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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seines geliebten Sohnes verantwortlich machte. Nichtsdestoweniger ernannte er ihn, und die Halle erbebte unter frohen Zurufen. Nur Gundleus' Silurier verhielten sich still, während die Speerschäfte die römischen Fliesen zersplitterten und der Jubel der Krieger im rauchigen Höhlendunkel widerhallte. So kam es, daß Arthur, Niemands Sohn, am Ende des Hohen Rates zu einem von Mordreds eingeschworenen Schutzherrn wurde.

    Zwei Wochen nach Beendigung des Hohen Rates wurden Norwenna und Gundleus vermählt. Die Zeremonie fand in einem christlichen Schrein in Abona statt, einer Hafenstadt an der Mündung des Severn-Flusses an unserer Nordküste, die Siluria gegenüberlag, und es kann keine sehr fröhliche Feier gewesen sein, denn Norwenna kehrte am selben Abend noch nach Ynys Wydryn zurück. Keiner von uns auf dem Tor nahm an der Trauung teil, nur ein Rudel von Ynys Wydryns Mönchen mit ihren Ehefrauen begleiteten die Prinzessin, die als Königin Norwenna von Silurien zu uns zurückkehrte, obwohl diese Ehre ihr weder neue Leibwachen noch zusätzliche Hofdamen einbrachte. Gundleus segelte in sein eigenes Land zurück, wo es, wie wir vernahmen, Scharmützel mit den Ui Liathain gab, den Schwarzschild-Iren, die sich im alten britischen Königreich Dyfed niedergelassen hatten, das die Schwarzschilde Demetia nannten.
    Unser Leben hatte sich kaum verändert, auch wenn eine Königin unter uns weilte. Wir vom Tor wirkten im Vergleich zu den Menschen am Fuß des Berges wie Müßiggänger, hatten aber dennoch unsere Pflichten. Wir schnitten Heu und breiteten es in Reihen zum Trocknen aus, wir schoren die Schafe und legten den frisch geschnittenen Flachs in stinkende Röstteiche, damit Leinen daraus gemacht werden konnte. Die Frauen von Ynys Wydryn trugen Spinnrocken und Spindeln mit sich herum, mit deren Hilfe sie die frisch geschorene Wolle aufwickelten, und nur die Königin, Morgan und Nimue waren von dieser niemals endenden Pflicht befreit. Druidan kastrierte Schweine, Pellinore befehligte PhantasieArmeen, und Hywel, der Verwalter, bereitete seine Kerbhölzer vor, um den Sommerpachtzins zu berechnen. Merlin kehrte nicht heim nach Avalon, und wir erhielten auch keine Nachricht von ihm. Uther ruhte in seinem Palast in Durnovaria, während Mordred, sein Erbe, unter Morgans und Guendoloens Pflege wuchs und gedieh.
    Arthur blieb in Armorica. Irgendwann werde er nach Dumnonia kommen, teilte man uns mit, doch erst müsse er seinen Pflichten Ban gegenüber nachkommen, dessen Königreich Benoic an Broceliande stieß, das Reich König Budics, der mit Arthurs Schwester Anna verheiratet war. Wir fanden die Königreiche in Armorica ziemlich geheimnisvoll, denn niemand aus Ynys Wydryn hatte jemals das Meer überquert, um jene Orte zu besuchen, an denen so viele von Sachsen vertriebene Briten Zuflucht gefunden hatten. Wir wußten nur, daß Arthur Bans Kriegsherr war und daß er das Land östlich von Benoic verwüstet hatte, um die fränkischen Feinde im Zaum zu halten, denn die langen Winterabende waren uns von Reisenden verkürzt worden, die uns mit Erzählungen von Arthurs Heldentaten unterhielten und durch ihre Geschichten von König Ban mit Neid erfüllten. Der König von Benoic war mit einer Königin namens Elaine vermählt, und diese beiden hatten sich ein wundervolles Königreich geschaffen, in dem Gerechtigkeit schnell und fair geübt und wo noch der ärmste Leibeigene in den Wintermonaten mit Lebensmitteln aus den königlichen Speichern versorgt wurde. Das alles klang zu schön, um wahr zu sein, doch als ich Bans Reich viel später einen Besuch abstattete, stellte ich fest, daß die Berichte nicht übertrieben waren. Ban hatte seine Hauptstadt auf einer Inselfestung namens Ynys Trebes errichtet, die für ihre Dichter berühmt war. Der König überschüttete die Stadt, die noch schöner sein sollte als Rom, mit Zuneigung und Geld. Wie es hieß, gab es Quellen in Ynys Trebes, die Ban kanalisiert und eingedämmt hatte, so daß jeder Hausbesitzer nicht weit von seiner eigenen Tür sauberes Wasser fand. Die Waagen der Händler wurden auf ihre Zuverlässigkeit geprüft, der Königspalast stand Bittstellern, die Wiedergutmachung für erlittene Unbill suchten, Tag und Nacht offen, und die verschiedenen Religionen hatten Befehl, Frieden
    untereinander zu halten, sonst würden ihre Tempel und Kirchen niedergerissen und zu Staub zermahlen. Ynys Trebes war ein Ort des Friedens, doch nur so lange, wie Bans Soldaten die Feinde von ihren Mauern

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