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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Zauberer hatten ihre Haare mit Dung zu abstehenden Stacheln geformt und trugen zerlumpte Umhänge aus Wolfsfell. Als sie umherwirbelten, um ihre Zaubersprüche aufzusagen, flogen ihnen Beine, Ruten und Masken der Wölfe um die bemalten Körper. Damit ein jeglicher Zauber getilgt sei, den wir gegen ihren Anführer gewirkt haben mochten, kreischten sie, während sie näher kamen, endlose Zaubersprüche. Nimue kauerte hinter uns und intonierte ihren Gegenzauber.
    Die beiden Führer maßen einander. Arthur war größer, Aelle breiter. Arthurs Antlitz war beeindruckend, Aelles einschüchternd. Es war unerbittlich, das Gesicht eines Mannes, der weit übers Meer gekommen war, um sich in einem fremden Land ein Königreich zu erobern, und er hatte sich dieses Königreich mit ungezügelter, unverhohlener Brutalität geschaffen. »Ich sollte Euch auf der Stelle töten, Arthur«, sagte er, »dann gibt es für mich einen Feind weniger, den ich vernichten muß.«
    Seine Zauberer, die unter den mottenzerfressenen Fellen beide nackt waren, kauerten sich hinter ihn. Der eine kaute einen Mundvoll Erde, der andere rollte finster die Augen, während Nimue, die ihre Augenhöhle nicht verdeckt hatte, die beiden bösartig anzischte. Der Kampf zwischen Nimue und den Zauberern war ein Privatkrieg, den die Führer ignorierten.
    »Die Zeit wird kommen, Aelle«, entgegnete Arthur, »da wir uns auf dem Schlachtfeld gegenüberstehen. Jetzt aber biete ich Euch erst einmal Frieden.« Ich hatte fast erwartet, daß Arthur sich vor Aelle verneigte, denn dieser war, im Gegensatz zu Arthur, tatsächlich ein König; doch Arthur behandelte den Bretwalda wie seinesgleichen, und Aelle nahm diese Behandlung widerspruchslos hin.
    »Warum?« fragte Aelle rundheraus. Aelle verzichtete auf weitschweifiges Herumgerede, wie es die Briten bevorzugten. Mir fiel dieser Unterschied zwischen uns und den Sachsen auf. Die Briten dachten in Kurven, wie die verschlungenen Wirbel auf ihrem Schmuck, während die Sachsen offen und geradeaus waren, so primitiv wie ihre schweren Goldbroschen und ihre dicken Halsketten. Die Briten schnitten kaum jemals ein Thema direkt an, sondern redeten darum herum, verpackten es in Hinweise und Andeutungen und waren immer auf der Suche nach Winkelzügen, während die Sachsen jegliche Finesse vermissen ließen. Arthur behauptete einmal, mir sei genau dieselbe Direktheit eigen wie den Sachsen, und ich glaube, er meinte das als Kompliment.
    Arthur ignorierte Aelles Frage. »Ich dachte, wir hätten bereits Frieden geschlossen. Wir hatten eine Vereinbarung, die mit Gold besiegelt wurde.«
    Aelles Miene verriet keinerlei Scham darüber, daß er den Waffenstillstand gebrochen hatte. Er zuckte die Achseln, als wäre ein gebrochener Frieden eine Bagatelle. »Wenn also ein Frieden gebrochen wurde, warum einen neuen kaufen?«
    fragte er.
    »Weil ich im Kampf mit Gorfyddyd liege«, antwortete Arthur, die unverblümte Art des Sachsen imitierend, »und mich Eurer Unterstützung in diesem Kampf versichern will.«
    Aelle nickte. »Aber wenn ich Euch helfe, Gorfyddyd zu schlagen, mache ich Euch stärker. Warum sollte ich das tun?«
    »Weil Gorfyddyd, wenn Ihr mir nicht helft, mich vernichten wird und dann selbst stärker wird.«
    Aelle lachte so breit, daß seine fauligen Zähne zu sehen waren. »Kümmert's den Hund, welche von zwei Ratten er tötet?« fragte er.
    Ich übersetzte das mit: Kümmert's den Hund, welchen Hirsch er reißt, weil es mir so taktvoller erschien. Wie ich bemerkte, machte Aelles Dolmetscher, ein britischer Sklave, seinen Herrn nicht darauf aufmerksam.
    »Nein«, räumte Arthur ein, »aber die Hirsche sind nicht gleichwertig.« Aelles Dolmetscher übersetzte, die Ratten seien nicht gleichwertig, und ich sagte Arthur nichts davon. »Im günstigsten Fall, Lord Aelle«, fuhr Arthur fort, »rette ich Dumnonia und mache Powys und Siluria zu meinen
    Verbündeten. Aber wenn Gorfyddyd siegt, wird er Elmet, Rheged, Powys, Siluria und Dumnonia gegen Euch vereinen.«
    »Aber Ihr werdet auch Gwent auf Eurer Seite haben«, wandte Aelle ein. Er war schlau und von schneller Auffassungsgabe.
    »Richtig, aber das trifft auch auf Gorfyddyd zu, falls es zwischen den Briten und den Sachsen zum Krieg kommen sollte.«
    Aelle knurrte etwas. Die gegenwärtige Situation, das heißt, daß die Briten einander bekämpften, war für ihn am günstigsten, doch ihm war klar, daß die Kriege innerhalb Britanniens nicht ewig währen würden. Da es im Augenblick so

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