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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Speerspitze zur Sonne empor. »Ihr habt einen Sohn, Lord Owain.«
    »Viele Männer haben Söhne«, antwortete Owain
    unbekümmert. »Was kümmert Euch das?«
    »Wollt Ihr, daß Euer Sohn ohne Vater aufwächst?« fragte ihn Gundleus. »Wollt Ihr, daß Eure Ländereien verwüstet werden?
    Euer Heim niedergebrannt wird? Wollt Ihr, daß Eure Gemahlin zum Spielzeug meiner Männer wird?«
    »Meine Gemahlin«, gab Owain zurück, »könnte es mit all Euren Männern aufnehmen, und mit Euch selber obendrein. Ihr wollt Spielzeug, Gundleus? Kehrt zu Eurer Hure zurück« - er reckte das Kinn in Richtung Ladwys - »und wenn Ihr Eure Hure nicht mit Euren Männern teilen wollt, kann Dumnonia für Siluria noch ein paar einsame Mutterschafe erübrigen.«
    Owains Trotz munterte uns auf. Er wirkte unüberwindlich, wie er mit seinem schweren Speer, dem Langschwert und dem eisenbeschlagenen Schild dastand. Er kämpfte immer barhäuptig, verschmähte den Helm, und auf seine mächtigen, muskelbepackten Arme waren Dumnonias Drache und sein eigenes Symbol, ein Eber mit langen Hauern, tätowiert.
    »Gebt mir das Kind!« Gundleus ignorierte die Beleidigungen, denn er wußte, daß sie lediglich dem Trotz entsprangen, den man von einem Mann vor der Schlacht erwartete. »Gebt mir den verkrüppelten König!«
    »Gebt mir Eure Hure, Gundleus«, entgegnete Owain. »Ihr seid nicht Manns genug für sie. Gebt sie mir, und Ihr dürft in Frieden abziehen.«
    Gundleus spie aus. »Die Barden werden von Eurem Tod singen, Owain. Das Lied von der Sauhatz.«
    Owain stieß seinen riesigen Speer mit dem Ende nach unten in den Boden. »Hier steht die Sau, Gundleus ap Meilyr, König von Siluria«, rief er, »und hier wird die Sau entweder sterben oder auf Euren Leichnam pissen. Macht Euch bereit!«
    Gundleus lächelte, zuckte die Achseln und wendete sein Pferd. Gleichzeitig drehte er seinen Schild herum, damit wir wußten, daß uns ein Kampf erwartete.
    Es war meine erste Schlacht.
    Die dumnonischen Reiter formierten sich hinter unserer Speerreihe, um die Frauen und Kinder zu beschützen, solange es ging. Wir übrigen bildeten eine Kampfreihe und sahen zu, wie unsere Feinde das gleiche taten. Auch Ligessac, der Verräter, befand sich unter den Siluriern. Tanaburs vollzog die Riten, indem er auf einem Bein, eine Hand erhoben, ein Auge geschlossen, vor Gundleus' Schildwall, der langsam über die Wiese vorrückte, herumhüpfte. Erst als Tanaburs seinen Schutzzauber beendet hatte, begannen die Silurier uns mit Beleidigungen zu überschütten. Sie warnten uns vor dem bevorstehenden Massaker und prahlten damit, wie viele von uns sie töten würden. Aber mir fiel auf, wie langsam sie vorrückten und daß sie, als sie nur noch fünfzig Schritt entfernt waren, ganz stehenblieben. Einige unserer Männer lachten höhnisch über diese Furchtsamkeit, aber Owain befahl uns grollend, ruhig zu sein.
    Die Kampfreihen starrten einander an. Niemand rührte sich. Es erfordert außergewöhnlich großen Mut, eine dichte Reihe von Schilden und Speeren zu attackieren. Deswegen trinken so viele Männer vor der Schlacht ausgiebig Met. Ich habe erlebt, wie ganze Armeen stundenlang zögerten, während sie Mut zum Angriff sammelten, und je älter der Krieger, desto mehr Mut braucht er. Junge Kämpfer greifen an und sterben, die älteren Männer aber wissen, wie furchtbar ein feindlicher Schildwall sein kann. Ich hatte keinen Schild, wurde jedoch von den Schilden meiner Nachbarn gedeckt, und deren Schilde berührten wiederum andere, und so ging das unsere ganze, eher kurze Reihe entlang, so daß jeder Mann, der gegen uns vorrückte, auf eine feste, von rasiermesserscharfen Speeren starrende Mauer aus lederbezogenem Holz traf. Die Silurier begannen mit den Speerschäften auf ihre Schilde zu schlagen. Dieser Lärm sollte uns beunruhigen, und das tat er auch, obwohl sich kein einziger auf unserer Seite seine Furcht anmerken ließ. Wir rückten nur enger zusammen und warteten auf den Angriff. »Zuerst werden Scheinangriffe erfolgen, Junge«, warnte mich mein Nachbar, und kaum hatte er das gesagt, als auch schon eine Gruppe Silurier laut brüllend aus ihrer Reihe hervorbrach und die langen Speere mitten ins Zentrum unserer Verteidigung schleuderte. Unsere Männer duckten sich, die Langspeere trafen dröhnend auf unsere Schilde, und plötzlich bewegte sich die ganze silurische Reihe vorwärts, aber Owain befahl unserer Reihe sofort, standzuhalten und ebenfalls vorzurücken, und diese wohlüberlegte

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