Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)
einsetzen, es sei denn, es gibt keine andere Möglichkeit. Aber nach dem, was Myles uns erzählt hat, bleibt uns nichts anderes übrig.«
»Und Juliet weiß nichts davon?«, fragte Holly.
»Nein, das habe ich für mich behalten.«
»Gut. Dann haben wir vielleicht eine Chance.«
Butler rüstete sie mit Tarnanzügen aus seinem Schrank aus und zwang Artemis sogar dazu, sich das Gesicht mit schmieriger schwarzer und olivgrüner Tarnfarbe bemalen zu lassen.
»Muss das wirklich sein?«, maulte Artemis.
»Unbedingt«, erwiderte Butler und fuhr energisch mit dem Make-up-Stift über seine Haut. »Es sei denn, Sie ziehen es vor, hierzubleiben und mich allein gehen zu lassen. Dann könnten Sie und Myles ganz ungestört in Ihren Lieblingspantoffeln entspannen.«
Artemis ließ die Stichelei über sich ergehen, da er zu Recht vermutete, dass Butler wegen der Sache mit dem Superlaser immer noch ein wenig verstimmt war.
»Ich muss dabei sein, Butler. Das ist ein Superlaser, keine Spielzeugpistole. Außerdem ist er natürlich mit einer ganzen Reihe von Sicherungsmechanismen versehen, und die Zeit reicht nicht aus, um Ihnen alles zu erklären.«
Butler warf eine schwere schusssichere Weste über Artemis’ schmale Schultern. »Okay. Wenn Sie dabei sein müssen, ist es meine Aufgabe, für Ihre Sicherheit zu sorgen. Wie wäre es also mit einem Deal? Wenn Sie sich die ganzen vernichtenden Kommentare über das Gewicht und die Nutzlosigkeit dieser Weste sparen, die Ihnen zweifellos im Kopf herumschwirren, werde ich kein Wort mehr über die Sache mit dem Superlaser verlieren. Einverstanden?«
Diese Weste drückt wirklich fürchterlich auf den Schultern , dachte Artemis. Und sie ist so schwer, dass ich nicht mal eine Schnecke überholen könnte . Aber er sagte: »Einverstanden.«
Sobald Artemis’ Sicherheitssystem ihnen bestätigte, dass die Luft rein war, schlichen sich die drei einer nach dem anderen aus dem Arbeitszimmer in die Küche, zur Hintertür hinaus in den Garten und in den schmalen Durchgang zwischen den Ställen.
Zu Butlers Erstaunen waren nirgends Wachposten aufgestellt. »Ich sehe niemanden. Dabei muss Opal doch mittlerweile wissen, dass wir ihren Piraten entkommen sind.«
»Sie kann es sich nicht leisten, mehr Leute abzukommandieren«, flüsterte Holly. »Das Tor ist für sie das Wichtigste, und sie muss so viele Berserker wie möglich zu ihrem eigenen Schutz um sich haben. Im Moment sind wir zweitrangig.«
»Das wird ihr Untergang sein«, keuchte Artemis, der bereits unter dem Gewicht der Schutzweste litt. »Artemis Fowl ist niemals zweitrangig .«
»Ich dachte, du wärst Artemis Fowl der Zweite?«, spöttelte Holly.
»Das ist etwas anderes. Und ich dachte, wir hätten eine Mission.«
»Stimmt«, sagte Holly und wandte sich dann an Butler. »Das hier ist Ihr Gebiet, alter Freund.«
»In der Tat«, erwiderte Butler. »Ich übernehme die Führung.«
Rasch, aber wachsam liefen sie über die Wiesen, wobei sie sämtliche Lebewesen, die ihnen begegneten, misstrauisch musterten. Vielleicht hatten die Berserker ja die Würmer in der Erde besetzt oder die übergroßen Grillen, die überall auf dem Fowl’schen Anwesen saßen und im Mondschein ihr sägendes Zirpen ertönen ließen, wie ein Orchester von winzigen Zimmerleuten.
»Tretet nicht auf die Grillen«, sagte Artemis. »Mutter liebt ihren Gesang.«
Die Grillen, die von den Dubliner Insektenforschern den Spitznamen Jiminys bekommen hatten – nach der Grille aus Pinocchio –, lebten das ganze Jahr über auf dem Grundstück und konnten so groß werden wie Mäuse. Mittlerweile vermutete Artemis, dass dies ein Nebeneffekt der Magiestrahlung war, die hier von der Erde ausging. Was er jedoch nicht ahnen konnte, war, dass die Magie auch das Nervensystem der Grillen beeinflusst hatte, und zwar in der Weise, dass sie eine gewisse Sympathie für die Berserker empfanden. Das äußerte sich nicht darin, dass die Grillen sich im Kreis um ein winziges Lagerfeuer setzten und Geschichten über berühmte Elfenkrieger erzählten, sondern in einer gewissen Aggressivität gegenüber allem, was die Berserker bedrohte. Oder einfacher ausgedrückt: Wen Opal nicht leiden konnte, den mochten auch die Grillen nicht besonders.
Butler senkte langsam den Fuß über einer Ansammlung von Grillen und nahm an, dass sie beiseitespringen würden. Doch das taten sie nicht.
Ich sollte die kleinen Wesen zertreten , dachte er. Ich habe keine Zeit, Rücksicht auf Insekten zu nehmen
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