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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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überfiel uns, und als ich über ihre letzten Fragen nachdachte, wurde mir klar, daß Lunete vermutlich behauptet hatte, einige Kenntnis von Merlins Magie zu besitzen, und ich ihr diesen Spaß zweifellos verdorben hatte. »Vielleicht«, sagte ich hilflos, »weiß Lunete mehr, als sie mir jemals mitgeteilt hat.«
    Guinevere zuckte die Achseln und wandte sich ab. Mein Blick wanderte wieder zu ihr empor. »Aber Nimue, sagt Ihr, ist weitaus bewanderter als Lunete, wie?« fragte sie mich.
    »Unendlich, Lady.«
    »Ich habe Nimue zweimal befohlen, zu mir zu kommen«, sagte Guinevere scharf, »und sie hat sich zweimal geweigert. Was soll ich tun, damit sie kommt?«
    »Wenn man will, daß Nimue etwas tut, sollte man es ihr verbieten«, antwortete ich.
    Wieder herrschte Schweigen im Raum. Die Geräusche der Stadt waren ziemlich laut: die Rufe der Marktschreier auf dem Marktplatz, das Rattern von Karrenrädern auf den Steinen, Hundegebell, Töpfeklappern in einer nahen Küche. Im Gemach selbst aber war alles still. »Eines Tages«, brach Guinevere unser Schweigen, »werde ich Isis dort oben …« - sie zeigte zu den Wällen von Mai Dun hinüber, die den südlichen Himmel füllten - »einen Tempel bauen. Ist das ein heiliger Ort?«
    »Sehr sogar.«
    »Gut.« Jetzt wandte sie sich zu mir um. Die Sonne glänzte in ihrem roten Haar und leuchtete auf ihrer glatten Haut unter dem weißen Leinenstoff. »Ich will keine kindischen Spielchen treiben, Derfel, indem ich versuche, Nimue zu übertreffen. Ich möchte, daß sie herkommt. Ich brauche eine mächtige Priesterin. Wenn ich diesen Wurm Sansum bekämpfen will, brauche ich eine Freundin der alten Götter. Ich brauche Nimue, Derfel, deswegen sagt mir um der Liebe willen, die Ihr für Arthur empfindet, welche Botschaft sie bewegen könnte herzukommen. Sagt mir das, und ich werde Euch sagen, warum ich Isis verehre.«
    Ich zögerte und überlegte, womit man Nimue möglicherweise herlocken könnte. »Erklärt ihr«, sagte ich schließlich, »daß
    Arthur ihr Gundleus geben wird, wenn sie Eurem Befehl folgt. Aber sorgt dafür, daß er es auch wirklich tut.«
    »Ich danke Euch, Derfel.« Sie lächelte mir zu. Dann setzte sie sich auf den schwarzen, blankpolierten Thron. »Isis«, erklärte sie mir, »ist eine Göttin der Frauen, und der Thron ist ihr Symbol. Auf einem Königsthron mag wohl ein Mann sitzen, Isis aber kann bestimmen, wer dieser Mann ist. Deswegen verehre ich sie.«
    Ich witterte einen Hauch von Hochverrat in ihren Worten. »Der Thron dieses Königreichs, Lady«, sagte ich und wiederholte damit, was Arthur immer wieder behauptete, »gehört Mordred.«
    Guinevere quittierte meine Kundgebung mit höhnischem Lachen. »Mordred sitzt nicht mal auf einem Pißpott gut!
    Mordred ist ein Krüppel! Mordred ist ein schlecht erzogenes Kind, das schon jetzt die Macht wittert, wie ein Eber hinter einer läufigen Sau herschnobert.« Ihre Stimme klang wie ein Peitschenhieb und war voll Verachtung. »Und seit wann, Derfel, wird ein Thron vom Vater auf den Sohn vererbt? In den alten Zeiten war das anders! Da übernahm der beste Mann des Stammes die Macht, und so sollte es auch heute noch sein.« Sie schloß die Augen, als bereue sie plötzlich ihren Ausbruch. »Ihr seid doch ein Freund meines Gemahls, nicht wahr?« fragte sie mich nach einer Weile, als sie die Augen wieder geöffnet hatte.
    »Ihr wißt, daß ich das bin, Lady.«
    »Dann sind wir beide, Ihr und ich, Derfel, ebenfalls Freunde. Wir sind eins, weil wir beide Arthur lieben, und glaubt Ihr wirklich, mein Freund Derfel Cadarn, daß Mordred ein besserer König wäre als Arthur?«
    Ich zögerte, denn sie verlangte verräterische Äußerungen von mir, aber sie forderte mich auch auf, an einem heiligen Ort die Wahrheit zu sprechen, also antwortete ich ihr ehrlich. »Nein, Lady. Prinz Arthur wäre ein besserer König.«
    »Gut.« Wieder schenkte sie mir ein Lächeln. »Dann sagt Arthur, daß ihm aus meiner Verehrung für Isis kein Schaden, wohl aber sehr viel Gutes erwachsen kann. Sagt ihm, daß ich hier für seine Zukunft bete und daß ihm nichts, was in diesem Raum geschieht, zum Nachteil gereichen kann. Ist das deutlich genug?«
    »Ich werde es ihm ausrichten, Lady.«
    Sie sah mich lange durchdringend an. Ich stand kerzengerade wie ein Soldat, mein Mantel berührte den schwarzen Boden, Hywelbane hing an meiner Seite, und mein Vollbart wurde im Sonnenlicht des Schreins zu Gold. »Werden wir diesen Krieg gewinnen?« fragte mich Guinevere

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