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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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»Merlin versucht dieses Land zu einen, zu einem britischen Land.« Hier wirbelte Nimue so herum, daß
    sie Sansum direkt in die kleinen, glitzernden, empörten Augen sehen konnte. »Mit britischen Göttern.« Sie wandte sich zum Großkönig zurück. »Und wenn Meister Merlin versagt, Uther von Dumnonia, werden wir alle sterben.«
    Leises Gemurmel entstand im Saal. Jetzt zeterten Sansum und die Christen ihren Protest heraus, aber Tewdric, der christliche König, befahl ihnen mit einem Wink zu schweigen.
    »Sind das Merlins Worte?« wollte er von Nimue wissen. Nimue zuckte die Achseln, als wäre die Frage unwichtig.
    »Meine Worte sind es nicht«, gab sie anmaßend zurück. Uther bezweifelte nicht, daß Nimue, ein Kind an der Schwelle zur Frau, nicht für sich selbst sprach, sondern für ihren Meister; darum beugte er sich zu ihr vor und musterte sie stirnrunzelnd. »Frag Merlin, ob er meinen Eid schwören will!
    Frag ihn! Wird er meinen Enkel beschützen?«
    Nimue schwieg lange. Ich glaube, sie spürte die Wahrheit über Britannien schon früher als wir alle, früher sogar als Merlin, und ganz gewiß früher als Arthur, falls Arthur sie überhaupt jemals erkannte. Ein gewisser Instinkt jedoch verbot es ihr, diesem alten, sterbenden und sturköpfigen Mann die Wahrheit zu sagen. »Merlin, mein Lord und König«, sagte sie schließlich mit müder Stimme, die andeutete, daß sie lediglich eine notwendige, doch zeitraubende Pflicht erfülle, »verspricht in diesem Augenblick beim Leben seiner Seele, daß er den Todesschwur, Euren Enkel zu schützen, ablegen wird.«
    »Solange!« Mit ihrem Einwurf überraschte Morgan uns alle. Sie stand auf. Neben Nimue wirkte sie gedrungen und dunkel. Der Feuerschein glänzte auf ihrem Goldhelm. »Solange!« rief sie abermals. Dann fiel ihr ein, daß sie im Rauch des Feuerbeckens ein wenig schwanken mußte, als übernähmen die Götter ihren Körper. »Solange, sagt Merlin, solange Arthur diesen Eid auch ablegt. Arthur und seine Mannen sollen die Schutzherren Eures Enkels sein. Merlin hat gesprochen!« Sie äußerte diese Worte mit der ganzen Würde eines Menschen, der daran gewöhnt ist, Orakel und Seherin zu sein, aber wenn es schon keinem anderen auffiel, so bemerkte doch wenigstens ich, daß in der regengepeitschten Nacht draußen kein Donner ertönte.
    Gundleus war aufgesprungen, um gegen Morgans
    Verkündigung zu protestieren. Er hatte bereits zugelassen, daß ein Zwölferrat und ein Trio von Eidschwörern seine Macht beschnitt, nun aber wurde darüber hinaus verlangt, sein neues Königreich müsse eine Kriegshorde von potentiell feindlichen Kriegern unterhalten. »Nein!« rief er abermals, doch Tewdric ignorierte den Protest; er stieg von der Plattform herab und stellte sich neben Morgan, um dem Großkönig
    gegenüberzutreten.
    So machte er den meisten von uns in der Halle klar, daß
    Morgan, wenn auch mit Merlins Stimme, tatsächlich nur gesagt hatte, was Tewdric von ihr hören wollte. König Tewdric von Gwent mag ein guter Christ gewesen sein, aber er war ein noch besserer Politiker und wußte genau, wann er sich der Unterstützung der alten Götter versichern mußte.
    »Arthur ap Neb und seine Krieger«, sagte Tewdric jetzt zum Großkönig, »werden eine bessere Garantie für das Leben Eures Enkels sein als jeder Eid, den ich ablege, obwohl Gott weiß, daß mein Eid feierlich und ernst gemeint ist.«
    Fürst Gereint, Uthers Neffe und nach Owain zweitmächtigster Kriegsherr in Dumnonia, hätte gegen Arthurs Ernennung Widerspruch einlegen können, aber der Herr der Steine war ein aufrechter Mann mit begrenzten Ambitionen, der an seiner Fähigkeit, alle Armeen Dumnonias zu führen, Zweifel hegte; also nahm er neben Tewdric Aufstellung und sagt seine Unterstützung zu. Owain, Befehlshaber von Uthers königlicher Leibwache und Champion des Großkönigs, schien über die Ernennung seines Rivalen weniger glücklich zu sein, gesellte sich aber ebenfalls zu Tewdric und erklärte grollend seine Zustimmung.
    Uther zögerte immer noch. Drei war eine Glückszahl, drei Eidgenossen hätten genügen sollen, und die Ernennung eines vierten konnte das Mißfallen der Götter erregen, aber Uther schuldete Tewdric eine Gefälligkeit, weil er dessen Vorschlag, Norwenna mit Arthur zu vermählen, abgelehnt hatte, und nun beglich der Großkönig seine Schuld. »Arthur soll den Eid leisten«, stimmte er zu, und nur die Götter wußten, wie schwer es ihm fiel, den Mann zu ernennen, den er für den Tod

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