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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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der Große, der Strahlende, der Kriegsherr, das am meisten gefürchtete Schwert von ganz Britannien und Armorica.«
    Igraine ließ die mit Quasten geschmückte Schnur ihres weißen Gewandes durch ihre Hände gleiten und schwieg eine Weile nachdenklich. »Glaubt Ihr, daß ich Brochvaels Blut auch in Wallung bringe?« fragte sie sehnsüchtig.
    »Allnächtlich«, gab ich zurück.
    »Ach, Derfel!« Sie seufzte und glitt von der Fensterbank, um zur Tür hinüberzuschlendern, von der aus sie in unsere kleine Halle hinabblicken konnte. »Habt Ihr auch jemals so sehr geliebt?«
    »Ja«, mußte ich zugeben.
    »Und wen?« wollte sie augenblicklich wissen.
    »Ach, laßt nur«, gab ich zurück.
    »Ich lasse nicht! Ich bestehe darauf. War es Nimue?« fragte sie.
    »Es war nicht Nimue«, erklärte ich energisch. »Mit Nimue, das war etwas anderes. Ich habe sie geliebt, aber ich war nicht rasend vor Verlangen nach ihr. Ich fand nur, daß sie unendlich…« - ich hielt inne, suchte nach dem richtigen Wort und fand es nicht - »wundervoll war«, beendete ich meinen Satz ein wenig lahm und wandte den Blick ab, damit Igraine meine Tränen nicht sah.
    Sie wartete eine Weile. »Wen habt Ihr aber dann geliebt - Lunete?«
    »Nein! Nein!«
    »Aber wen denn?« drängte sie.
    »Diese Geschichte wird schon noch kommen«, versicherte ich ihr. »Falls ich so lange lebe.«
    »Selbstverständlich werdet Ihr leben! Wir werden Euch spezielle Speisen vom Caer herschicken.«
    »Welche mein Lord Sansum«, entgegnete ich, denn ich wollte nicht, daß ihre Mühen umsonst waren, »mir sofort abnehmen wird, weil ein niedrigerer Bruder ihrer nicht würdig ist.«
    »Dann kommt und wohnt bei uns auf dem Caer«, bat sie eifrig.
    »Bitte!«
    Ich lächelte. »Das würde ich nur allzugern tun, Lady, aber leider habe ich gelobt, hierzubleiben.«
    »Armer Derfel.« Langsam kehrte sie ans Fenster zurück und beobachtete Bruder Maelgwyn beim Umgraben. Unser überlebender Novize, Bruder Tudwal, leistete ihm dabei Gesellschaft. Der andere Novize war gegen Ende des Winters an einem Fieber gestorben, aber Tudwal lebt noch und teilt noch immer die Zelle des Heiligen. Der Heilige will, daß der Knabe lesen und schreiben lernt, vor allem, glaube ich, damit er endlich herausfinden kann, ob ich wirklich die Bibel ins Sächsische übertrage; aber der Knabe ist nicht sehr intelligent und scheint sich besser zum Umgraben als zum Lesen zu eignen. Es wird Zeit, daß wir ein paar richtige Gelehrte hier in Dinnewrac bekommen, denn dieser schwächliche Frühling hat bei uns wieder einmal die üblichen zänkischen
    Auseinandersetzungen über das Datum des Osterfestes ausgelöst, und wir werden nicht in Frieden leben können, bis diese Streitfrage geklärt ist. »Hat Sansum Arthur und Guinevere wirklich getraut?« unterbrach Igraine meine düsteren Gedanken.
    »O ja«, antwortete ich, »das hat er wirklich.«
    »Und das geschah nicht in einer großen Kirche? Mit Trompetengeschmetter?«
    »Es geschah auf einer Lichtung am Ufer eines Flüßchens«, erklärte ich, »wo Frösche quakten und hinter einem Biberdamm Weidenkätzchen aufgetürmt waren.«
    »Wir wurden in einer Festhalle vermählt«, sagte Igraine, »und der Rauch drang mir in die Augen, bis sie tränten.« Sie zuckte die Achseln. »Also, was habt Ihr im letzten Teil verändert?«
    fragte sie mich dann vorwurfsvoll. »Wie und wo habt Ihr die Geschichte verdreht?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Gar nicht.«
    »Und bei Mordreds Ausrufung zum König«, fragte sie ein wenig enttäuscht, »wurde das Schwert auf den Stein gelegt, ja? Nicht hineingestoßen? Seid Ihr sicher?«
    »Es wurde flach auf den Stein gelegt. Das schwöre ich…« - flugs schlug ich das Kreuz - »auf Christi Blut, meine Lady.«
    Sie zuckte die Achseln. »Dafydd ap Gruffud wird die Erzählung so übersetzen, wie ich es wünsche, und mir gefällt nun mal die Version, in der das Schwert im Stein steckt. Es freut mich, daß Ihr mit Cuneglas freundlich umgegangen seid.«
    »Er war ein guter Mann«, sagte ich. Und außerdem war er der Großvater von Igraines Gemahl.
    »War Ceinwyn wirklich so schön?« fragte Igraine. Ich nickte. »Das war sie, wirklich. Sie hatte blaue Augen.«
    »Blaue Augen!« Bei der Erwähnung eines so typisch sächsischen Merkmals erschauerte Igraine. »Was ist aus der Brosche geworden, die sie Euch geschenkt hat?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es«, log ich. Die Brosche befindet sich in meiner Zelle, so gut versteckt, daß sogar Sansum sie bei

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