Arthur & George
von keiner Seite unter Druck setzen ließ, die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses bekannt gegeben. Er sollte verschiedenen Fragen im Zusammenhang mit dem Fall Edalji nachgehen, die in der Öffentlichkeit Unruhe ausgelöst hatten. Das Innenministerium legte jedoch Wert auf die Feststellung, dass es sich bei den Beratungen des Ausschusses keineswegs um ein Wiederaufnahmeverfahren handele. Der Ausschuss werde die dem Ministerium vorliegenden Unterlagen prüfen und über gewisse verfahrensrechtliche Fragen befinden. Sir Arthur Wilson KCIE , der Right Hon. John Lloyd Wharton, Vorsitzender der Quarter Sessions für die Grafschaft Durham, sowie Sir Albert de Rutzen, der Chief Magistrate von London, würden Mr Gladstone so rasch wie möglich Bericht erstatten.
Arthur fand, diese Herren sollten nicht gemütlich über »gewisse verfahrensrechtliche Fragen« miteinander plauschen. Er würde seine überarbeiteten Telegraph – Artikel – die bereits Georges Unschuld bewiesen – um eine persönliche Erklärung erweitern, in der er schlüssig darlegte, warum Royden Sharp der Täter war. Er würde seine Ermittlungen schildern, seine Beweise zusammenfassen und die Personen auflisten, von denen man weitere Aussagen einholen konnte: insbesondere den Schlachter Jack Hart aus Bridgetown sowie Harry Green, nunmehr in Südafrika. Außerdem Mrs Royden Sharp, die das Verhalten ihres Mannes bei Neumond bestätigen konnte.
Eine Abschrift dieser Erklärung würde er an George schicken und ihn um eine Stellungnahme bitten. Und er würde Anson auf Trab halten. Wenn er an ihren langen Disput bei Brandy und Zigarren zurückdachte, konnte er sich ein wütendes Knurren kaum verkneifen. Das war eine heftige, aber im Grunde sinnlose Auseinandersetzung gewesen – wie der Kampf zweier skandinavischer Elche, die im Wald ihre Geweihe ineinander verkeilen. Aber die Selbstgefälligkeit und die Vorurteile eines Mannes, der eigentlich klüger sein sollte, hatten ihn dennoch entsetzt. Und am Ende wollte Anson ihn auch noch mit Gespenstergeschichten erschrecken. Der Chief Constable wusste offenbar nicht, mit wem er es zu tun hatte. In seinem Arbeitszimmer holte Arthur die Pferdelanzette hervor, klappte sie auf und übertrug die Umrisse der Klinge auf einen Bogen Pauspapier. Die Zeichnung würde er – mit dem Vermerk »Originalgröße« – an den Chief Constable senden und ihn um seine Meinung bitten.
»Nun, jetzt haben Sie Ihren Untersuchungsausschuss«, sagte Wood, als sie am Abend ihre Queues vom Ständer nahmen.
»Ich würde eher sagen, die haben ihren Untersuchungsausschuss.«
»Womit Sie andeuten, dass Sie nicht ganz zufrieden sind?«
»Ich habe noch Hoffnung, dass selbst diese Herren nicht umhin können, dem ins Auge zu sehen, was klar und deutlich vor ihnen liegt.«
»Aber?«
»Aber – Sie wissen, wer Albert de Rutzen ist?«
»Der Chief Magistrate von London, wie ich meiner Zeitung entnehme.«
»Ganz recht, ganz recht. Und außerdem ist er der Vetter von Captain Anson.«
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George & Arthur
George hatte die Artikel im Telegraph mehrmals gelesen, bevor er Sir Arthur brieflich dankte; er las sie noch einmal vor ihrem zweiten Treffen im Grand Hotel, Charing Cross. Es war äußerst verwirrend, sich nicht von irgendeinem Schreiberling aus der Provinz dargestellt zu sehen, sondern von dem berühmtesten Schriftsteller der Epoche. Es war ein Gefühl, als wäre er mehrere sich überschneidende Personen zugleich: ein Opfer, das Wiedergutmachung fordert; ein Solicitor, der sich dem höchsten Gericht des Landes stellt; und eine Figur in einem Roman.
Da erläuterte Sir Arthur, warum er, George, unmöglich etwas mit der angeblichen Rüpelbande von Wyrley zu tun haben konnte: »Erstens trinkt er keinen Tropfen Alkohol, was wohl an sich schon keine Empfehlung für eine solche Bande ist. Er raucht nicht. Er ist überaus schüchtern und nervös. Er war ein hervorragender Student.« Das stimmte alles und stimmte doch nicht; es war schmeichelhaft und doch wenig schmeichelhaft; glaubwürdig und doch unglaubwürdig. Er war kein hervorragen der , sondern nur ein guter und fleißiger Student gewesen. Er hatte seine Abschlussprüfung mit Second Class, nicht First Class Honours bestanden und war von der Birmingham Law Society mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet worden, nicht mit Silber oder Gold. Er war sicher ein tüchtiger Solicitor, tüchtiger als Greenway oder Stentson wohl je sein würden, aber er würde sich nie besonders hervortun. Auch war
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