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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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eines Mannes vergraben, der versucht habe, mich zu vergewaltigen. Gorfyddyd wußte natürlich genau, wen ich meinte, und weil er diese törichte kleine Ceinwyn vergöttert, ließ er mich von da an in Ruhe.«
    Sie lachte. »Männer sind ja so furchtbar dumm!«
    »Prinz Arthur nicht«, widersprach ich energisch, wohlweislich den Titel benutzend, auf dem Guinevere bestand.
    »Was Schmuck betrifft, ist er ein Dummkopf«, erklärte sie spitz. Dann fragte sie mich, ob Arthur mich geschickt hätte, um hinter ihr herzuspionieren.
    Gemeinsam wandelten wir um die Kolonnade. Wir waren allein. Ein Krieger namens Lanval, Befehlshaber der Leibwache der Prinzessin, hatte seine Männer innerhalb des Innenhofs plazieren wollen, aber Guinevere hatte darauf bestanden, daß sie verschwanden. »Sollen sie doch über uns tuscheln«, sagte sie fröhlich zu mir. Dann jedoch verfinsterte sich ihr Gesicht. »Manchmal habe ich das Gefühl, daß Lanval mir nachspionieren soll.«
    »Lanval hat nur die Aufgabe, Euch zu beschützen, Lady«, widersprach ich ihr. »Denn von Eurer Sicherheit hängt Prinz Arthurs Glück ab, und von seinem Glück ein ganzes Königreich.«
    »Das klingt hübsch, Derfel. Das gefällt mir.« Sie sagte es ein wenig spöttisch. Wir gingen weiter. Aus einer Schale Wasser, in der Rosenblätter schwammen, wehte ein süßer Duft in die Kolonnade, die willkommenen Schutz vor der brennenden Sonne bot. »Möchtet Ihr Lunete sehen?« wandte sich Guinevere unvermittelt an mich.
    »Ich bezweifle, daß sie mich sehen will.«
    »Vermutlich nicht. Aber Ihr seid nicht mit ihr vermählt, nicht wahr?«
    »Nein, Lady, wir haben uns nie vermählt.«
    »Dann spielt es keine Rolle, nicht wahr?« fragte sie mich, obwohl sie dabei nicht erwähnte, was keine Rolle spielte. »Ich wollte mit Euch sprechen, Derfel«, erklärte Guinevere ernst.
    »Ihr schmeichelt mir, Lady«, gab ich zurück.
    »Eure Worte werden immer hübscher!« Sie klatschte in die Hände; dann krauste sie die Nase. »Sagt mir, Derfel, wascht Ihr Euch eigentlich nie?«
    Ich errötete. »Doch, Lady.«
    »Ihr stinkt nach Leder und Blut und Schweiß und Staub. Das kann ein recht angenehmer Duft sein, aber nicht heute. Es ist zu heiß. Möchtet Ihr, daß meine Damen Euch ein Bad bereiten? Wir tun das hier auf Römerart, mit viel Schweiß und Kratzerei. Es ist überaus ermüdend.«
    Absichtlich wich ich einen Schritt vor ihr zurück. »Ich werde mir einen Bach suchen, Lady.«
    »Aber ich wollte Euch wirklich sprechen«, betonte sie. Wieder trat sie neben mich und hängte sich sogar bei mir ein. »Erzählt mir von Nimue.«
    »Nimue?« Ihre Bitte überraschte mich.
    »Kann sie wirklich zaubern?« fragte Guinevere mich eifrig. Die Prinzessin war so groß wie ich, so daß ihr Gesicht, ihr schönes Gesicht mit den hohen Wangenknochen, sich unmittelbar vor dem meinen befand. Guineveres Nähe wirkte so überwältigend wie die schwere Verwirrung der Sinne, die der Trank des Mithras bewirkt hatte. Ihr rotes Haar duftete nach Parfüm, und ihre beunruhigend grünen Augen waren mit einer Farbe umrandet, die aus Lampenruß gemischt wurde und dazu diente, sie größer erscheinen zu lassen. »Kann sie zaubern?« fragte mich Guinevere abermals.
    »Ich glaube schon.«
    »Ihr glaubt!« Enttäuscht trat sie von mir zurück. »Ihr glaubt es nur?«
    Die Narbe in meiner linken Hand pochte, und ich wußte nicht, was ich antworten sollte.
    Guinevere lachte. »Sagt mir die Wahrheit, Derfel. Ich muß es wissen!« Wieder hängte sie sich bei mir ein und führte mich weiter durch die schattige Kolonnade. »Dieser schreckliche Bischof Sansum versucht uns alle zu Christen zu machen, aber ich werde das nicht dulden! Ständig will er, daß wir uns schuldig fühlen, und ich erkläre ihm immer wieder, daß es nichts gibt, weswegen ich mich schuldig fühlen müßte, aber die Christen gewinnen immer mehr Macht. Sogar hier bauen sie eine neue Kirche! Oder nein, sie tun etwas viel Schlimmeres. Kommt mit!« Impulsiv wandte sie sich um und klatschte in die Hände. Als mehrere Sklavinnen in den Hof gelaufen kamen, befahl ihnen Guinevere, ihren Umhang und ihre Hunde zu holen. »Ich werde Euch etwas zeigen, Derfel, damit Ihr selbst sehen könnt, was dieser erbärmliche kleine Bischof unserem Königreich antut.«
    Sie verhüllte ihr dünnes Leinenkleid mit einem mauvefarbenen Wollumhang. Dann ergriff sie die Leinen zweier Jagdhunde, die hechelnd und mit lang zwischen den scharfen Zähnen heraushängenden Zungen neben ihr

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