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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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peitschte über breite Streifen reifenden Getreides hinweg. In Ynys Wydryn verkrochen wir uns in den Hütten, lauschten dem Trommeln des Regens und dem Dröhnen des Donners und sahen zu, wie das Wasser in Kaskaden von den Strohdächern rann. Während dieses Ungewitters brachte Bischof Bedwins Bote das große Drachenbanner des Reichs zu Mordred. Der Bote mußte wie wahnsinnig schreien, um die Aufmerksamkeit von irgend jemandem innerhalb der Palisade zu erregen, aber schließlich öffneten Hywel und ich das Tor. Sobald das Wetter vorüber war und der Wind sich gelegt hatte, pflanzten wir die Flagge zum Zeichen dafür, daß
    Mordred nunmehr König von Dumnonia war, vor Merlins Halle auf. Der Säugling war natürlich nicht der Großkönig, denn das war eine Ehre, die nur einem König gebührte, der von anderen Königen als der eine akzeptiert wurde, der über allen stand, und auch der Pendragon war Mordred nicht, denn dieser Titel ging nur an einen Großkönig, der seine Stellung in der Schlacht erobert hatte. Eigentlich war Mordred jetzt noch nicht einmal König von Dumnonia, sondern würde es erst dann sein, wenn er nach Caer Cadarn gebracht und dort mit Schwert und Zuruf über dem Krönungsstein zum König proklamiert worden war; da ihm jedoch das Banner zustand, wehte der rote Drache vor Merlins Halle.
    Das Banner war ein Rechteck aus weißem Leinen, so breit und so hoch wie der Schaft eines Kriegerspeers. Es wurde ausgespreizt durch Weidenzweige, die in seinen Säumen steckten, und war an einem langen Ulmenstecken befestigt, den eine goldene Drachenfigur krönte. Der Drache auf dem Banner war mit roten Wollfäden aufgestickt worden, die im Regen ihre Farbe verloren und den unteren Teil des Leinenrechtecks rosa gefärbt hatten. Dem Banner folgte innerhalb weniger Tage die Leibwache des Königs, einhundert Mann unter dem Befehl von Owain, dem Champion, dessen Aufgabe es war, Mordred von Dumnonia zu beschützen. Owain brachte den Vorschlag von Bischof Bedwin mit, Norwenna und Mordred sollten sich ins südlich gelegene Durnovaria begeben, ein Vorschlag, den Norwenna freudig akzeptierte, denn sie wollte ihren Sohn weit lieber in einer christlichen Gemeinschaft großziehen als in der eindeutig heidnischen Atmosphäre des Tor. Bevor die
    Reisevorbereitungen jedoch getroffen werden konnten, trafen schlechte Nachrichten aus dem Norden des Landes ein. Als Gorfyddyd von Powys vom Tod des Großkönigs hörte, hatte er seine Speerträger zu einem Überfall auf Gwent ausgeschickt, und nun brandschatzten und plünderten die Männer aus Powys bis tief in Tewdrics Land hinein und machten überall Gefangene. Agricola, Tewdrics römischer Feldherr, wehrte sich, aber die verräterischen Sachsen, die sich zweifellos mit Gorfyddyd verbündet hatten, hatten selbst Kriegshorden nach Gwent entsandt, und plötzlich mußte unser ältester Verbündeter um die bloße Existenz seines Reiches kämpfen. Owain, der Norwenna und den Säugling nach Durnovaria begleiten sollte -, zog mit seinen Kriegern statt dessen nach Norden, um König Tewdric zu helfen, und da Ligessac, der Mordreds Leibwache befehligte, behauptete, das Kind würde hinter Ynys Wydryns leicht zu verteidigender Landbrücke sicherer sein als in Caer Cadarn oder Durnovaria, blieb Norwenna widerstrebend auf dem Tor.
    Mit angehaltenem Atem fragten wir uns, auf wessen Seite sich Gundleus von Siluria schlagen würde, und die Antwort erfolgte prompt: Er wollte für Tewdric gegen seinen alten Verbündeten Gorfyddyd kämpfen. An Norwenna schickte er eine Nachricht, in der er ihr mitteilte, daß seine Truppen über die Bergpässe marschieren würden, um Gorfyddyds Männer von hinten anzugreifen, und daß er, sobald die Kriegshorden von Powys besiegt seien, sofort nach Süden kommen werde, um seine Gemahlin und ihren königlichen Sohn zu beschützen. Wir warteten auf Nachrichten und suchten die fernen Berge Tag und Nacht nach Leuchtfeuern ab, die uns vor
    Katastrophen oder dem Nahen des Feindes warnen würden, erlebten aber trotz der Unsicherheiten des Krieges eine glückliche Zeit. Die Sonne heilte das sturmzerfetzte Land und trocknete das Getreide, während Norwenna nun, da ihr Sohn König war, ein wenig zuversichtlicher wirkte, selbst wenn sie auf diesem heidnischen Tor festsaß. Mordred war ein finsteres Kind mit roten Haaren und störrischem Herzen, in jenen sanften Tagen jedoch wirkte er recht glücklich, wenn er mit seiner Mutter oder Ralla, seiner Amme, und deren dunkelhaarigem Sohn

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