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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vermählt, mein Lord.«
    Guinevere lachte. Arthur küßte sie. Sie war ebenso groß wie er, möglicherweise um einen Fingerbreit größer, und ich muß
    gestehen, daß sie ein prächtiges Paar abgaben. Mehr als prächtig, denn Guinevere war einfach hinreißend. Ceinwyn war schön, Guinevere jedoch ließ die Sonne neben sich verblassen. Wir waren wie gelähmt. Wir konnten nichts tun, um dem Vollzug dieser Wahnvorstellung unseres Lords Einhalt zu tun, aber die Hast, in der dies alles geschah, wirkte auf uns nicht nur unanständig, sondern auch hinterhältig. Arthur war, wie wir wußten, ein Mann, der sich von Impulsen und Begeisterung leiten ließ, aber das Tempo, das er diesmal vorlegte, hatte uns den Atem verschlagen. Leodegan dagegen jubelte, erklärte seiner jüngeren Tochter albern plappernd, daß
    die Familienfinanzen sich nunmehr erholen und daß Arthurs Krieger den irischen Usurpator Diwrnach im Handumdrehen aus Henis Wyren vertreiben würden. Arthur, der diese Prahlerei hörte, wandte sich hastig zu ihm um. »Ich möchte bezweifeln, daß das möglich ist, Vater«, sagte er.
    »Möglich? Selbstverständlich ist das möglich!« fiel Guinevere ihm ins Wort. »Ihr solltet es als Morgengabe für mich ansehen, Lord, meinem geliebten Vater sein Königreich
    zurückzuerobern.«
    Agravain spie mißbilligend aus. Guinevere geruhte die Geste zu ignorieren, schritt an der Reihe der Wachen entlang und überreichte jedem von uns eine Schlüsselblume aus dem Kranz, den sie im Haar getragen hatte. Dann eilten wir wie Verbrecher, die vor der Gerechtigkeit fliehen, gen Süden, um das Königreich Powys hinter uns zu lassen, bevor uns Gorfyddyds Rache ereilte.
    Das Schicksal, hatte Merlin immer gesagt, ist unerbittlich. So vieles folgte aus der überstürzten Zeremonie auf der Blumenwiese der Lichtung am Bach, So viele mußten sterben. So schweres Herzeleid gab es, so viel Blut und so viele Tränen, daß sie einen breiten Fluß hätten füllen können; mit der Zeit jedoch glätteten sich die Wirbel, neue Flüsse kamen hinzu, und die Tränen gingen in einem so großen, weiten Meer unter, daß manche Menschen vergaßen, wie es eigentlich begonnen hatte. Die ruhmreiche Zeit begann wirklich, aber was hätte geschehen können, geschah nicht, und von allen, denen durch diesen Augenblick im Sonnenschein Schmerz zugefügt wurde, mußte Arthur am schwersten leiden. An jenem Tag aber war er glücklich. Wir eilten nach Hause.

    Die Nachricht von der Vermählung hallte in Britannien wider, als würde der Speer eines Gottes gegen einen Schild geschlagen. Anfangs wirkte der Klang lähmend, und in dieser stillen Zeit, in der die Menschen versuchten, die Folgen abzuwägen, traf eine Abordnung aus Powys ein. Ein Mitglied dieser Abordnung war Valerin, jener Häuptling, der Guinevere versprochen gewesen war. Er forderte Arthur zum Kampf heraus, doch Arthur wies ihn zurück, und als Valerin sein Schwert ziehen wollte, mußten wir Wachen ihn aus Lindinis hinaustreiben. Valerin war ein hochgewachsener, kraftvoller Mann mit schwarzen Haaren und schwarzem Bart,
    tiefliegenden Augen und einer gebrochenen Nase. Sein Schmerz war furchtbar, sein Zorn schlimmer, und sein Versuch, sich zu rächen, war vereitelt worden.
    Anführer der Delegation aus Powys war Iorweth, der Druide, der von Cuneglas geschickt worden war, nicht von Gorfyddyd. Gorfyddyd war berauscht von Met und Wut, während sein Sohn immer noch hoffte, den Frieden aus dieser Katastrophe retten zu können. Iorweth, der Druide, ein ernster, sehr vernünftiger Mann, diskutierte lange mit Arthur. Die Eheschließung, sagte der Druide, sei ungültig, weil sie durch einen christlichen Priester vollzogen worden sei und die Götter Britanniens die neue Religion nicht anerkannten. »Nehmt Guinevere zur Geliebten«, drängte Iorweth Arthur, »und Ceinwyn zur Gemahlin.«
    »Meine Gemahlin ist Guinevere.« Wir alle hörten, wie Arthur das laut verkündete.
    Bischof Bedwin unterstützte Iorweth, aber auch Bedwin vermochte Arthur nicht umzustimmen. Nicht einmal die Aussicht auf Krieg konnte Arthur umstimmen. Iorweth deutete diese Möglichkeit an: Dumnonia habe Powys beleidigt, sagte er, und diese Beleidigung müsse mit Blut abgewaschen werden, falls Arthur seine Meinung nicht ändere. Tewdric von Gwent hatte Bischof Conrad geschickt, damit er um Frieden bitte und Arthur anflehe, Guinevere zu entsagen und Ceinwyn zu heiraten, und Conrad drohte sogar damit, daß Tewdric einen Separatfrieden mit Powys schließen

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