habe keine Ahnung, wie die dahin kommt!“
    „Ja, klar. Sie hat sich bestimmt dorthin verirrt!“, ruft Daniela.
    Ich greife erneut in die Tasche und hole die Kneifzange hervor.
    „Und was hattest du mit dieser Zange vor?“, frage ich.
    „Ich habe keine Ahnung. Ich schwör‘s dir, ich habe sie nicht geklaut!“
    „Ja, ja!“
    „Irgendwer spielt mir einen Streich!“
    „Thomas, ich glaube vielmehr, dass du mir einen Streich spielen wolltest und ich bitte dich jetzt darum, die Wohnung zu verlassen. Du bist hier nicht mehr willkommen.“
    „Aber…!“, stammelt er.
    „Nichts aber! Raus und zwar sofort!“
    Alle Gäste mustern ihn von oben bis unten und er verlässt beschämt meine Wohnung. Daniela gesellt sich zu mir und offenbart mir ihre Fassungslosigkeit.
    „Wie kann man nur so dreist sein wie dieser Kerl? Echt. Du schmeißt hier total die tolle Party und was ist der Dank? Dass man versucht, dich abzuziehen!“
    „Ich kann es auch kaum glauben. Gut, dass du rechtzeitig bemerkt hast, dass die Kasse nicht mehr dort war!“
    „Ja, Gott sei Dank, denn ansonsten wäre die ganze Spendenparty umsonst gewesen, nur weil so ein blöder Idiot sich auf Kosten anderer bereichern wollte.“
    „Aber wir haben ihn erwischt und jetzt wissen wir ja, was für ein Kerl er ist.“
    Eigentlich hab‘ ich es immer gewusst, aber jetzt wissen es die anderen auch. Ich setze mich zu Michael, der, wie alle anderen, überrascht und zugleich unglaublich enttäuscht von Thomas ist. „Das hätte ich ihm nicht zugetraut!“, sagt er und schüttelt den Kopf.
    „Ich auch nicht, aber so ist das. Man kann anderen Menschen eben nicht vertrauen! Nicht einmal seinen Kollegen!“
    „Wir leben in einer traurigen Welt!“
    Als alle fort sind, zähle ich das Geld in der Kasse. Es hat sich wieder richtig gelohnt und ich muss jetzt noch schnell eine Spendenquittung anfertigen. Nach zehn Minuten bin ich damit fertig und lade die Fotos und den gedrehten Film auf mein Powerbook. Das geht ratzfatz, denn mittlerweile komme ich ganz gut mit dem Powerbook zurecht. Schon ein paar Minuten später verschicke ich Fotos der Party an meine Gäste. Danach entschließe ich mich dazu, mich als Carola in meiner Community einzuloggen. Kurz danach erscheint eine Sofortmitteilung von Thomas auf meinem Monitor. Er braucht dringend Trost.
    auric goldfinger: 01:27:39
hallo miss honey. wie geht es Ihnen? meiner wenigkeit geht es so schlecht wie seit langem nicht mehr.
    mary goodnight: 01:28:03
lieber auric, was ist Ihnen widerfahren?
    auric goldfinger: 01:28:18
ich war auf eine party eines kollegen geladen. er veranstaltete einen umtrunk mit reichhaltigem buffet und tanz. es war ein wunderschöner abend, ich hatte sogar das glück, bei der stattfindenden pokerrunde zu siegen, was bei mir ja selten der fall ist. das dabei erspielte geld wird gespendet, was ich als sehr ehrenhaft empfinde. leider wurde ich rausgeschmissen, da man mir unterstellt hat, ich hätte versucht den gastgeber zu bestehlen.
    mary goodnight: 01:28:37
wie konnte das geschehen?
    auric goldfinger: 01:29:04
ich weiß es auch nicht. ich war kurz im bad und habe mich frisch gemacht. doch als ich wieder aus dem bad trat, wollte ich nach hause. mir wurde durch den getrunkenen alkohol doch etwas