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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Brandhorst
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aus war, obwohl er auf Welten wie Ganska und Greenrose alles bekommen konnte, was er wollte, ohne etwas dafür tun zu müssen.
    Der in ein buntes Gewand gekleidete Händler erhob sich, als das Oberhaupt der Tennerits mit seinem Sohn hereinkam. »Sie werden staunen, Coltan, was ich diesmal für Sie habe!«
    Coltan Jaqiello Tennerit runzelte die Stirn.
    »Sire«, fügte Duartes hinzu, und daraufhin nickte Rahils Vater und nahm hinter einem breiten Schreibtisch Platz, der aus dunklem Holz bestand und dünne Beine hatte. Rahil blieb daneben stehen und bemerkte Ruben und Darel, die im Hintergrund warteten, neben dem Fenster, durch das Cambronne ins Zimmer sah. Es war ein heller Tag, sonnig und warm, aber in diesem Raum mit den dicken Teppichen und dunklen Möbeln blieb es kalt und düster.
    »Haben Sie mir endlich eine Schmiede gebracht?«, fragte Coltan.
    Duartes’ Blick glitt zu Rahil.
    »Von heute an gehört mein Sohn zur operativen Gruppe«, sagte Coltan. »Er wird zum Mann, und daher werden wir ihn wie einen Mann behandeln. Wir brauchen keine Geheimnisse mehr vor ihm zu haben.« Eine gewisse Selbstzufriedenheit lag in diesen Worten, und Rahil hörte das »fast«, das sein Vater weggelassen hatte. Er war nicht so dumm zu glauben, dass man ihn jetzt in alle Familiengeschäfte einweihen würde.
    Duartes näherte sich dem Schreibtisch, aufmerksam von Ruben und Darel beobachtet. An seinem Gürtel und den Handgelenken bemerkte Rahil kleine Geräte, und er fragte sich, welchen Zweck sie erfüllten.
    »Eine Schmiede kann ich Ihnen unmöglich besorgen, darauf habe ich Sie mehrmals hingewiesen, Sire. Die Ägide hat Sensoren in der Umlaufbahn, denen derartige primäre Technik nicht entgehen würde.«
    »Die Ägide«, zischte Coltan und warf seinem Sohn einen kurzen Blick zu.
    »Außerdem ist es sehr schwer, an solche Maschinen heranzukommen. Ich würde Aufmerksamkeit auf mich ziehen, Coltan, Sire, und das würde meine Rolle unglaubwürdig machen, die ich hier für Sie spielen kann.«
    Duartes sprach ruhig; in seinen Worten lag Gelassenheit. Die Körpersprache bildete einen gewissen Kontrast dazu, denn immer wieder deutete der Händler Gesten an, die bei jemand anders Unterwürfigkeit zum Ausdruck gebracht hätten. Doch das Glitzern in seinen Augen, und die Andeutung eines Lächelns in den Mundwinkeln verlieh diesen Gesten einen leisen, hintergründigen Spott, der mit etwas mehr Deutlichkeit einem Affront gleichgekommen wäre. Duartes war ein hochintelligenter, selbstbewusster Mann, erkannte Rahil mit einer Aufmerksamkeit, die kaum mehr etwas Kindliches hatte. Dieser Mann teilte seinem Vater mit: Ich weiß, dass Sie hier das Sagen haben und ich Ihnen ausgeliefert bin, solange ich mich an diesem Ort aufhalte. Aber ich weiß auch, dass Sie mich brauchen, und Sie sollten mich besser nicht zu herablassend behandeln.
    »Die Joulwan haben einen Uterus«, erwiderte Coltan ebenso ruhig, aber mit eisiger Stimme. »Vor acht Monaten haben sie eine Bio-Drohne gegen meinen Sohn eingesetzt.«
    »Ich weiß. Aber es steht keineswegs fest, dass die Drohne aus einem Uterus stammt.« Duartes trat noch einen Schritt näher. »Ich glaube, die Joulwan wollten , dass Sie von der Existenz einer biologischen Schmiede ausgehen, Coltan. Ich glaube, sie sind schwächer, als es den Anschein hat, und vermutlich gilt das auch für die anderen Großen Familien.«
    Coltan beugte sich vor, und seine Finger spielten mit einem Dolch, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Er drehte ihn so, dass die lange, dünne Klinge auf den Außenweltler zeigte. »Sie haben auch die Kunit und Araschni beliefert.«
    Duartes zuckte andeutungsweise die Schultern, und dabei kam ein leises Knistern von seinem Gewand. Der Stoff glänzte, obwohl das durchs Fenster fallende Sonnenlicht ihn nicht erreichte. »Kleine Dinge. Nichts Bedeutendes. Um den Schein zu wahren.«
    »Welchen Schein?«
    »Dass ich niemanden bevorzuge, Coltan. Dass ich auf niemandes Seite stehe.«
    »Sind Sie sicher, dass der Uterus, in dem die Joulwan die Bio-Drohne heranwachsen ließen, nicht von Ihnen stammt?«
    »Wie kann er von mir stammen, wenn er überhaupt nicht existiert?« Duartes löste ein unscheinbares Objekt von seinem Gürtel, ein silbernes Rechteck, etwa zehn Zentimeter lang und kaum dicker als die Klinge des Dolchs auf dem Schreibtisch. »Mit Ihrer Erlaubnis, Sire …« Er bückte sich, um den Gegenstand auf den Boden zu legen.
    Ruben und Darel näherten sich wachsam.
    »Wie stabil ist der Boden

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