Artcave - In den Fesseln der Sehnsucht
offen. Man sah seinen wohlgeformten Oberkörper. Ich konnte meinen Blick kaum von ihm wenden, so als hätte ich eben ein Wunder erblickt, sosehr erinnerte er mich an Henry.
»Grüß dich, André.«
»Hallo Charlotte. Bist du auch mal wieder da?«
»Ja, ich hatte zu tun und außerdem hatte ich mich ein wenig zurückgezogen.«
»Ich dachte schon, du hast deinen Galan in der Zwischenzeit geheiratet und bist nun in der Versenkung verschwunden.«
»Nein. Wir haben uns erst einmal getrennt.«
»Ach, wie kommt das? Es schien mir doch sehr harmonisch zu sein.«
»War es auch oft, aber es ist besser so.«
Schnell kam ich mit Stefan ins Gespräch: »Ich wollte schon seit längerem mal hier her und war geschäftlich unterwegs, hab aber angerufen und mir wurde erklärt, dass man kein Fetischoutfit brauchte oder sonst auch kein Kleiderzwang bestehe. Deshalb habe ich auch nichts darunter«, erklärte er seine Hemdenfreiheit. »Hemd fand ich dann doch zu spießig«, bemerkte er.
»Kommt ganz darauf an, was für eine Aussage dahinter steht.«
»Bist du denn devot?«, wollte ich von ihm wissen.
»Beides, aber eher zu sechzig Prozent dominant.«
»Ach, ich auch. Ich bin zu diesen Anteilen devot. Anscheinend ziehe ich das gerade an.«, klärte ich ihn auf.
Ich überlegte, dass dies nicht so ganz stimmte. Im Club Fatale -Forum hatte ich fast nur Zuschriften von Dominanten.
»Aber ich bin ein Pienzchen, ich mag für mich keine sadistischen Spiele. Andersherum geht es schon extremer. Wenn jemand mehr braucht, bekommt er es auch. Aber wirklich kicken tun mich andere Dinge.«
»Und wie ich gehört habe, bist du frisch getrennt?«
»Ja, es ist irgendwie komisch und ich versuche mich nicht mehr zu vergraben. Ich habe mich sogar hier im Internetforum angemeldet. Aber mich schreiben fast nur Sadisten an, oder Männer, die alles andere sind, als das was mir gefällt«, erklärte ich.
»Und was für Männer gefallen dir?«
»Switcher.«
Wir sahen uns an und lachten.
Edgar saß alleine und ging nach draußen. Ich wollte aber weiter eine Unterhaltung mit Stefan führen. Ich wusste nicht weswegen, aber ich hing gebannt an seinen wohlgeformten Lippen, an seinen wunderschönen, ebenmäßigen Zähnen. Er hatte volles Haar, in das ich am liebsten hineingegriffen hätte, um ihn an mich zu ziehen. Fast der gleiche Haarschnitt wie Henrys. Mensch, was machte er mit mir, obwohl er doch gar nichts tat. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel, plötzlich da, mit aller Gewalt. Nein, ich war nicht auf eine Beziehung aus, sondern vielmehr auf Amüsement. Danach stand mir der Sinn. Und nun saß dieser umwerfend gutaussehende Mann neben mir und wir schienen gebannt voneinander. Bingo, so kann das gehen.
Mittlerweile kam auch Heiko, dem ich erzählt hatte, dass ich im Club Fatale sei. Auch ihn nahm ich anfangs kaum wahr, zu sehr war ich auf Stefan fokussiert.
»Willst du uns nicht mal vorstellen?«, forderte Heiko mich auf.
»Das ist Heiko. Und deinen Namen kenne ich ja noch nicht.«
»Stefan«, sagte er und gab erst Heiko und dann mir die Hand.
»Und ich bin Charlotte.«
»Wollen wir mal rausgehen, ich würde gerne eine Zigarette rauchen. Rauchst du Stefan?«
»Nein, aber ich gehe gerne mit.« Auch Heiko folgte uns.
Es war kalt an diesem Abend, wie die ganze Woche schon. Fast fröstelnd setzte ich mich auf den Stuhl. Ich hätte mir eine Decke für draußen mitnehmen sollen. Aber ich sah nur Auflagekissen liegen. Auch die hatten wir nicht mitgenommen. Wir setzten uns auf die blanken Stühle draußen.
»Und ihr zwei kennt euch schon länger?«, wollte Heiko wissen.
»Nein, wir sind uns erst heute über den Weg gelaufen«, erklärte Stefan.
»Ach ja?«
»Ja, wirklich. Aber er macht auf mich einen unwiderstehlichen Eindruck.«, erklärte nun auch ich.
»Was macht denn einen Mann für dich unwiderstehlich?«, wollte Stefan wissen.
»Da bin ich, glaube ich, wie viele. Da sind natürlich auch für mich zunächst äußerliche Merkmale, die mich reizen. Ich kann einfach nicht meinen Blick von deiner Brust lassen. Die hat so genau das, was mich anmacht. Und er muss reden können, ohne gleich in Dialekt zu verfallen. Dann sollte er wenigstens Switcher sein. Oder ein Dominanter, der die andere Seite kennt.«
»Da treffe ich ja anscheinend voll ins Schwarze.«
»Wenn du so willst. Ja. Und ich muss ihn riechen können.«
»Ach, wonach soll er denn riechen?«, wollte Stefan wissen.
»Da habe ich so ganz genau meine Geruchsvorstellung.« Ich machte
Weitere Kostenlose Bücher