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Arthur & George

Arthur & George

Titel: Arthur & George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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Northfield, wie das weitergehen soll, wo so viele Detektive rumrennen, und ich glaube, sie wollen tagsüber ein paar Kühe abschlachten statt in der Nacht … Ich nehm an, bald bringen sie Tiere mehr hier in der Nähe um, und ich weiß, dass die Cross Keys Farm und die West Cannock Farm die ersten auf der Liste sind … Du aufgeblasener Lump, ich schieß dir mit dem Gewehr deines Vaters in deinen dicken Kopf, wenn du mir lästig wirst oder dich an meine Freunde ranschleichst.
    »Das ist nicht gut, Sir. Das ist gar nicht gut. Das sollte lieber nicht publik werden. Sonst bricht in jedem Dorf Panik aus. Zwanzig Mädchen … Die Leute haben sowieso schon genug Angst um ihr Vieh.«
    »Haben Sie Kinder, Campbell?«
    »Einen Sohn. Und ein kleines Mädchen.«
    »Ja. Das einzig Gute an diesem Brief ist die Drohung, Sergeant Robinson zu erschießen.«
    »Das ist gut, Sir?«
    »Na, für Sergeant Robinson selbst vielleicht nicht. Aber damit ist unser Mann zu weit gegangen. Er droht, einen Polizeibeamten zu ermorden. Dafür können wir ihn lebenslänglich hinter Gitter bringen.«
    Falls wir ihn finden, dachte Campbell. »Northfield, Hednesford, Walsall – er will uns in alle Himmelsrichtungen schicken.«
    »Offensichtlich. Inspector, wenn Sie nichts dagegen haben, fasse ich zusammen, und Sie dürfen mir widersprechen, falls mein Gedankengang nicht stimmt.«
    »Ja, Sir.«
    »Nun, Sie sind ein tüchtiger Polizist – nein, jetzt sollen Sie noch nicht widersprechen.« Anson setzte das allerschwächste Lächeln auf, das ihm zur Verfügung stand. »Sie sind ein sehr tüchtiger Polizist. Aber diese Ermittlungen dauern nun schon dreieinhalb Monate, darunter drei Wochen mit zwanzig Hilfspolizisten unter Ihrem Kommando. Niemand wurde vor Gericht gestellt, niemand verhaftet, niemand auch nur ernsthaft in die Mangel genommen. Und die Verstümmelungen gehen weiter. Sind wir uns so weit einig?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Die Unterstützung vor Ort, die, wie ich wohl weiß, in Ihren Augen nicht mit dem zu vergleichen ist, was Sie aus der großen Stadt Birmingham kennen, war besser als gewöhnlich. Man ist ausnahmsweise mehr als sonst daran interessiert, der Constabulary bei ihrer Arbeit zu helfen. Doch was wir bisher an Anhaltspunkten haben, kam im Wesentlichen in Form anonymer Denunziationen. Dieser geheimnisvolle ›Captain‹ zum Beispiel, der ungünstigerweise am anderen Ende von Birmingham wohnt. Sollen wir uns von diesem Köder locken lassen? Ich meine, nein. Welches Interesse könnte irgendein meilenweit entfernter Captain an der Verstümmelung von Tieren haben, die Leuten gehören, denen er nie begegnet ist? Allerdings wäre es schlechte Detektivarbeit, Northfield keinen Besuch abzustatten.«
    »Jawohl.«
    »Wir suchen also nach jemandem hier aus der Gegend, wie wir von Anfang an vermutet haben. Einem oder mehreren hier aus der Gegend. Ich neige zu der Ansicht, dass es mehr als einer ist. Drei oder vier vielleicht. Das klingt doch plausibel. Ich könnte mir vorstellen, dass einer Briefe schreibt, einer herumfährt und sie verteilt, einer mit Tieren umgehen kann, und einer alles plant und leitet. Eine Bande, mit anderen Worten. Und deren Mitglieder lieben die Polizei nicht. Ja, sie machen sich ein Vergnügen daraus, uns in die Irre zu führen. Sie haben einen Hang zur Prahlerei.
    Sie nennen Namen, um uns zu verwirren. Natürlich. Trotzdem, ein Name taucht immer wieder auf. Edalji. Edalji will den Captain aufsuchen. Edalji, der angeblich eingesperrt ist. Der Anwalt Edalji gehört zu der Bande. Ich hatte schon immer so einen Verdacht, fand es aber bisher angebracht, ihn für mich zu behalten. Sie sollten sich die Akten ansehen. Es gab schon einmal eine Briefkampagne, vor allem gegen den Vater. Streiche, üble Scherze, Bagatelldiebstahl. Damals hätten wir ihn fast erwischt. Ich habe dem Pfarrer am Ende sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass wir wissen, wer dahintersteckt, und wenig später hörte es auf. Quod erat demonstrandum, mögen Sie sagen, aber zu einer Überführung hat es bedauerlicherweise nicht gereicht. Immerhin, auch wenn er nicht gestanden hat, habe ich der Sache wenigstens ein Ende gemacht. Für – wie lange? – sieben, acht Jahre.
    Jetzt fängt es wieder an, und am selben Ort. Und wieder taucht ständig der Name Edalji auf. Im ersten Brief von Greatorex werden drei Namen genannt, aber der einzige, den er persönlich kennt, ist Edalji. Demnach kennt Edalji auch Greatorex. Und beim ersten Mal hat er genau dasselbe getan –

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