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Artefakt

Artefakt

Titel: Artefakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory Benford
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Erde?«
    »Weitere Paare. Oder vielleicht einzelne, ungepaarte Singularitäten. Ich wette, dies ist das erste Mal, daß ein Paar für längere Zeit von der Erdoberfläche entfernt worden ist. Wenn es eine Anziehungskraft zwischen allen Singularitäten dieses Typs gibt, einen Aspekt des ganzen Gesetzes, den wir übersehen haben, dann werden die Singularitäten auf Erden zur Oberfläche heraufgezogen und versuchen den Satelliten zu erreichen.«
    »Von unten?«
    »Wenn es dort unten welche gibt, die sich durch den Untergrund wühlen. Und es muß welche geben. Zugegeben, es erfordert eine enorm hohe Energiekollision, um diese Dinge entstehen zu lassen. Aber Sergio integrierte die Gleichungen für die Rate kosmischer Strahlungsereignisse, die zur Entstehung massiver Singularitäten wie der unsrigen führen könnten, und er berechnete danach, daß im Innern des Erdkörpers wenigstens ein paar hundert entstanden sein müßten, seit der Planet sich bildete. Ausbrüche kosmischer Strahlung erreichen die Erde, treffen auf Atomkerne, und es entsteht eine Singularität.«
    »Im Erdinnern?«
    »Nun, mit Ausnahme deines toten Königs hat noch niemand eine an der Erdoberfläche gefunden. Die übrigen müssen in der Tiefe umherwandern.«
    »Dann könnten sie jederzeit hervorkommen. Paarweise…«
    »Richtig. Oder einzeln.«
    »Das wäre schrecklich.«
    »Sicher.«
    »Was können wir tun?«
    »Ich weiß nicht recht. Ich hatte mit Möglichkeiten wie über weite Entfernung wirkenden Kräften nicht gerechnet. Die Gleichungen…«
    »Glaubst du, du könntest eine Methode finden, sie zu, nun, zu befrieden? Ein kompliziertes Arrangement, ein neuer gebundener Zustand?«
    John lächelte. Sie kannte inzwischen den Ausdruck, der eine Wendung nach innen signalisierte. Er erinnerte sich, wie das pfeifende, kreischende Ding Kontos verzehrt hatte, und an das Vermächtnis, das es ihm in seinem eigenen Körper und Blut hinterlassen hatte und das sein weiteres Leben mit Ungewißheit überschattete. Für sie beide war jene Nacht das Ende des langen Sommers der Jugend gewesen, ein Ende der unbekümmerten Selbstsicherheit – ein Verlust, den sie ohne wirkliches Bedauern trugen, denn beide spürten jetzt ein neues Bedürfnis, das nur im Miteinander befriedigt werden konnte. Aus dem behaglichen kleinen Wirkungskreis ihres akademischen Lebens waren sie in die rauhe Welt geworfen worden und hatten am heulenden Abgrund gestanden. Doch lag gerade darin eine eigentümlich reife Freiheit, eine beruhigende bittersüße Freude. Ihr Leben wurde jetzt von erfrischenden Unbekannten berührt, zeigte sich, wie die Wissenschaft selbst, provisorisch und elementar und in Entwicklung begriffen.
    »Klar«, sagte er. »Eine Zeitlang.«

 
EIN TECHNISCHES
NACHWORT
     
Unsere Beziehungen als Experimentatoren zur theoretischen Physik sollten denen zu einer schönen Trau gleichen. Wir sollten dankbar alle Gunstbezeigungen annehmen, die sie uns erweist, aber wir sollten nicht zuviel erwarten noch alles glauben, was gesagt wird.
    LEV ARTSIMOVICH
     
    Schreibt man romanhaft über Wissenschaft, so ist es schwierig, sich in die Bereiche hoher Theorie zu erheben, ohne ein Nasenbluten zu riskieren. Ich habe dieses Buch in einer spielerischen Stimmung geschrieben, als wollte ich sagen: Seht nur, wie sonderbar die Welt sein könnte! Dieses Nachwort füge ich an, um dem Leser, der ein bißchen mehr wissen möchte, die wesentliche Frage zu beantworten: wie imaginär ist dieser Drache, den ich in eine relativ reale Wirklichkeit eingeführt habe?

Quarks in einem menschlichen Maßstab
    Eine entscheidende Eigenschaft der Singularität ist, daß die zwischen ihr und ihrem Zwilling wirkende Kraft konstant ist, unabhängig von der Entfernung. Sie ist genauso stark, wenn beide 5000 Kilometer getrennt sind, wie wenn sie bloße Zentimeter auseinanderliegen. Dies ist für alltägliche Objekte allerdings seltsam, aber durchaus nicht in der Welt der Teilchenphysik.
    Im Jahre 1964 wurden Hunderte von neuen Teilchen entdeckt. Sie alle waren der »starken Wechselwirkung« unterworfen, der Kraft, welche die Protonen in einem Atomkern zusammenhält. Murray Gell-Mann und George Zweig wiesen darauf hin, daß dieser Zoo von verschiedenen Teilchen aus mehr fundamentalen Bausteinen gemacht sein könnte, die sie Quarks nannten. Nur drei Quarks, in geeigneter Weise kombiniert, würden die Hunderte von scheinbar verschiedenen Teilchen erklären. Dies war ästhetisch erfreulich, und jedermann fand Gefallen an

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