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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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beschützen, Lord Prinz.«
    So betraten wir das Land der Feinde. Wir ritten durch stille Täler, wo die Garben des frisch geschnittenen Getreides aufgestellt waren und die Bäume in den Obstgärten sich unter den reifenden Äpfeln neigten. Am Tag darauf waren wir in den Hügeln und folgten einer ungepflasterten Straße, die sich durch weite Gebiete feuchter Waldungen wand, bis wir schließlich die Baumgrenze hinter uns ließen und den Paß
    überquerten, der zu Gorfyddyds Hauptstadt hinunterführte. Als ich die Erdwälle von Caer Sws sah, überlief mich ein ängstlicher Schauer. Gorfyddyds Heer war zwar mindestens vierzig Meilen entfernt in Branogenium versammelt, aber das Land rings um Caer Sws wimmelte noch immer von Soldaten. Die Truppen hatten sich primitive Unterstände mit Wänden aus Stein und Dächern aus Grassoden gebaut, und diese Unterstände umringten das Fort, auf dessen Wällen acht Banner wehten - Zeichen dafür, daß Männer aus acht Königreichen in Gorfyddyds immer größer werdendem Heer dienten. »Acht?« fragte Galahad. »Powys, Siluria, Elmet - aber wer noch?«
    »Cornovia, Demetia, Gwynedd, Rheged und Demetias Schwarzschilde«, ergänzte ich die furchteinflößende Liste.
    »Kein Wunder, daß Tewdric sich Frieden wünscht«, sagte Galahad leise. Staunend musterte er die vielen Männer, die zu beiden Seiten des Flusses kampierten, der an der feindlichen Hauptstadt vorbeieilte.
    Wir ritten mitten hinein in diesen von Eisen starrenden Bienenstock. Kinder folgten uns, bestaunten unsere fremdartigen Schilde, während ihre Mütter uns argwöhnisch von den verschatteten Eingängen ihrer Unterstände aus beobachteten. Die Männer warfen uns kurze Blicke zu, registrierten unsere fremdartigen Insignien und die Qualität unserer Waffen, aber keiner hielt uns an, bis wir das Tor von Caer Sws erreichten, wo uns Gorfyddyds königliche Wache mit blankpolierten Speerspitzen den Weg versperrte. »Ich bin Galahad, Prinz von Benoic«, verkündete Galahad hochmütig,
    »und bin gekommen, um meinen Cousin, den Großkönig, aufzusuchen.«
    »Ist er wirklich dein Cousin?« fragte ich ihn flüsternd.
    »So drückt man sich in königlichen Kreisen aus«, gab Galahad ebenfalls flüsternd zurück.
    Das, was wir innerhalb der Festung zu sehen bekamen, erklärte recht gut, warum sich auf Caer Sws so viele Soldaten versammelt hatten. Drei starke Pfähle waren in den Boden getrieben worden und warteten auf die offiziellen Zeremonien, die einem Krieg vorausgingen. Das Christentum hatte in Powys noch kaum Fuß gefaßt, daher würde man dort die alten Rituale besonders sorgfältig durchführen. Ich nahm an, daß
    viele der Soldaten, die draußen kampierten, ausschließlich deswegen aus Branogenium hergeholt worden waren, um bei den Riten anwesend sein und ihren Kameraden später berichten zu können, daß die Götter besänftigt worden seien. Gorfyddyds Invasion sollte nicht ungeordnet und überstürzt vonstatten gehen, sondern methodisch vorbereitet werden. Arthur, dachte ich mir, geht vermutlich recht in der Annahme, daß das ausschließlich aus Fußvolk bestehende Unternehmen durch einen Überraschungsangriff aus den Fugen geraten könne.
    Unsere Pferde wurden von Bediensteten weggeführt, und nachdem ein Aufseher Galahad befragt und entschieden hatte, daß er in der Tat derjenige war, der zu sein er vorgab, wurden wir in die große Festhalle geführt. Der Türposten nahm uns Schwerter, Schilde und Speere ab und legte sie auf den Haufen ähnlicher Waffen, die den in Gorfyddyds Halle versammelten Männern gehörten.
    Zwischen den gedrungenen Eichenpfosten, an denen zum Zeichen, daß sich das Reich im Kriegszustand befand, Menschenschädel hingen, waren über einhundert Mann zusammengekommen. Die Männer unter diesen grinsenden Totenköpfen waren die Könige, Prinzen, Fürsten, Lords, Häuptlinge und Champions der zusammengezogenen Heere. Die einzigen Möbel in der Halle waren mehrere Throne, die in einer Reihe auf einem Podium am anderen, dunklen Ende standen. Dort saß Gorfyddyd unter seinem Adlersymbol, und neben ihm saß Gundleus, allerdings auf einem etwas niedrigeren Thron. Allein der Anblick des silurischen Königs ließ die Narbe in meiner linken Handfläche pochen. Tanaburs kauerte neben Gundleus, während Gorfyddyd Iorweth, seinen eigenen Druiden, rechts neben sich hatte. Cuneglas, Edling von Powys, saß auf einem dritten Thron und war flankiert von Königen, die ich nicht kannte. Frauen waren nicht anwesend. Diese

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