Arthur & George
war nur höflich, ihn zu fragen …«
»Das ist trotzdem Reden und nicht Einkaufen.«
Dieses Gespräch verwirrt George.
»Wie Sie sehen, George, bereiten wir uns auf die Ehe vor.«
»Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagt Miss Jean Leckie mit breiterem Lächeln, sodass George ihre ziemlich großen Schneidezähne bemerkt. »Und nun muss ich gehen.« Sie nickt Arthur scherzhaft zu und ist verschwunden.
»Die Ehe«, sagt Arthur, als er sich im Schreibzimmer in einen Sessel fallen lässt. Das ist eigentlich keine Frage. Dennoch antwortet George darauf – und mit merkwürdiger Präzision.
»Das ist ein Stand, den ich anstrebe.«
»Nun, es kann ein verwirrender Stand sein, ich warne Sie. Das höchste Glück natürlich. Aber meist ein verdammt verwirrendes Glück.«
George nickt. Er ist anderer Meinung, muss aber zugeben, dass ihm die Beweise dafür fehlen. Die Ehe seiner Eltern würde er gewiss nicht als ein verdammt verwirrendes Glück bezeichnen. Eigentlich passt keins dieser drei Wörter auf das Leben im Pfarrhaus.
»Nun ja, kommen wir zur Sache.«
Sie erörtern die Artikel im Telegraph , das Echo, das diese ausgelöst haben, den Gladstone-Ausschuss sowie dessen Aufgaben und Zusammensetzung. Arthur überlegt, ob er Sir Albert de Rutzens Vetternschaft selbst entlarven oder einem Zeitungsredakteur in seinem Club einen Tipp geben oder die Sache einfach auf sich beruhen lassen soll. Er sieht George an und wartet auf eine spontane Meinung. Doch George hat keine spontane Meinung. Das mag daran liegen, dass er überaus schüchtern und nervös ist oder dass er ein Solicitor ist oder dass er Mühe hat, von der Rolle als Sir Arthurs Schützling auf die als Sir Arthurs taktischer Berater umzuschalten.
»Ich denke, in dieser Frage sollten Sie vielleicht Mr Yelverton zu Rate ziehen.«
»Aber ich ziehe Sie zu Rate«, erwidert Arthur, als wollte George nicht mit der Sprache herausrücken.
George ist der Meinung, falls das die richtige Bezeichnung ist für etwas, das ihm wie ein bloßes instinktives Gefühl vorkommt, dass die erste Möglichkeit zu provozierend ist, die dritte zu passiv, darum würde er alles in allem eher zu dem Mittelweg raten. Es sei denn, natürlich … und während er zu erneuten Überlegungen ansetzt, wird ihm Sir Arthurs Ungeduld bewusst. Das macht ihn, zugegeben, ein wenig nervös.
»Eins kann ich schon voraussagen, George. Der Bericht des Untersuchungsausschusses wird nicht offen und ehrlich verkündet werden.«
George überlegt, ob Arthur immer noch seine Ansicht zu der vorherigen Frage hören will. Vermutlich nicht. »Aber sie müssen ihn veröffentlichen.«
»Oh, das müssen sie, und das werden sie auch. Aber ich weiß, wie Regierungen funktionieren, vor allem, wenn sie blamiert oder beschämt worden sind. Sie werden den Bericht irgendwie verstecken. Wenn sie können, werden sie ihn in der Versenkung verschwinden lassen.«
»Wie sollte das gehen?«
»Nun, sie könnten ihn zum Beispiel an einem Freitagnachmittag herausbringen, wenn alle schon ins Wochenende aufgebrochen sind. Oder während der Parlamentsferien. Es gibt alle möglichen Tricks.«
»Aber wenn der Bericht gut ist, wirkt er sich doch günstig für sie aus.«
»Der Bericht kann nicht gut sein«, erklärt Arthur bestimmt. »Nicht von deren Standpunkt aus. Wenn der Bericht Ihre Unschuld bestätigt, wie es zwangsläufig der Fall sein wird, dann hat das Innenministerium in den letzten drei Jahren offenbar allen ihm vorgelegten Informationen zum Trotz wissentlich verhindert, dass Gerechtigkeit geschieht. Und in dem äußerst unwahrscheinlichen – ich würde sagen, unmöglichen – Fall, dass man Sie immer noch für schuldig befindet – und dies ist die einzige andere Möglichkeit –, wird es einen derart gewaltigen Stunk geben, dass Karrieren auf dem Spiel stehen.«
»Ja, ich verstehe.«
Sie reden nun schon etwa eine halbe Stunde miteinander, und Arthur wundert sich, dass George noch kein Wort zu seiner Anklage gegen Royden Sharp gesagt hat. Nein, er ist mehr als verwundert; er ist irritiert und kurz davor, beleidigt zu sein. Er überlegt so halb, ob er George nach diesem Bettelbrief fragen soll, den man ihm in Green Hall gezeigt hat. Doch nein, dann würde er Ansons Spiel für ihn spielen. Vielleicht geht George einfach davon aus, dass der Gastgeber die Tagesordnung bestimmt. Das muss es sein.
»Also«, sagt er. »Royden Sharp.«
»Ja«, antwortet George. »Ich habe ihn nicht gekannt, wie ich Ihnen bereits
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