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Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition)

Titel: Artemis Fowl. Das magische Tor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sie.
    Butler antwortete ihr, indem er zwei Finger hob.
    Was soll das heißen? Zwei Sekunden? Zwanzig Sekunden? Zweihundert Meter?
    Als sie die Gartenbeete hinter sich hatten, liefen sie den Hügel hinunter bis zum Seeufer. Der Mond spiegelte sich in der Oberfläche wie das Weiße im Auge eines Gottes, und auf der anderen Seite lag der sanft geschwungene Abhang, den Artemis als Startbahn nutzte. Die Grillen hatten sie jetzt eingeholt; Holly gingen sie schon bis zur Taille. Von allen Seiten schwärmten sie herbei.
    Wir hatten doch nie eine Grillenplage , dachte Artemis. Wo kommen die denn auf einmal alle her?
    Sie spürten die Bisse an ihren Beinen wie kleine Brandwunden, und das Laufen wurde nahezu unmöglich mit der wimmelnden Schicht aus Grillen an Armen und Beinen. Holly ging als Erste zu Boden, dann Artemis, und beide dachten, dass dies wohl die schlimmste Art zu sterben war. Artemis hatte bereits jede Gegenwehr aufgegeben, als sich eine Hand durch das knisternde Summen schob und ihn aus dem Gewimmel herauszog.
    Im Mondschein sah er, dass eine Grille an seiner Nase hing. Er schnappte sie sich und zerquetschte sie, und als der Körper in seiner Faust zerbrach, spürte Artemis zum ersten Mal den Adrenalinrausch des Kampfes. Am liebsten hätte er jede einzelne Grille zerquetscht.
    Natürlich war es Butler, der ihn gerettet hatte, und während er an der einen Hand seines Leibwächters baumelte, sah er, dass Holly an der anderen hing.
    »Tief Luft holen«, sagte Butler und warf sie beide in den See.
    Fünf Minuten später kam Artemis keuchend am gegenüberliegenden Ufer an. Die Schutzweste war allerdings auf der Strecke geblieben, was Butler sicher nicht gefallen würde, aber wenn er die Weste anbehalten hätte, wäre er ertrunken, und was nützte einem eine schusssichere Weste, wenn man auf dem Grund eines Sees lag?
    Erleichtert stellte er fest, dass er von Butler und Holly flankiert wurde, die deutlich weniger außer Atem waren als er.
    »Wir haben die Grillen abgehängt«, sagte Butler, woraufhin Holly in hysterisches Kichern ausbrach.
    »›Wir haben die Grillen abgehängt‹«, prustete sie. »Klingt nicht wirklich tough! Und das aus Ihrem Mund!«
    Butler wischte sich das Wasser aus dem raspelkurzen Haar. »Ich bin Butler«, sagte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Und was tough ist, bestimme immer noch ich. Jetzt raus aus dem See, Elfe.«
    Artemis kam es so vor, als hätten seine Kleider und Schuhe den halben See aufgesogen, so schwer waren sie, als er sich mühsam aus dem Wasser schleppte. In der Fernsehwerbung sahen die Schauspieler immer so elegant aus, wenn sie sich aus dem Pool schwangen. Er selbst hingegen musste immer am flachen Ende rauswaten oder sich bäuchlings auf den Rand hieven. Sein Abgang aus dem See war sogar noch unbeholfener, eine Kombination aus Gerobbe und hilflosem Pogewackel, bei deren Anblick ein Zuschauer ihn vermutlich für einen altersschwachen Seehund gehalten hätte. Schließlich erlöste Butler ihn aus seinem Elend, fasste Artemis unter der Achsel und zog.
    »Hoch mit Ihnen, Artemis. Die Uhr tickt.«
    Dankbar richtete Artemis sich auf. Aus seiner Hose troff das kalte Seewasser.
    »Gleich haben wir es geschafft«, sagte Butler. »Noch zweihundert Meter.«
    Artemis wunderte sich schon lange nicht mehr über die Fähigkeit seines Leibwächters, seine Gefühle abzuschotten. Normalerweise hätten sie nach dem, was sie erlebt hatten, alle drei unter Schock stehen müssen, aber Butler brachte es irgendwie immer fertig, jedes Trauma in eine Schublade zu packen und sich später damit zu befassen, wenn die Welt am Ende doch nicht untergegangen war. Allein dass er neben ihm stand, gab Artemis Kraft.
    »Worauf warten wir noch?«, fragte er und machte sich an den Aufstieg.
    Das Gezirpe der Grillen hinter ihnen wurde immer leiser, bis es mit dem Rauschen des Windes in den hohen Kiefern verschmolz, und auf dem kurzen Weg hügelan begegneten ihnen keine weiteren tierischen Gegner. Als sie auf der Kuppe ankamen, fanden sie die Scheune unbewacht vor. Warum hätte sie auch bewacht sein sollen? Welcher Stratege gibt eine Festung auf, um sich in einer überaus feuergefährlichen Scheune zu verstecken?
    Endlich ein bisschen Glück , dachte Artemis. Manchmal zahlt es sich eben doch aus, durchtrieben zu sein .
    Auch im Innern der Scheune war ihnen das Glück treu, denn Butler holte eine Sig Sauer aus einem durch einen Code gesicherten geheimen Waffenschrank, der an der Oberseite eines Deckenbalkens

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