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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Namen Walker und Gladwin etwas – im Zusammenhang mit den Sharps?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Harry?«
    »Ich glaube, ich erinnere mich an Gladwin. Er hat bei einem Rollkutscher gearbeitet. Hab ihn aber schon seit Jahren nicht mehr gesehen.«
    Harry sollte weitere Anweisungen abwarten, während Arthur und sein Sekretär nach Birmingham zurückkehrten, um dort zu übernachten. Man hatte ihnen ein näher gelegenes Quartier in Cannock angeboten; doch Arthur hatte gern Gewissheit, dass er nach einem harten Arbeitstag ein anständiges Glas Burgunder bekam. Beim Abendessen im Imperial Family Hotel fiel ihm plötzlich ein Satz aus einem der Briefe ein. Mit lautem Knall warf er sein Besteck hin.
    »Der Schlitzer hat geprahlt, niemand könne ihn fangen. Da hat er geschrieben: ›Ich bin ein ganz gerissener Bruder.‹«
    »Ein ganz gerissener Bruder«, wiederholte Wood.
    »Genau.«
    »Aber wer war der Junge mit der unflätigen Ausdrucksweise?«
    »Ich weiß es nicht.« Es betrübte Arthur, dass diese Ahnung sich nicht bestätigt hatte. »Vielleicht ein Nachbarsjunge. Oder einer der Sharps hat ihn womöglich erfunden.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir machen weiter.«
    »Aber ich dachte, wir hätten – Sie hätten – den Fall aufgeklärt. Royden Sharp ist der Schlitzer. Royden Sharp und Wallie Sharp haben zusammen die Briefe geschrieben.«
    »Das meine ich auch, Woodie. Nun sagen Sie mir, warum es Royden Sharp war.«
    Wood zählte die Gründe an den Fingern ab. »Weil er Mrs Greatorex die Pferdelanzette gezeigt hat. Weil die Verletzungen der Tiere, bei denen Haut und Muskeln durchtrennt wurden, der Schnitt aber nicht bis in die Eingeweide drang, nur von so einem ungewöhnlichen Instrument stammen konnten. Weil er als Schlachter und auch auf einem Viehtransporter gearbeitet hat und daher wusste, wie man mit Tieren umgeht und sie aufschneidet. Weil er die Lanzette auf dem Schiff gestohlen haben könnte. Weil die Daten der Briefe und der Schlitzereien mit den Daten seiner Anwesenheit in und Abwesenheit von Wyrley übereinstimmen. Weil es in den Briefen eindeutige Hinweise darauf gibt, wo er jeweils war und was er dort getan hat. Weil er schon früher ständig etwas angestellt hat. Weil er bei Neumond seltsame Verhaltensweisen zeigte.«
    »Ausgezeichnet, Woodie, ausgezeichnet. Stichhaltige Gründe, einleuchtend dargelegt, und alles nur Gedankenspielereien und Indizienbeweise.«
    »Ach«, sagte der Sekretär enttäuscht. »Habe ich etwas übersehen?«
    »Nein, nichts. Royden Sharp ist unser Mann, das steht für mich außer Zweifel. Aber wir brauchen handfestere Beweise. Vor allem brauchen wir die Pferdelanzette. Wir müssen sie sicherstellen. Sharp weiß, dass wir in der Gegend sind, und wenn er noch einen Rest Verstand hat, liegt das Ding schon auf dem Grund des tiefsten Sees, den er nur finden konnte.«
    »Und wenn nicht?«
    »Wenn nicht, dann wirst du mit Harry Charlesworth darüber stolpern und die Lanzette sicherstellen.«
    »Stolpern?«
    »Stolpern.«
    »Und sicherstellen?«
    »Genau.«
    »Haben Sie Vorschläge hinsichtlich unseres modus operandi?«
    »Ehrlich gesagt glaube ich, es wäre besser, wenn ich nicht allzu viel wüsste. Aber ich kann mir vorstellen, dass es hierzulande noch immer Sitte ist, die Türen unverschlossen zu lassen. Und wenn es auf dem Verhandlungsweg geregelt wird, dann würde ich vorschlagen, dass die entsprechende Summe in einer Rubrik Ihrer Wahl im Rechnungsbuch von Undershaw erscheint.«
    Dieser Edelmut verstimmte Wood eher. »Sharp wird mir das Ding wohl kaum geben, wenn wir bei ihm anklopfen und sagen, Entschuldigung, dürften wir bitte die Lanzette kaufen, mit der Sie die Tiere aufgeschlitzt haben, wir wollen sie nämlich der Polizei vorführen.«
    »Nein, da haben Sie recht«, sagte Arthur mit leisem Lachen. »So geht das bestimmt nicht. Da müssen Sie sich schon etwas mehr einfallen lassen, Sie zwei. Ein bisschen mehr Raffinesse. Oder auch ein bisschen mehr Direktheit. Einer von Ihnen könnte ihn doch ablenken, in einem Wirtshaus vielleicht, während der andere … Sie sagte doch etwas von einem Schrank in der Küche, oder nicht? Aber das muss ich Ihnen wirklich selbst überlassen.«
    »Würden Sie notfalls eine Kaution für mich stellen?«
    »Ich werde Ihnen sogar ein Leumundszeugnis ausstellen.«
    Wood schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es immer noch nicht fassen. Gestern um diese Zeit wussten wir so gut wie nichts. Wir hatten nur den einen oder anderen Verdacht. Jetzt

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