Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig
Anzeichen, Lord, auf die ich meine Strategie stützen würde. Nichtsdestoweniger…« - als Tewdric dieses Wort so nachdrücklich betonte, wußten wir alle, daß
Arthur die Debatte verloren hatte - »nichtsdestoweniger, Lord, bin ich überzeugt, daß wir Powys nicht unnötig provozieren sollten. Laßt uns sehen, ob wir nicht doch noch Frieden schließen können.« Er hielt inne, als fürchtete er fast, daß
dieses Wort Arthur erzürnen könnte, doch Arthur schwieg. Tewdric seufzte. »Gorfyddyd kämpft«, sagte er langsam und sehr behutsam, »weil seiner Familie Unrecht getan wurde.«
Abermals hielt er inne, weil er Angst hatte, Arthur mit diesen offenen Worten beleidigt zu haben, doch Arthur war kein Mann, der sich seiner Verantwortung entzog. Er nickte zögernd, aber zustimmend. »Während wir«, fuhr Tewdric fort,
»während wir kämpfen, um den Eid zu halten, den wir Großkönig Uther geschworen haben. Einen Eid, mit dem wir versprochen haben, Mordreds Thron zu schützen. Ich jedenfalls werde diesen Eid nicht brechen.«
»Ich ebenfalls nicht!« sagte Arthur energisch.
»Aber was ist, Lord Arthur, wenn König Gorfyddyd gar keine Ambitionen auf diesen Thron hat?« fragte König Tewdric.
»Wenn er Mordred König bleiben lassen will? Warum kämpfen wir dann?«
Die Halle geriet in Aufruhr. Wir Dumnonier witterten Verrat, die Männer von Gwent witterten einen Ausweg aus dem Krieg, und eine Weile schrien wir einander an, bis Arthur schließlich die Ordnung wiederherstellte, indem er auf den Tisch schlug.
»Das letzte Mal, als ich einen Abgesandten zu Gorfyddyd geschickt habe«, erklärte Arthur, »kam sein Kopf in einem Sack zurück. Wollt Ihr vorschlagen, Lord König, daß wir einen weiteren schicken?«
Tewdric schüttelte den Kopf. »Gorfyddyd weigert sich, meine Abgesandten zu empfangen. Sie werden an der Grenze zurückgeschickt. Wenn wir aber hier warten, während seine Truppen ihre Energie auf unsere Wälle vergeuden, wird er, glaube ich, den Mut verlieren, und dann können wir verhandeln.« Seine Männer murmelten Zustimmung.
Noch einmal versuchte Arthur, Tewdric umzustimmen. Er zeichnete ein Bild unserer Truppen, wie sie hinter den Wällen festsaßen, während Gorfyddyds Kriegshorden unsere Bauernhöfe mitsamt der eben eingefahrenen Ernte
verwüsteten, aber die Männer aus Gwent ließen sich weder von seiner Redekunst noch von seiner Leidenschaft erweichen. Sie sahen nur umgangene Schildwälle und Schlachtfelder voller Toter und hielten sich darum an die Überzeugung ihres Königs, es werde Frieden geben, wenn sie sich nur nach Magnis zurückzögen und abwarteten, bis Gorfyddyds Männer durch immer neues Anstürmen gegen die starken Wälle erschöpft waren. Als sie Arthur aufforderten, ihrer Strategie zuzustimmen, sah ich den Schmerz in seinem Gesicht. Er hatte verloren. Wenn er hier wartete, würde Gorfyddyd seinen Kopf fordern. Floh er nach Armorica, würde er am Leben bleiben, aber er würde Mordred und seinen eigenen Traum von einem gerechten, vereinigten Britannien aufgeben. Der Lärm in der Halle schwoll an, doch dann erhob sich Galahad und verlangte laut rufend das Wort. Tewdric zeigte auf Galahad, der sich zunächst einmal vorstellte. »Ich bin Galahad, Lord König«, sagte er, »ein Prinz von Benoic. Wenn König Gorfyddyd keine Abgesandten aus Gwent oder Dumnonia empfangen will, wird er einem aus Armorica doch sicher nicht die Tür weisen - oder? Laßt mich nach Caer Sws gehen, Lord König, und erfragen, was Gorfyddyd mit Mordred zu tun gedenkt. Und wenn ich gehe, Lord König, werdet Ihr dann akzeptieren, was ich über seine Absichten zu berichten habe?«
Tewdric akzeptierte nur allzugern. Er war mit allem einverstanden, was einen Krieg abwenden konnte, aber er hoffte immer noch auf Arthurs Zustimmung. »Angenommen, Gorfyddyd erklärt, daß Mordred nicht gefährdet ist«, wandte er sich an Arthur. »Was werdet Ihr dann tun?«
Arthur starrte auf die Tischplatte. Sein Traum entglitt ihm, aber selbst um diesen Traum zu retten, mochte er nicht lügen. Er blickte mit traurigem Lächeln auf. »In diesem Fall, Lord König, werde ich Britannien verlassen und Mordred Eurer Obhut anvertrauen.«
Wieder protestierten wir Dumnonier lautstark, doch diesmal war es Tewdric, der uns beschwichtigte. »Wir wissen nicht, welche Antwort uns Prinz Galahad bringen wird«, sagte er,
»aber eins verspreche ich Euch: Wenn Mordreds Thron tatsächlich in Gefahr ist, werde ich, König Tewdric, kämpfen. Und wenn
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