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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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hatte.
    »Dort liegt das Problem«, sagte er. »Es sind deine Träume, Vater. Und es gibt viele Leute, die sie nicht teilen, insbesondere in der Bruch-Gemeinschaft und bei der Ägide.«
    »Auf den Gefallenen Welten sieht man die Sache vielleicht anders, mein Sohn. Es sind zweihundertdrei Welten, und auf ihnen leben mehr Menschen als auf den neunundsechzig Planeten und Monden der Bruch-Gemeinschaft. Wollen wir demokratisch sein? Wollen wir die Mehrheit entscheiden lassen?«
    Ein Despot, der sich auf die Demokratie beruft, dachte Rahil. Er ging nicht auf die Frage seines Vaters ein.
    »Warum hast du vor siebenundachtzig Jahren nur Jazmine geschickt? Warum hast du nicht versucht, auch von mir eine Uterus-Version zu erschaffen?« Er erkannte etwas in Coltans Gesicht und fügte hinzu: »Du hast es versucht, nicht wahr?«
    »Dreimal«, erwiderte der Mann mit den kalt blickenden grauen Augen. »Jazmine war tot. Was sie betraf, blieb uns keine Wahl. Du warst am Leben, und wir haben versucht, dich zu erreichen, aber damals hatten wir noch nicht den Einfluss, den wir heute haben, und die Mittel. Du warst von der Ägide zu gut geschützt. Deshalb mussten wir es mit Jazmine versuchen, denn die Versuche mit dir schlugen alle fehl.« Ein dünnes Lächeln lag plötzlich auf Coltans Lippen. »Du machst übrigens einen Denkfehler, Junge. Wir haben keinen Uterus benutzt.«
    »Sondern?«
    »Eine Brutmaschine.«
    »Eine was ?« Zuerst dachte Rahil, dass es sich um ein hintergründiges Wortspiel handelte, oder eine Anspielung, die nur Coltan und seine engsten Vertrauten verstanden. Aber dann erinnerte er sich plötzlich an die Stummen Zeugen weiter im Süden von Heraklon, an Sammaccans Fragen nach dem Ereignis .
    »Die Diaspora«, sagte er.
    »Eine ihrer Welten ist teilweise verschont geblieben. Jemand hat sie uns gezeigt.«
    »Jemand? Dein Helfer bei den Hohen Mächten?«
    »Jemand«, sagte Coltan. »Woher, glaubst du, stammt der genetische Code für die Begabung, die ein Schmied braucht?«
    »Von den Humax«, hauchte Rahil. Reichte dies so weit zurück, sechshundert Jahre, bis zum Ereignis ? Seine Gedanken überschlugen sich plötzlich, und er starrte den Mann an, der aussah wie sein Vater. »Bist du …?«
    »Ob ich ein Humax bin? Nein. Oh, es gibt einige, eine Handvoll, mehr sind nicht übrig geblieben. Sie halten sich im Hintergrund, damit man sie nicht erkennt, und manche von ihnen nehmen wichtige Positionen ein. Du würdest staunen, Junge.« Das Lächeln auf Coltans Lippen wuchs kurz in die Breite und verschwand dann. »Ich bin damals alt und müde gewesen, mein Sohn, noch älter und müder durch den Krieg im Dutzend. Ich bin gestorben und › wiederauferstanden ‹ , wie ihr es nennt. In einer Schmiede, einem Uterus. Ohne ein zusätzliches genetisches Programm, das der Uterus zu eliminieren versucht hätte. Ich brauchte keine Brutmaschine. Bei Jazmine sah das anders aus.«
    »Aber es hat nicht geklappt.«
    »Die ersten beiden Versuche scheiterten wie bei dir«, sagte Coltan. »Der dritte hingegen erschien uns vielversprechend. Wir hatten die Brutmaschine mit der Hilfe unseres … Ratgebers modifiziert, und sie brachte uns Jazmine als kleines Kind; sie war noch fast ein Säugling. Wir ließen sie die ersten Jahre bei uns aufwachsen und gaben ihr das ebenfalls veränderte und angepasste Image, als wir sicher sein konnten, dass sie stabil war.«
    Rahil glaubte plötzlich zu sehen, wie ein Monstrum die Maske abstreifte und sein wahres, scheußliches Gesicht zeigte. Er erkannte, welches Ungeheuer er zum Vater hatte. »Du hast der sich bildenden Persönlichkeit eines Kindes fremde Erinnerungen aufgesetzt?«
    »Wir hatten sie darauf vorbereitet«, entgegnete Coltan. »Wir glaubten sie bereit.«
    »Ist dir eigentlich klar, was du da sagst?«
    »Mein Sohn …« Für einige Sekunden schien es, als suchte Rahils Vater nach Worten. »Ich habe eben schon darauf hingewiesen. Wir alle müssen Opfer bringen.«
    »Und dein Opfer?«, entfuhr es Rahil. »Was hast du geopfert?«
    »Die Liebe einer Tochter?«, fragte Coltan. »Die Liebe eines Sohns?«
    Rahil versuchte, ruhig zu bleiben. Es gab noch viele offene Fragen. Er brauchte weitere Informationen, um alles richtig zu verstehen. »Wie alt war die von der Brutmaschine geschaffene Jazmine, als ihr sie zum Artefakt gebracht habt?«
    »Neun Jahre«, sagte Coltan. »Ihre beiden Lehrer begleiteten sie. Zwei Telepathen von Blackbird, wie Delana.«
    »Aber sie sind kurze Zeit später gestorben. Ich habe

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