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Artemis Fowl

Artemis Fowl

Titel: Artemis Fowl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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Jedes einzelne gnomische Zeichen musste vergrößert, ausgedruckt und dann mit den Hieroglyphen abgeglichen werden.
    Artemis spürte, wie sein Herz vor Aufregung pochte. Beinahe jedes Zeichen des Gnomischen hatte ein ägyptisches Gegenstück. Die meisten waren universal, wie die Sonne oder Vögel. Doch manche schienen sich ausschließlich auf das Übernatürliche zu beziehen und mussten angepasst werden. Die Anubisfigur zum Beispiel ergab als Hundegott keinen Sinn, daher wies Artemis ihr die Bedeutung »König der Unterirdischen« zu.
    Gegen Mitternacht hatte Artemis sein Material erfolgreich in den Mac eingegeben. Jetzt brauchte er nur noch auf »Konvertieren« zu klicken, was er auch tat. Heraus kam eine lange, verwickelte Kette von sinnlosem Kauderwelsch.
    Ein normales Kind hätte schon längst aufgegeben. Und ein durchschnittlicher Erwachsener hätte vermutlich nur noch wütend auf die Tastatur eingeschlagen. Doch nicht Artemis. Dieses Buch stellte ihn auf die Probe, und er würde nicht zulassen, dass es ihn besiegte.
    Die Buchstaben stimmten, da war er ganz sicher. Nur die Reihenfolge war verkehrt. Artemis rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und starrte erneut auf die Seiten. Jedes Segment war mit einer durchgehenden Linie abgetrennt. Möglicherweise waren es Absätze oder Kapitel, aber man konnte sie nicht in der gewohnten Richtung lesen, von links nach rechts und von oben nach unten.
    Artemis experimentierte herum. Er versuchte es mit der arabischen Richtung, von rechts nach links, und mit den chinesischen Spalten. Noch immer nichts. Dann fiel ihm auf, dass alle Seiten eine Gemeinsamkeit hatten - einen kleinen Abschnitt in der Mitte. Die anderen Zeichen waren um diesen Mittelpunkt herum angeordnet. Vielleicht musste man also in der Mitte anfangen. Aber wie weiterlesen? Artemis suchte die Seiten nach weiteren Gemeinsamkeiten ab. Einige Minuten später wurde er fündig. In der oberen Ecke der Abschnitte befand sich jeweils eine kleine Speerspitze. War es vielleicht ein Pfeil? Ein Richtungsweiser? Wenn das stimmte, musste man also in der Mitte beginnen und dann, dem Pfeil folgend, spiralförmig lesen.
    Da das Computerprogramm nicht über eine entsprechende Funktion verfügte, musste Artemis improvisieren. Mithilfe eines Bastelmessers und eines Lineals zerschnitt er die erste Seite des Buchs und setzte die Teile in der gewohnten westlichen Reihenfolge wieder zusammen, von links nach rechts, in parallelen Zeilen. Dann scannte er die Seite erneut ein und ließ das ägyptische Übersetzungsprogramm darüberlaufen.
     

     
    Der Computer summte und sirrte, während er die Informationen in binären Text verwandelte. Dabei hielt er mehrmals inne und bat um Bestätigung eines Zeichens. Je besser der Apparat jedoch die neue Sprache beherrschte, desto weniger musste er nachfragen. Nach einer Weile blitzten zwei Worte auf dem Bildschirm auf: DATEI KONVERTIERT.
    Mit vor Erschöpfung und Aufregung zitternden Fingern klickte Artemis auf »Drucken«. Eine einzelne Seite glitt aus dem Laserdrucker. Der Text war jetzt übersetzt. Gut, es gab ein paar Fehler, man musste noch ein bisschen korrigieren, aber er war einwandfrei lesbar und, was noch viel wichtiger war, problemlos zu verstehen.
    Im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass er vermutlich der erste Mensch seit mehreren tausend Jahren war, dem es gelungen war, diese magischen Worte zu dechiffrieren, schaltete Artemis seine Schreibtischlampe ein und begann zu lesen.
     
    DAS BUCH DES ERDVOLKS
    Einführung in unsere Zauberkräfte und Lebensregeln
     
    Trag mich bei dir, ob Tag oder Nacht.
    Ich weis den Weg dir zu Heilkraft und Macht.
    Ich bin die Quelle für Weisheit und Magie.
    Vergisst du mich, so verlierst du sie.
     
    Zehnmal zehn Gebote findest du hier,
    Die jedes Geheimnis erklären dir.
    Heilung, Zauber, Alchemie,
    Mit meiner Hilfe erlernst du sie.
     
    Doch, Erdenwesen, eins musst du verstehn:
    Die Menschheit darf mich niemals sehn.
    Und für immer in der Hölle schmort,
    Wer unbedacht verrät mein Wort.
     
    Artemis rauschte das Blut in den Ohren. Jetzt hatte er sie! Ameisen unter seinen Füßen würden sie sein. Jedes einzelne ihrer Geheimnisse würde er mithilfe dieser Technik aufdecken. Da übermannte ihn die Erschöpfung, und er sackte in seinem Stuhl zusammen. Es gab noch so viel zu tun. Zum Beispiel dreiundvierzig weitere Seiten, die übersetzt werden mussten.
    Er drückte auf den Knopf der Sprechanlage, die mit allen Räumen im Haus verbunden war. »Butler,

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