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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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brauche, und Gorfyddyd akzeptierte diese Erklärung durchaus gelassen. Cuneglas nahm vermutlich an, Arthur breche so zeitig auf, um sich Guineveres Verlockungen zu entziehen; also erhob er keinen Protest, sondern befahl, für unsere Reise Brot, Käse, Honig und Met einzupacken. Ceinwyn, die liebliche Ceinwyn, verabschiedete sich von allen Reisenden und begann damit bei uns, der Leibwache. Wir waren alle in sie verliebt und nahmen Arthur seinen Liebeswahn übel, obwohl wir nur sehr wenig mit unserem Groll anfangen konnten. Ceinwyn überreichte jedem von uns ein kleines Geschenk aus Gold, und jeder von uns versuchte ihr Geschenk abzulehnen, doch sie bestand energisch darauf. Mir schenkte sie eine Brosche mit einem verschlungenen Muster, die ich ihr zurückzugeben versuchte; aber sie lächelte nur und schloß meine Finger um das Gold. »Bitte, tragt Sorge um Euren Lord«, bat sie mich ernst.
    »Und um Euch, Lady«, antwortete ich glühend.
    Sie lächelte und ging weiter zu Arthur, um ihm einen Blütenzweig zu geben, der ihm eine schnelle und sichere Reise bringen sollte. Arthur befestigte die Blüten an seinem Schwertgehenk und küßte seiner Verlobten die Hand. Dann bestieg er Llamreis breiten Rücken. Cuneglas wollte uns einen Trupp Reiter als Begleitung mitgeben, aber Arthur verzichtete auf diese Ehre. »Laßt uns losreiten, Lord Prinz«, bat er,
    »damit ich um so schneller alles für unser Glück vorbereiten kann.«
    Ceinwyn war erfreut über Arthurs Worte, der stets höfliche Cuneglas befahl, die Tore zu öffnen, und Arthur galoppierte wie ein Mann, der eine schwere Prüfung hinter sich hat, auf Llamrei wie wahnsinnig zum Tor von Caer Sws hinaus und durch die tiefe Furt des Severn. Als wir Leibwachen ihm zu Fuß folgten, entdeckten wir am anderen Ufer des Flusses einen Blütenzweig auf der Erde. Agravain hob ihn verstohlen auf, damit Ceinwyn ihn nicht später fand.
    Sansum kam mit uns. Seine Anwesenheit wurde nicht weiter erklärt, doch Agravain vermutete, daß Tewdric dem Priester befohlen hatte, Arthur von seinem Wahnsinn abzubringen, diesem Wahnsinn, um dessen Einhalt wir alle beteten, aber wir befanden uns im Irrtum. Der Wahnsinn war vom allerersten Moment an unheilbar gewesen, als Arthur in Gorfyddyds Halle zur Tür hinübergespäht und Guineveres rote Haare gesehen hatte. Sagramor pflegte uns eine uralte Geschichte von einer Schlacht in der alten Welt zu erzählen, einer Schlacht um eine große Stadt mit Türmen, Palästen und Tempeln, und das ganze Elend begann nur wegen einer Frau, und wegen dieser Frau mußten zehntausend bronzegepanzerte Krieger im Staub ihr Leben aushauchen.
    So überholt schien mir diese Geschichte allerdings doch nicht zu sein.
    Denn nur zwei Stunden nachdem wir Caer Sws verlassen hatten, trafen wir in einem einsamen Waldstück, wo es keine Bauernhöfe gab, sondern nur steile Hügel, flinke Bäche und dicke, schwere Bäume, auf Leodegan von Henis Wyren, der an unserem Weg wartete. Wortlos führte er uns einen Pfad entlang und zwischen den Wurzeln riesiger Eichen hindurch auf eine Lichtung, wo Biber ein Flüßchen mit einem Damm zu einem Weiher aufgestaut hatten. Im Wald wucherten Bingelkraut und Lilien, während die letzten Glockenblumen in den Schatten aufleuchteten. Die Sonne schien auf die Wiese herab, auf der Primeln, Aaronstab und Hundsveilchen blühten und auf der, strahlender als alle Blumen, Guinevere in einem Gewand aus cremefarbenem Leinen wartete. Sie hatte sich Schlüsselblumen ins rote Haar geflochten; außerdem trug sie Arthurs goldenen Torques, silberne Armreifen und einen Umhang aus lila eingefärbter Wolle. Sie bot einen Anblick, der wohl einem jeden Mann den Atem verschlug. Agravain fluchte leise vor sich hin.
    Arthur sprang sofort vom Pferd und eilte zu Guinevere hinüber. Er riß sie in seine Arme, und wir hörten sie lachen, als er sie herumwirbelte. »Meine Blumen!« rief sie und hob die Hand an den Kopf. Da setzte Arthur sie behutsam ab und kniete nieder, um den Saum ihres Gewandes zu küssen. Dann erhob er sich und wandte sich um. »Sansum!«
    »Lord?«
    »Ihr könnt uns jetzt trauen.«
    Sansum weigerte sich. Er verschränkte die Arme über seiner schmutzigen schwarzen Kutte und hob das verstockte Mausgesicht. »Ihr seid versprochen, Lord«, wandte er ein wenig unsicher ein.
    Ich fand, daß Sansum sich anständig verhielt, in Wirklichkeit aber war alles arrangiert worden. Sansum war nicht auf Tewdrics, sondern auf Arthurs Wunsch mit uns gekommen, und als der

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