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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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spielte. Rallas Ehemann, Gwlyddyn der Zimmermann, schnitzte Mordred ein paar Tiere: Enten, Schweine, Kühe und Hirsche, und der König spielte gern mit ihnen, obwohl er noch zu jung war, um zu wissen, was die Figuren darstellten. Norwenna war glücklich, wenn ihr Sohn glücklich war. Oft sah ich zu, wenn sie Mordred kitzelte, um ihn zum Lachen zu bringen, ihn in ihren Armen wiegte, wenn er sich weh getan hatte, und ihm ihre Liebe zeigte. Sie nannte ihn ihren kleinen König, ihren ewig liebenden, geliebten Jungen, ihr Wunder, und Mordred erwiderte ihr Lachen und wärmte ihr unglückliches Herz. Wenn er nackt in der Sonne umherkrabbelte, konnten wir alle sehen, daß sein linker Fuß
    ein Klumpfuß und einwärts gewachsen war wie eine geballte Faust; davon abgesehen aber wurde er durch Rallas Milch und die Liebe seiner Mutter groß und stark. In der Steinkirche neben dem heiligen Dornbusch wurde er getauft.
    Dann kamen Nachrichten über den Krieg, und alle waren sie gut. Fürst Gereint hatte eine sächsische Kriegshorde an Dumnonias Ostgrenze geschlagen, während Tewdric weiter nördlich eine andere Truppe sächsischer Marodeure vernichtet hatte. Agricola, der den Rest von Gwents Armee zusammen mit Owain von Dumnonia befehligte, hatte Gorfyddyds Invasoren in die Berge von Powys zurückgetrieben. Dann kam ein Bote von Gundleus, der berichtete, daß Gorfyddyd von Powys Frieden schließen wolle, und dieser Bote warf Norwenna als Beweis für den Sieg ihres Gemahls zwei erbeutete Powys-Schwerter vor die Füße. Und besser noch, der Mann erzählte, Gundleus von Siluria sei bereits auf dem Weg nach Süden, um seine Gemahlin und ihren geliebten Sohn abzuholen. Es werde Zeit, sagte Gundleus, daß Mordred auf Caer Cadarn zum König ausgerufen werde. Nichts hätte süßer in Norwennas Ohren klingen können, darum schenkte sie dem Boten in ihrer Freude einen schweren Goldarmreif, bevor sie ihn nach Süden schickte, damit er die Nachricht ihres Gemahls an Bedwin und den Rat überbringe. »Sagt Bedwin«, wies sie den Boten an, »daß wir Mordred noch vor der Ernte ernennen werden. Gott sei mit Euch!«
    Während der Bote gen Süden ritt, begann Norwenna mit den Vorbereitungen für die Ernennungszeremonie auf Caer Cadarn. Sie befahl den Mönchen vom heiligen Dornbusch, sich als ihre Reisebegleitung bereit zu halten, verbot aber sowohl Morgan als auch Nimue strikt, an der Zeremonie teilzunehmen. Von diesem Tage an, erklärte sie, werde Dumnonia ein christliches Königreich sein, und seine heidnischen Hexen würden vom Thron ihres Sohnes möglichst weit ferngehalten werden. Gundleus' Sieg hatte Norwenna Selbstsicherheit verliehen und ermutigte sie, mit einer Autorität aufzutreten, die Uther ihr niemals zugestanden hätte. Wir erwarteten, daß Morgan oder Nimue gegen ihren Ausschluß von der Ernennungszeremonie protestierten, doch beide Frauen nahmen das Verbot mit überraschender Gelassenheit hin. Morgan zuckte nur die schwarzen Schultern, trug aber an jenem Tag in der Abenddämmerung einen Bronzekessel in Merlins Gemächer und schloß sich dort mit Nimue ein. Norwenna, die den Obermönch vom heiligen Dornbusch mit seiner Gemahlin zur Abendmahlzeit auf den Tor eingeladen hatte, erklärte, die Hexen brauten Böses zusammen, woraufhin alle Anwesenden in der Halle lachten. Die Christen fühlten sich als Sieger.
    Ich war mir nicht so sicher, ob sie gesiegt hatten. Nimue und Morgan konnten einander nicht leiden, und dennoch hatten sie sich zusammengesetzt. Ich vermutete, daß nur eine Angelegenheit von allerhöchster Bedeutung eine derartige Versöhnung zustande gebracht haben konnte. Aber Norwenna hegte keinerlei Zweifel. Uthers Tod und die Siege ihres Gemahls schenkten ihr eine wundervolle Freiheit. Bald würde sie den Tor verlassen und ihren rechtmäßigen Platz als Königinmutter an einem christlichen Hof einnehmen, wo ihr Sohn mit Jesu Bild vor Augen heranwachsen würde. Nie war sie so glücklich wie an jenem Abend, an dem sie die unbestrittene Herrscherin war: eine Christin im Herzen von Merlins heidnischer Burg.
    Dann aber erschienen Morgan und Nimue.
    Stille herrschte in der Halle, als die beiden Frauen auf Norwennas Sessel zugingen, wo sie mit geziemender Demut niederknieten. Der Obermönch, ein kleiner, fanatischer Mann mit borstigem Bart, der Gerber gewesen war, bevor er zum Christentum übertrat, und der noch immer nach dem Dung stank, den sein ehemaliges Handwerk erforderte, verlangte zu wissen, was sie wollten. Seine Gemahlin

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