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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Vertrauen
    entgegenzubringen vermöchten, daher habe sich Gundleus von Siluria als weiteres Unterpfand für seinen Sinneswandel bereit erklärt, Silurias uralten Anspruch auf das Königreich Gwent aufzugeben und außerdem zum Christentum
    überzutreten, indem er sich am folgenden Morgen öffentlich im Severn-Fluß unterhalb der Mauern von Glevum taufen lasse. Die anwesenden Christen riefen laut halleluja, ich aber beobachtete Tanaburs, den Druiden, und fragte mich, warum dieser bösartige alte Narr keine Spur von Mißbilligung erkennen ließ, als sein Herr sich öffentlich von seiner alten Religion lossagte.
    Ich fragte mich auch, warum diese erwachsenen Männer einen ehemaligen Feind so leichtfertig willkommen hießen, aber sie waren wohl wirklich verzweifelt. Ein Königreich wurde einem verkrüppelten Kind vererbt, und auch wenn Gundleus sich in der Vergangenheit oft als Verräter erwiesen hatte, war er ein ruhmreicher Krieger. Wenn er Wort hielt, war der Friede in Dumnonia und Gwent gesichert. Aber Uther war nicht dumm und tat natürlich alles, was er konnte, um seinen Enkel für den Fall zu schützen, daß Gundleus ein doppeltes Spiel trieb. Dumnonia, bestimmte Uther, solle so lange von einem Rat regiert werden, bis Mordred alt genug sei, ein Schwert zu schwingen. Diesem Rat solle Gundleus vorsitzen, und sechs weitere Männer, mit Bischof Bedwin an der Spitze, sollten seine Ratgeber sein. Tewdric von Gwent, Dumnonias zuverlässiger Verbündeter, wurde aufgefordert, zwei dieser Männer zu stellen, und der so zusammengesetzte Rat solle die Herrschaft über das Land ausüben. Über diese Bestimmung war Gundleus nicht sehr erfreut. Er hatte nicht zwei Körbe voll Gold bezahlt, um in einem Rat aus alten Männern zu sitzen, aber er hütete sich, Protest einzulegen. Schweigend ließ er es zu, daß seine neue Braut und das Königreich seines Stiefsohns durch diese Bedingungen geschützt wurden.
    Und immer noch mehr Bedingungen wurden gestellt. Mordred, sagte Uther, werde drei vereidigte Protektoren haben - Männer, die durch Todeseide verpflichtet seien, das Leben des Knaben mit ihrem eigenen zu schützen. Sollte ein Mann Mordred Schaden zufügen, würden die Eidgenossen diesen Schaden rächen oder ihr eigenes Leben opfern. Während diese Verordnung verlesen wurde, saß Gundleus regungslos da, als jedoch die Eidgenossen namentlich genannt wurden, wurde er unruhig. Einer davon war König Tewdric von Gwent, der zweite war Owain, Champion von Dumnonia, der dritte Merlin, Lord von Avalon.
    Merlin. Die Männer hatten auf die Erwähnung seines Namens genauso gewartet wie auf die Nennung des Namens Arthur. Uther traf gewöhnlich keine Entscheidung, ohne zuvor Merlins Rat einzuholen, heute aber war Merlin nicht anwesend. Im Gegenteil, in Dumnonia war Merlin seit Monaten nicht mehr gesehen worden. Nach allem, was man wußte, konnte Merlin ohne weiteres auch tot sein.
    Dies war der Zeitpunkt, da Uther zum ersten Mal Morgan ansah. Es mußte ihr sehr unangenehm gewesen sein, als Uther die Abstammung ihres Bruders - und damit ihre eigene - leugnete, aber sie war nicht als Uthers uneheliche Tochter zum Hohen Rat geladen worden, sondern als Merlins verläßliche Seherin. Nachdem Tewdric und Owain ihre Todeseide abgelegt hatten, blickte Uther zu der einäugigen, verkrüppelten Frau hinüber. Die Christen in der Halle schlugen das Kreuz, was ihre Art war, sich vor bösen Geistern zu schützen. »Nun?« wandte sich Uther an Morgan. Morgan war nervös. Man verlangte von ihr die Zusicherung, daß Merlin, ihr Gefährte der Mysterien, die immense Aufgabe, die der Eid beinhaltete, akzeptieren werde. Sie war als Priesterin gekommen, nicht als Beraterin, und hätte als Priesterin antworten müssen. Das tat sie nicht, und ihre Antwort war unzureichend. »Mein Lord Merlin wird sich durch diese Ernennung geehrt fühlen, Lord König«, erklärte sie. Nimue schrie. Der Schrei kam so unvermittelt und war so unheimlich, daß überall in der Halle Männer erschauerten und ihre Speere fester packten. Auf dem Rücken der Jagdhunde sträubten sich die Haare. Dann verebbte der Schrei. In der Halle war es totenstill. Rauch stieg in dicken, vom Feuerschein beleuchteten Schwaden zum dunklen Dach der Halle empor, wo der Regen auf die Ziegel prasselte, und dann ertönte, sozusagen als Nachhall des Schreis und weit entfernt in der sturmdurchtosten Nacht, das Grollen des Donners. Donner! Wieder schlugen die Christen das Kreuz, doch keiner der Anwesenden konnte

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