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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Priester nun plötzlich seine Meinung änderte, wurde Arthurs Miene zornig. »Wir waren uns einig!«
    protestierte Arthur, und als Sansum nur stumm den tonsurierten Kopf schüttelte, legte er die Hand an Excaliburs Griff. »Ich könnte euch den Schädel von den Schultern schlagen, Priester!«
    »Märtyrer werden stets von Tyrannen geschaffen, Lord«, entgegnete Sansum. Damit fiel er inmitten der blühenden Wiese auf die Knie und senkte den Kopf, um den
    schmutzstarrenden Nacken zu entblößen. »Ich komme zu Dir, Herr«, heulte er ins Gras hinein. »Dein Diener! Ich komme in Deine Herrlichkeit, gelobt seist Du! Ich sehe die Tore des Himmels offen! Ich sehe die Engel, die mich erwarten!
    Empfange mich, Herr Jesus, an Deinem gebenedeiten Busen!
    Ich komme! Ich komme!«
    »Seid still und steht auf«, befahl Arthur müde.
    Mit verschlagenem Blick sah Sansum blinzelnd zu Arthur empor. »Ihr werdet mir nicht die Freuden des Himmels schenken, Lord?«
    »Gestern abend«, sagte Arthur, »habt Ihr zugesagt, mich zu vermählen. Warum weigert Ihr Euch jetzt?«
    Sansum zuckte die Achseln. »Ich habe mit meinem Gewissen gerungen, Lord.«
    Arthur begriff und seufzte ergeben. »Wie hoch ist Euer Preis, Priester?«
    »Ich will Bischof werden«, antwortete Sansum eilig und rappelte sich auf.
    »Ich dachte, ihr hättet einen Papst, der die Bischöfe ernennt«, wandte Arthur ein. »Heißt er nicht Simplicius?«
    »Der reich gesegnete und heilige Simplicius, möge er in Gesundheit leben«, bestätigte Sansum. »Aber gebt mir eine Kirche, Herr, und einen Thron in dieser Kirche, und die Menschen werden mich Bischof nennen.«
    »Eine Kirche und einen Sessel?« fragte Arthur. »Weiter nichts?«
    »Und die Ernennung zu König Mordreds Kaplan. Die muß ich haben! Sein einziger und persönlicher Kaplan, versteht Ihr?
    Mit einer Vergütung aus dem Reichssäckel, die es mir ermöglicht, einen eigenen Majordomus, einen Torwächter, einen Koch und einen Kerzenpfleger zu halten.« Er klopfte sich die Grashalme von der schwarzen Kutte. »Und eine Wäscherin«, setzte er hastig hinzu.
    »Ist das alles?« fragte Arthur sarkastisch.
    »Und einen Platz im Kronrat von Dumnonia«, sagte Sansum, als wäre das eine Bagatelle. »Das ist alles.«
    »Gewährt«, entschied Arthur obenhin. »Also, was müssen wir jetzt tun, damit wir vermählt werden?«
    Während die Verhandlungen zu Ende geführt wurden, beobachtete ich Guinevere. Sie trug einen triumphierenden Ausdruck auf dem Gesicht, und das war kein Wunder, denn sie heiratete weit über die Hoffnungen ihres armen Vaters hinaus. Ihr Vater wartete mit schlaffem, zitterndem Mund in höchster Angst, Sansum könne sich weigern, die Zeremonie abzuhalten. Hinter Leodegan stand ein kleines, rundliches Mädchen, das sich offenbar um Guineveres vier angeleinte Jagdhunde und das spärliche Gepäck zu kümmern hatte, das die exilierte Königsfamilie mitgebracht hatte. Das rundliche Mädchen war, wie sich herausstellte, Gwenhwyvach, Guineveres jüngere Schwester. Es gab zwar noch einen Bruder, aber der hatte sich längst in ein Kloster an der wilden Küste von Strath Clota zurückgezogen, wo seltsame, christliche Eremiten darin wetteiferten, sich die Haare wachsen zu lassen, sich von Beeren kümmerlich zu ernähren und den Seehunden das Heil zu predigen.
    Es ging wenig zeremoniell zu bei dieser Vermählung. Arthur und Guinevere stellten sich unter Arthurs Banner, während Sansum die Arme ausbreitete und in griechischer Sprache einige Gebete sprach. Dann zog Leodegan sein Schwert und berührte den Rücken seiner Tochter mit der Klinge, bevor er die Waffe zum Zeichen, daß Guinevere aus der Gewalt ihres Vaters in die Gewalt ihres Gemahls übergegangen war, Arthur aushändigte. Dann schöpfte Sansum ein wenig Wasser aus dem Bach und sprengte es über Arthur und Guinevere, wobei er behauptete, sie dadurch von Sünden reinzuwaschen und in die Familie der Heiligen Kirche aufzunehmen, die ihre Vereinigung somit als ewig und unauflöslich, als geheiligt vor Gott und der Zeugung von Kindern gewidmet anerkannte. Anschließend starrte er jedem von uns Wachen ins Gesicht und verlangte, wir sollten erklären, Zeuge dieser feierlichen Zeremonie gewesen zu sein. Gehorsam gaben wir diese Erklärung ab, und Arthur war so glücklich, daß er das Zögern in unseren Stimmen nicht wahrnahm. Guinevere dagegen entging es nicht. Guinevere entging nie etwas. »So«, erklärte Sansum, als das armselige Ritual abgeschlossen war, »nun seid Ihr

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