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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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könne. »Mein Lord König will nicht gegen Dumnonia kämpfen«, hörte ich Conrad Bedwin versichern, als die beiden Bischöfe auf der Terrasse vor der Villa in Lindinis auf und ab wandelten, »aber er will auch nicht für diese Hure aus Henis Wyren kämpfen.«
    »Hure?« fragte Bedwin beunruhigt und von dem harten Wort schockiert.
    »Nun ja, vielleicht nicht«, räumte Conrad ein. »Aber eins sage ich Euch, mein Bruder, Guinevere hat noch nie die Peitsche zu spüren gekriegt. Noch nie!«
    Über diese Nachlässigkeit Leodegans schüttelte Bedwin den Kopf; dann entfernten sich die beiden Herren aus meiner Hörweite. Am Tag darauf brachen sowohl Bischof Conrad als auch die Powys-Delegation nach Hause auf. Sie nahmen keine guten Nachrichten mit.
    Arthur hingegen war überzeugt, daß die Zeit seines persönlichen Glücks gekommen sei. Es würde keinen Krieg geben, behauptete er, denn Gorfyddyd habe bereits einen Arm verloren und würde nicht auch noch den anderen aufs Spiel setzen. Cuneglas' Vernunft, erklärte Arthur, würde den Frieden sichern. Eine Zeitlang, sagte er, werde es zwar Groll und Mißtrauen geben, aber das werde vorübergehen. Er glaubte, sein Glück müsse die ganze Welt umfangen.
    Arbeiter wurden angeheuert, um die Villa in Lindinis auszubauen und zu reparieren, damit sie ein Palast wurde, der einer Prinzessin würdig war. Arthur sandte sogar einen Boten zu Ban von Benoic und bat seinen ehemaligen Lord, ihm Maurer und Gipser zu schicken, die sich auf die Restaurierung römischer Gebäude verstanden. Er wünschte sich einen Obstgarten, einen Blumengarten, einen Fischteich, er wünschte sich ein Bad mit heißem Wasser, er wünschte sich einen Innenhof, in dem Harfner spielen sollten. Arthur wünschte sich einen Himmel auf Erden für seine junge Frau, doch andere Männer sannen nur noch auf Rache. In diesem Sommer hörten wir, daß Tewdric von Gwent mit Cuneglas zusammengekommen war und einen Friedensvertrag
    geschlossen hatte, und Teil dieses Vertrages war die Zusicherung, daß Powys' Heere ungehindert über die römischen Straßen marschieren durften, die Gwent durchzogen. All diese Straßen führten nach Dumnonia. Aber der Sommer verging, und kein Angriff erfolgte. Sagramor hielt Aelles Sachsen in Schach, während Arthur einen Liebessommer verbrachte. Da ich zu seiner Wache gehörte, war ich tagein, tagaus mit ihm zusammen. Ich hätte zwar Schwert, Schild und Speer tragen müssen, aber oft genug war ich mit Weinflaschen und Körben voll Leckerbissen beladen, denn Guinevere liebte es, auf abgelegenen Lichtungen und an verborgenen Bächen zu speisen, und wir Speerkämpfer wurden dann abgestellt, Silbergeschirr, Trinkhörner, Köstlichkeiten und Wein zu der verabredeten Stelle zu schaffen. Sie hatte eine ausgewählte Schar von Hofdamen um sich versammelt, und, so helfe mir Gott, Lunete gehörte auch dazu. Lunete hatte sich bitter beschwert, daß sie ihr Backsteinhaus in Corinium verlassen mußte, aber es dauerte nur wenige Tage, bis sie entschied, daß ihr bei Guinevere eine weitaus bessere Zukunft winke. Lunete war wunderschön, und da Guinevere erklärt hatte, sie wolle nur von schönen Menschen und hübschen Dingen umgeben sein, kleidete sie sich und ihre Damen in feinstes Linnen, geschmückt mit Gold, Silber, Jett und Bernstein, und bezahlte Harfner, Sänger, Tänzer und Poeten, um ihre Damen zu unterhalten. In den Wäldern wurden Spiele veranstaltet, bei denen man einander jagte, sich versteckte und Pfänder zahlte, wenn man die ausgeklügelten Regeln brach, die sich Guinevere ausdachte. Das Geld für diese Spiele wurde, genau wie das Geld für die Villa in Lindinis, von Leodegan zur Verfügung gestellt, der zum Schatzmeister von Arthurs Haus bestellt worden war. Leodegan schwor, das Geld stamme aus rückständigen Pachtgeldern, und es ist möglich, daß Arthur seinem Schwiegervater glaubte; aber wir anderen hörten immer wieder finstere Gerüchte darüber, daß Gold aus Mordreds Schatzkammer verschwinde und durch Leodegans wertlose Zahlungsversprechen ersetzt werde. Arthur schien das nicht zu kümmern. Dieser Sommer war sein Vorgeschmack auf ein Britannien im Frieden. Doch für uns andere war es eine Illusion.
    Amhar und Loholt wurden nach Lindinis geholt, doch ihre Mutter Ailleann durfte nicht mitkommen. Die Zwillinge wurden Guinevere vorgestellt, und ich glaube, Arthur hoffte, sie würden mit ihm in dem säulengeschmückten Palast wohnen können, der um den Kern der alten Villa herum entstand.

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