Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
warteten. Die Tore der Villa wurden aufgestoßen, dann schritten wir, gefolgt von zwei Sklaven und vier Mann von Lanvals Leibwache, die hastig neben uns Posten bezogen, die Hauptstraße entlang, die bequem mit breiten Steinen gepflastert und mit Gossen versehen war, die das Regenwasser zum Fluß am Ostrand der Stadt führten. Die nach vorn offenen Geschäfte quollen über von Waren: Es gab Schuhe, eine Schlachterei, Salz, Töpferwaren. Manche Häuser waren zerfallen, die meisten aber befanden sich in gutem Zustand, vermutlich deswegen, weil der Aufenthalt von Mordred und Guinevere der Stadt neuen Wohlstand gebracht hatte. Selbstverständlich gab es auch Bettler, die auf Beinstümpfen näher rückten und sich den Speeren der Leibwache aussetzten, nur um ein paar Kupfermünzen zu ergattern, die Guineveres Sklaven verteilten. Guinevere selbst schritt, das rote Haar frei der Sonne ausgesetzt, den Berg hinab, ohne auf die Unruhe zu achten, die ihre Gegenwart auslöste. »Seht Ihr das Haus?«
    Guinevere deutete auf ein hübsches, zweistöckiges Gebäude an der Nordseite der Straße. »Dort wohnt Nabur, und dort furzt und kotzt unser kleiner König.« Sie schüttelte sich. »Mordred ist ein besonders unangenehmes Kind. Er hinkt und hört niemals auf zu schreien. Da! Könnt Ihr ihn hören?« In der Tat hörte ich ein Kleinkind weinen, obwohl ich nicht sagen konnte, ob es sich dabei um Mordred handelte. »Und nun kommt hier entlang«, befahl Guinevere und drängte sich durch eine kleine Menschengruppe, die sie von einer Seitenstraße aus anstarrte. Dann stieg sie über einen Trümmerhaufen, der unmittelbar neben Naburs hübschem Häuschen lag.
    Als ich ihr folgte, entdeckte ich, daß wir zu einem Bauplatz gekommen waren, oder vielmehr zu einem Platz, auf dem ein Bauwerk abgerissen wurde, damit auf dessen Ruinen ein neues errichtet werden konnte. Das Bauwerk, das zerstört wurde, war ein römischer Tempel gewesen. »Hier haben die Menschen Merkur verehrt«, erklärte Guinevere, »doch jetzt soll hier ein Schrein für einen toten Zimmermann errichtet werden. Aber wie soll ein toter Zimmermann uns gute Ernten bringen? Sagt mir das!« Die letzten Worte, die vorgeblich an mich gerichtet waren, wurden laut genug gesprochen, um das Dutzend Christen, die an ihrer neuen Kirche arbeiteten, zu beunruhigen. Einige von ihnen mauerten, andere bearbeiteten Türpfosten, wieder andere rissen die alten Mauern ein, um daraus Material für das neue Gebäude zu gewinnen. »Wenn ihr schon einen Stall für euren Zimmermann braucht«, sagte Guinevere mit laut tönender Stimme, »warum übernehmt ihr nicht einfach das alte Gebäude? Diese Frage habe ich Sansum gestellt, aber er hat geantwortet, es müsse alles ganz neu gemacht werden, damit seine kostbaren Christen nicht die Luft atmen müßten, die einst von Heiden geatmet wurde. Ein absolut unsinniger Glaube, wenn das Alte, das voller Schönheit war, abgerissen und an seiner Statt ein scheußliches, neues Gebäude aus schlecht behauenem Stein und ohne jede Eleganz errichtet wird!« Sie spie in den Staub, um das Böse abzuwenden. »Eine Kapelle für Mordred werde das, sagt er! Ist das zu glauben? Er ist fest entschlossen, den Knaben zu einem winselnden Christen zu machen, und diese Scheußlichkeit hier ist der Ort, an dem er dies zu tun gedenkt.«
    »Verehrte Lady!« Bischof Sansum kam hinter einer der neuen Mauern hervor, die in der Tat schlecht errichtet waren, wollte man sie mit dem kunstvollen Gemäuer der alten Tempelruinen vergleichen. Sansum war in ein schwarzes Gewand gekleidet, das vom Steinstaub genauso grau war wie sein steif tonsuriertes Haar. »Ihr erweist uns eine große Ehre durch Eure Anwesenheit, Lady«, verkündete er, während er sich vor Guinevere verneigte.
    »Ich erweise dir keine Ehre, du Wurm! Ich bin gekommen, um Derfel die Verwüstungen zu zeigen, die du anrichtest. Wie könnt ihr nur in so was beten?« Sie deutete auf die halbfertige Kirche. »Genausogut könntet ihr auch einen Kuhstall nehmen.«
    »Da unser geliebter Herr in einem Stall geboren wurde, bin ich hoch erfreut, daß unsere bescheidene Kirche Euch an einen Stall erinnert.« Wieder verneigte er sich vor ihr. Einige seiner Arbeiter versammelten sich am anderen Ende des neuen Bauwerks und stimmten eins ihrer frommen Lieder an, um so die Gefahren der schädlichen Gegenwart von Heiden abzuwehren.
    »Das klingt tatsächlich wie im Kuhstall«, erwiderte Guinevere scharf und drängte sich an dem Priester vorbei. Sie

Weitere Kostenlose Bücher