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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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marschieren und uns von hinten angreifen. Schon möglich, daß uns nichts mehr vertreiben kann, Lord, dafür werden wir an Ort und Stelle getötet werden.«
    »Die Iren auf dem Coel's Hill sind unwichtig«, entgegnete Arthur leichthin. Er war erregt und konnte nicht stillstehen; er ging erklärend und aufmunternd auf dem Podium auf und ab.
    »Überlegt doch, ich bitte Euch, Lord König…« - damit wandte er sich an Tewdric - »was geschehen wird, wenn wir hierbleiben. Die Feinde kommen, wir ziehen uns hinter unüberwindliche Wälle zurück, und sie überfallen unsere Ländereien. Wir selbst werden Mitte des Winters noch leben, aber wird dann außer uns noch irgend jemand in Gwent oder Dumnonia am Leben sein? Nein. Diese Hügel südlich von Branogenium sind Gorfyddyds Schutzwälle. Wenn wir jene Wälle durchbrechen, muß er sich uns stellen, und wenn er im Lugg Vale gegen uns kämpft, hat er schon verloren.«
    »Seine zweihundert Mann im Lugg Vale werden uns
    aufhalten«, beharrte Agricola.
    »Sie werden sich verziehen wie der Nebel!« behauptete Arthur zuversichtlich. »Diese zweihundert Mann haben in der Schlacht noch nie ein gepanzertes Pferd gesehen.«
    Agricola schüttelte den Kopf. »Das Tal wird von einer Mauer aus gefällten Bäumen verbarrikadiert. Das wird die gepanzerten Pferde aufhalten, und zwar…« - er schlug sich mit der geballten Faust in die flache Hand - »so!« Er sprach das Wort entschieden aus, und es klang so endgültig, daß
    Arthur sich wieder setzte. Eine Ahnung der kommenden Niederlage lastete auf der Halle. Von draußen, wo die Schmiede Tag und Nacht arbeiteten, drang das Zischen einer frisch geschmiedeten Klinge herein, die in kaltes Wasser getaucht wurde.
    »Würdet Ihr mir gestatten, auch etwas zu sagen?« Der Sprecher war Meurig, Tewdrics Sohn. Er hatte eine seltsam hohe Stimme, die fast schmollend klang, und war offenbar kurzsichtig, denn er kniff die Augen zusammen und legte den Kopf schief, wenn er einen Mann im Hauptteil der Halle ansehen wollte. »Meine Frage«, sagte er, als sein Vater ihm die Erlaubnis gegeben hatte, sich an den Kriegsrat zu wenden,
    »ist folgende: Warum kämpfen wir überhaupt?« Nachdem er seine Frage gestellt hatte, sah er hektisch blinzelnd in die Runde.
    Niemand antwortete. Möglicherweise waren wir alle zu verblüfft über die Frage.
    »Laßt mich, erlaubt mir, gestattet mir, meine Frage zu erklären«, sagte Meurig in pedantischem Ton. Er mochte jung sein, doch er besaß die Selbstsicherheit eines Prinzen, obwohl ich die gespielte Bescheidenheit, mit der er seine Worte vortrug, aufreizend fand. »Wir kämpfen gegen Gorfyddyd - korrigiert mich, wenn ich mich irre -, weil wir seit langer Zeit Verbündete von Dumnonia sind. Dieses Bündnis war uns allen von Nutzen, das bestreite ich nicht, aber Gorfyddyd erhebt, wie ich höre, keinen Anspruch auf den dumnonischen Thron.«
    Unwilliges Murren kam aus den Reihen unserer Dumnonier, doch Arthur gebot mit erhobener Hand Schweigen. Er winkte Meurig, er möge fortfahren. Meurig zwinkerte und zerrte an seinem Kreuz. »Ich möchte wissen, warum wir kämpfen! Was ist, wenn ich es so ausdrücken darf, unser casus belli ?«
    »Käsebällchen?« brüllte Culhwch. Culhwch hatte mich entdeckt, als ich eintraf, und hatte sich durch die ganze Halle gedrängt, um mich zu begrüßen. Jetzt schob er den Mund dicht an mein Ohr. »Bastarde haben dünne Schilde, Derfel«, sagte er, »und sie suchen nach einem Ausweg.«
    Wieder erhob sich Arthur und richtete das Wort höflich an Meurig. »Der Grund für den Krieg, Lord Prinz, ist der Eid Eures Vaters, König Mordreds Thron zu sichern, und König Gorfyddyds offensichtliches Begehren, meinem König diesen Thron streitig zu machen.«
    Meurig zuckte die Achseln. »Aber - bitte, korrigiert mich - nach allem, was ich gehört habe, denkt Gorfyddyd nicht daran, König Mordred vom Thron zu stürzen.«
    »Woher wißt Ihr das?« rief Culhwch.
    »Es gibt Anzeichen dafür«, erklärte Meurig gereizt.

»Bastarde haben mit dem Feind gesprochen«, flüsterte mir Culhwch ins Ohr. »Schon mal ein Messer in den Rücken gekriegt, Derfel? Arthur geschieht das gerade.«
    Arthur blieb ruhig. »Welche Anzeichen?« fragte er gelassen. König Tewdric hatte geschwiegen, während sein Sohn sprach, was bewies, daß er Meurig erlaubt hatte, behutsam anzudeuten, Gorfyddyd müsse beschwichtigt werden statt attackiert. Nun aber ergriff der König, der alt und müde wirkte, die Initiative. »Es gibt keine

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