Arschloch!
vorwirft. You don‘t have to be rich to be my girl. Dass man niemanden beklaut. Dass am Ende von der Liebe nur eine böse Überaschung übrigbleibt und wie lebenswert es in der lebenswertesten Stadt der besten aller möglichen Welten doch ist!
Einen Moment später befindet er sich in Reichweite des Tränengases. Carola sprüht ihm direkt in die Fresse. You don‘t have to be cool to rule my world. Er schreit, so sieht es jedenfalls aus, aber aufgrund der Kopfhörer in ihren Ohren in denen >Kiss< ertönt, kann sie nichts hören. Ain‘t no particular sign I‘m more compatible with. I just want your extra time an‘ your… Sie reißt sich die Handtasche von der Schulter und drescht mit aller Kraft auf seinen Kopf ein. Kiss!
Sie trifft ihn an der linken Schläfe. Die Kopfhörer fliegen ihr aus den Ohren, er beugt sich nach vorne, schreit, sie holt erneut aus und ruft: „HILFE! HILFE! LASS DIE FINGER VON MIR, DU DRECKIGES PERVERSES SCHWEIN! HILFE! HILFE!!“
Wenn eine Frau einen solchen Satz von sich gibt, rührt sich sowieso niemand, um ihr zur Hilfe zu eilen. Ich auch nicht, aber ich weiß ja, wie fit sie ist, schließlich geht sie dreimal in der Woche ins Fitnessstudio. Sie erledigt das schon selbst. Sie trifft ihn hart auf dem Rücken. Er sackt zu Boden. Sie tritt ihm mit meinen Cowboystiefeln gegen den Brustkorb und beinahe fällt ihr meine Sonnenbrille runter. Wenn die kaputt geht, dann musst du sie bezahlen, pass doch auf! Du blöde Kuh! Und pass auch auf Thomas auf, der richtet sich schon wieder auf. Der muss bezahlen und zwar mit Blut. Oder Knochenbrüchen. Das schwöre ich aber. Sie lässt die Tasche auf sein rechtes Knie krachen. Die rechte Stiefelspitze gegen seine Eier, seinen Bauch, seinen Hals, Arme und Schultern. Zwei mal sogar die Niere. Keine Körperregion wird von ihr vernachlässigt. Sie arbeitet gründlich, so wie ich es ihr befohlen habe. Plötzlich strömt grünes Blut aus seiner Nase und auch an seiner Hose und seinen Ärmeln treten grüne Flecken hervor. Wusste ich es doch, dass es sich bei ihm um ein Insekt handelt! Die grünen Flecken kriegt er bestimmt nicht wieder raus. Genau wie die Fettflecken, die ich wegen seines Aprilscherzes auf meiner Hose hatte.
Nach 90 Sekunden ist sie fertig, legt sich die Handtasche um ihre Schulter und zündet sich eine Zigarette an. Als sie die Kopfhörer wieder ins Ohr steckt läuft MC Hammers >Can‘t touch this< und die >Operation Kneifzange< wurde erfolgreich zu Ende geführt. Sie läuft jubelnd zurück zu meiner Kamera, stoppt die Aufnahme und wirft einen Blick drauf. Sie spult zurück, bemerkt aber schnell, dass sie nicht aufgenommen hat. So ein Mist. Die Kamera lief und sie hat sie vorhin nicht an, sondern ausgeschaltet. Verdammte Kacke! Frauen und Technik!! Jetzt habe ich nur die Aufnahme der Brustkamera. Das reicht mir aber nicht, also schalte ich diesmal die Kamera ein, überprüfe, ob ich auch wirklich aufnehme und schicke Carola zurück zu Thomas, der sich grade wieder etwas aufrafft.
„Hau ihn doch um, du blöde Kuh!“
Sie rennt zurück, so schnell wie es ihr die Cowboystiefel erlauben, also nicht besonders schnell, und als sie ihn nach knapp einer Minute erreicht hat, drischt sie wieder auf ihn ein. Beim ersten Mal schreit sie: „DAS HAST DU DAVON DU SCHWULE SAU!“ Beim zweiten Mal: „MICH BELÄSTIGST DU NIE WIEDER!“ Mittlerweile hat sie den Bogen raus und beim dritten Mal knirscht es beim Aufprall der Handtasche gewaltig, als würden die Golfbälle nicht auf einem Schwuchtelschädel aufschlagen, sondern auf morschem Holz. Beim vierten Mal richtet sie ihre Worte an Gott. Nach dem Amen springt sie mit ganzer Kraft auf den inzwischen ruhigen Thomas. Irgendetwas platzt, ein Absatz bleibt stecken und knickt ab. Zum Totlachen! Sie zieht ihre Schuhe aus und rennt barfuß wieder zurück, baut in Windeseile mein Lager ab und setzt sich in meinen Wagen. Ihre Füße schmerzen und nachdem ich auf dem Beifahrersitz Platz genommen habe, frage ich sie, wie Tussis so was den ganzen Abend lang aushalten können.
„Weil wir bescheuert sind und für euch Männer dämlich rumstolzieren müssen, damit wir längere Beine und einen dünneren Arsch haben! Eine Scheißwelt ist das!“, sagt sie, wirft die Stiefel auf die Rückbank, stellt die Komfortklimaanlage auf 18°C und schließt meinen iPod Ach-ist-das-toll-Shuffle an das Autoradio an. Mir fällt auf, dass es einen kleinen Kratzer hat. Zuhause werde ich das mal genauer unter die Lupe nehmen, aber
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