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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seinem Rat, während die beiden Zauberer auf Nimue einschwatzten. Einer von ihnen deutete mit einem menschlichen Oberschenkelknochen auf sie, aber Nimue spie nur aus. Diese Geste schien den Kampf der Hexenmeister zu beenden, denn die beiden Zauberer zogen sich schlurfend zurück, während Nimue sich erhob und sich die Hände abwischte. Aelles Rat schacherte mit uns. Einmal bestanden sie darauf, daß wir ihnen all unsere schweren Schlachtrösser aushändigen müßten, woraufhin Arthur sämtliche Kriegshunde verlangte, und schließlich, am Nachmittag, akzeptierten die Sachsen die Festung Ratae und Arthurs Gold. Es war vermutlich der größte Goldschatz, der jemals von einem Briten an einen Sachsen gezahlt wurde, aber Aelle bestand darauf, zwei Geiseln zu nehmen, die er freizulassen versprach, sobald sich herausstellte, daß der Angriff auf Ratae sich nicht als Falle herausstellte, in die er von Gorfyddyd und Arthur gelockt werden sollte. Blindlings griff er sich zwei von Arthurs Kriegern heraus: Baiin und Lanval.
    An diesem Abend aßen wir mit den Sachsen. Ich war gespannt darauf, diesen Männern zu begegnen, die meine Stammesbrüder waren, und fürchtete sogar, ihnen gegenüber eine gewisse Verbundenheit zu empfinden, aber ich fand ihre Gegenwart abstoßend. Ihr Humor war derb, ihre Manieren plump und der Gestank ihrer in Felle gewickelten Körper widerwärtig. Manche von ihnen machten sich über mich lustig und behaupteten, ich sähe König Aelle ähnlich, aber ich konnte keinerlei Ähnlichkeit zwischen seinen flachen, harten Zügen und meinem Gesicht, so wie ich es empfand, entdecken. Schließlich fauchte Aelle meine Quälgeister an, sie sollten das Maul halten. Dann schenkte er mir einen kalten Blick und befahl mir, Arthurs Männer zu einem gemeinsamen abendlichen Mahl zu laden. Es gab riesige Stücke von gebratenem Fleisch, die wir mit behandschuhten Händen aßen, das heißt, wir bissen tief in das glühheiße Fleisch, bis uns der blutige Saft aus den Bärten troff. Wir gaben ihnen Met, sie gaben uns Ale. Ein paar Berauschte begannen zu raufen, aber niemand wurde getötet. Aelle und Arthur blieben nüchtern, aber Aelles Zauberer waren schließlich sturzbetrunken, und als sie neben ihrem eigenen Erbrochenen eingeschlafen waren, erklärte Aelle, sie seien Wahnsinnige, die im Kontakt mit den Göttern stünden. Er besitze noch andere Priester, die nicht geisteskrank seien, sagte er, aber Verrückte besäßen, wie man glaube, spezielle Kräfte, die die Sachsen möglicherweise verwenden konnten. »Wir hatten gefürchtet, ihr bringt Merlin mit«, erklärte er.
    »Merlin ist sein eigener Herr«, antwortete Arthur, »aber das hier ist seine Priesterin.« Er deutete auf Nimue, die den Sachsen mit einem Auge anstarrte.
    Aelle machte eine Geste, die offenbar das Böse abwenden sollte. Er fürchtete Nimue wegen Merlin, und es war gut, das zu wissen. »Aber Merlin ist in Britannien?« erkundigte Aelle sich ängstlich.
    »Manche sagen ja«, antwortete ich an Arthurs Stelle, »und manche sagen nein. Wer weiß? Vielleicht ist er ja da draußen im Dunkeln.« Mit dem Kopf deutete ich auf die Nacht hinter den vom Feuerschein beleuchteten Steinen.
    Aelle stieß einen seiner verrückten Zauberer mit einem Speerschaft an, um ihn zu wecken. Der Mann begann erbärmlich zu jaulen, und Aelle schien zu glauben, daß dieser Lärm jegliche Gefahr bannen würde. Der Bretwalda hatte sich Sansums Kreuz um den Hals gehängt, während einige seiner Männer Ynys Wydryns schwere Goldtorques trugen. Später in der Nacht, als die meisten Sachsen schnarchten, berichteten einige ihrer Sklaven von Durocobrivis' Fall und von Fürst Gereint, der lebend gefangengenommen und dann zu Tode gefoltert worden sei. Bei dieser Nachricht weinte Arthur. Keiner von uns hatte Gereint besonders gut gekannt, aber er war ein bescheidener, anspruchsloser Mann gewesen und hatte getan, was er konnte, um die anwachsenden Streitkräfte der Sachsen aufzuhalten. Einige Sklaven baten uns, sie mitzunehmen, aber wir wagten es nicht, unsere Gastgeber zu beleidigen, indem wir ihrer Bitte entsprachen. »Eines Tages werden wir euch holen«, versprach Arthur den Sklaven.
    »Eines Tages werden wir kommen und euch nach Hause holen.«
    Am folgenden Nachmittag zogen die Sachsen ab. Um sicherzugehen, daß wir ihm nicht folgten, bestand Aelle darauf, daß wir noch eine weitere Nacht bei den Steinen verbrachten, und nahm Baiin, Lanval sowie den Mann aus Powys beim Abmarsch mit. Arthur befragte

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