Arthur & George
herumfahren oder in geduckter Haltung am Strand herumlaufen und Steinchen sammeln wollen. Stattdessen fahren sie mit der Seilbahn vom nördlichen Ende der Promenade zu den Cliff Gardens auf dem Constitution Hill. Während der Fahrt nach oben und später auf dem Rückweg haben sie einen schönen Blick auf die Stadt und die Cardigan Bay. Alle, mit denen sie in dem Badeort sprechen, sind höflich, einschließlich des uniformierten Polizisten, der für das Mittagessen das Hotel Belle Vue empfiehlt oder aber das Waterloo, falls sie strikte Abstinenzler sind. Bei gebratenem Hühnchen und Apfelkuchen sprechen sie über unverfängliche Themen wie Horace und Großtante Stoneham und die Leute an den anderen Tischen. Nach dem Essen steigen sie zur Burg hinauf, die George gutgelaunt als Verstoß gegen den Sale of Goods Act bezeichnet, da sie nur aus ein paar Turmruinen und Trümmern besteht. Ein Passant zeigt ihnen, dort drüben, gleich links vom Constitution Hill, den Gipfel des Mount Snowdon. Maud ist entzückt, doch George kann rein gar nichts erkennen. Eines Tages, verspricht Maud, werde sie ihm ein Fernglas kaufen. Auf der Rückfahrt fragt sie, ob die Seilbahn von Aberystwyth denselben Gesetzen unterliege wie die Eisenbahn; dann bettelt sie, George solle ihr wieder ein Rätsel aufgeben wie damals im Schulzimmer. Er gibt sich große Mühe, weil er seine Schwester liebt, die heute ausnahmsweise beinahe fröhlich aussieht; doch er ist nicht mit dem Herzen dabei.
Am nächsten Tag kommt in der Newhall Street eine Postkarte an. Darauf wird er in einem üblen Schwall einer schändlichen Beziehung zu einer Frau in Cannock bezichtigt: »Sir. Finden Sie es schicklich für jemanden in Ihrer Position, dass Sie jede Nacht mit –– ––’s Schwester verkehren, wo Sie doch wissen, dass sie bald Frank Smith den Sozialisten heiratet.« Selbstverständlich hat er von beiden noch nie gehört. Er sieht sich den Poststempel an: Wolverhampton 12 : 30 , Aug 4 , 1903 . Jemand hat sich diese widerliche Verleumdung ausgedacht, als er sich gerade mit Maud im Hotel Belle Vue zum Essen setzte.
Die Postkarte erfüllt ihn mit neidischen Gefühlen gegenüber Horace, der inzwischen ein unbeschwerter Federfuchser im Finanzamt von Manchester ist. Horace gleitet anscheinend heil und unversehrt durchs Leben; er lebt von einem Tag zum anderen, hat keine größeren Ambitionen als langsam die Leiter hinaufzuklettern, und ist schon zufrieden, wenn er weibliche Gesellschaft um sich hat, über die er sich in nicht gerade feinen Andeutungen ergeht. Vor allem aber ist er Great Wyrley entflohen. Wie nie zuvor empfindet George es als einen Fluch, der Erstgeborene zu sein, in den alle möglichen Erwartungen gesetzt sind; und als ebensolchen Fluch, mit mehr Intelligenz und weniger Selbstvertrauen begabt zu sein als sein Bruder. Horace hätte wahrlich Grund, an sich zu zweifeln, tut es aber nicht; George wird trotz seiner Erfolge im Studium und seiner beruflichen Qualifikationen von Schüchternheit geplagt. Wenn er hinter einem Schreibtisch sitzt und Rechtsauskünfte gibt, kann er bestimmt und sogar energisch sein. Doch ihm fehlt jede Begabung zu leichtem und oberflächlichem Geplauder; er kann nicht entspannt mit anderen umgehen; er weiß, dass manche finden, er sehe seltsam aus.
Am Montag, dem 17 . August 1903, nimmt George wie üblich den 7 : 39 – Zug nach New Street; er kehrt wie üblich mit dem 17 : 25 – Zug zurück und kommt kurz vor halb sieben im Pfarrhaus an. Er arbeitet noch eine Weile, dann zieht er einen Mantel über und begibt sich zu Mr John Hands, dem Stiefelmacher. Kurz vor 21 : 30 ist er wieder im Pfarrhaus, isst zu Abend und geht in das Zimmer, in dem er mit seinem Vater schläft. Die Türen des Pfarrhauses werden verschlossen und verriegelt, die Schlafzimmertür wird abgeschlossen, und George schläft so unruhig wie immer in den letzten Wochen. Am nächsten Morgen wird er um 6 Uhr wach, um 6 : 40 wird die Schlafzimmertür aufgeschlossen, und er fährt mit dem 7 : 39 – Zug nach New Street.
Er ahnt nicht, dass dies die letzten normalen vierundzwanzig Stunden seines Lebens sind.
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Campbell
In der Nacht des 17 . August fiel heftiger Regen, und es wehte ein böiger Wind. Doch bei Tagesanbruch hatte es aufgeklart, und als die Bergleute zur Frühschicht in die Great Wyrley Colliery zogen, war die Luft nach dem Sommerregen frisch und klar. Ein Kumpel namens Henry Garrett kam auf dem Weg zur Arbeit an einem Feld vorbei und bemerkte dort ein
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