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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nicht sehr viele, aber immerhin genug, um die Attacke der Silurier aufzuhalten, während hinter den Reitern eine Gruppe dumnonischer Speerkämpfer vorrückte.
    »Fünfzig Speere«, stellte Gwlyddyn fest. Er hatte die Rettungsmannschaft genau gezählt. »Wir können sie mit diesen fünfzig nicht schlagen«, ergänzte er grimmig, »aber wir könnten es bis in die Sicherheit der Burg schaffen.«
    Gundleus hatte inzwischen dieselben Berechnungen angestellt und führte seine Reiter nunmehr in einem weiten Bogen, durch den sie hinter die herannahenden
    dumnonischen Speerkämpfer gelangen würden. Er wollte uns den Rückzug abschneiden, denn sobald er seine Feinde an einem Punkt zusammengetrieben hatte, konnte er uns allesamt abschlachten, ganz gleich, ob wir siebzig zählten oder sieben. Gundleus' Mannen waren in der Überzahl, und die Dumnonier hatten dadurch, daß sie aus der Festung hervorbrachen, den Vorteil der größeren Höhe aufgegeben. Die dumnonischen Reiter donnerten an uns vorbei, wobei die Hufe ihrer Pferde aus der grünen Weide dicke Erdklumpen rissen. Das waren nicht etwa Arthurs berühmte Reiter, die wie Donnerschläge über ihre Feinde herfielen, sondern leichtbewaffnete Kundschafter, die normalerweise absaßen, bevor sie sich auf einen Kampf einließen. Jetzt aber ritten sie nach vorn und stellen sich schützend zwischen uns und die silurischen Speerkämpfer. Gleich darauf trafen unsere eigenen Speerkämpfer ein und bildeten mit ihren Schilden einen Schutzwall. Dieser Schildwall verlieh uns allen neue Zuversicht, eine Zuversicht, die an Verwegenheit grenzte, als wir sahen, wer diese Rettungstruppe anführte. Es war Owain, der mächtige Owain, Champion des Königs und größter Krieger von ganz Britannien. Wir alle hatten gedacht, daß
    Owain weit oben in Norden sei und mit den Männern von Gwent in den Bergen von Powys kämpfe. Aber nun war er hier, auf Caer Cadarn.
    Offen gestanden war Gundleus jedoch noch immer im Vorteil. Wir waren zwölf Reiter, fünfzig Speerkämpfer und dreißig erschöpfte Flüchtlinge, alle auf einer Ebene versammelt, auf der Gundleus annähernd zwanzigmal so viele Reiter und doppelt so viele Speerkämpfer um sich geschart hatte. Die Sonne schien noch immer hell. Es würde zwei Stunden dauern, bis es dämmerte, und vier, bevor es dunkel war, und das gab Gundleus mehr als ausreichend Zeit, uns alle abzuschlachten, obwohl er es zunächst noch mit Worten versuchte. Er ritt auf uns zu, eine prächtige Erscheinung auf einem schweißschäumenden Roß. Den Schild hatte er zum Zeichen des Waffenstillstands umgekehrt in der Hand.
    »Männer von Dumnonia«, rief er laut, »gebt mir das Kind, und ich ziehe ab!« Niemand antwortete ihm. Owain hatte sich in der Mitte unseres Schildwalls versteckt, so daß sich Gundleus, weil er keinen Befehlshaber ausmachen konnte, an uns alle wenden mußte. »Es ist ein verkrüppeltes Kind!« rief der silurische König, »von den Göttern verflucht. Glaubt ihr, es könnte einem Land zum Wohle gereichen, von einem verkrüppelten König regiert zu werden? Wollt ihr, daß eure Ernte auf dem Halm verdorrt? Wollt ihr, daß eure Kinder krank zur Welt kommen? Wollt ihr, daß eure Rinder an der Viehseuche sterben? Wollt ihr, daß Sachsen die Herren in diesem Land werden? Was kann ein verkrüppelter König schon anderes bringen als Unglück?«
    Noch immer antwortete ihm niemand, obwohl es in unseren hastig zusammengestellten Reihen weiß Gott genug Männer gegeben haben muß, die befürchteten, daß Gundleus die Wahrheit sprach.
    Der silurische König nahm den Helm von seinem langen Haar und lächelte über unsere Not. »Ich werde euch alle am Leben lassen«, versicherte er, »wenn ihr mir das Kind aushändigt.«
    Er wartete auf eine Antwort, die nicht kam. »Wer führt euch an?« fragte er schließlich.
    »Ich!« Endlich schob sich Owain durch die Reihen, um seinen Platz vor unserem Schildwall einzunehmen.
    »Owain!« Gundleus hatte ihn erkannt, und ich glaubte, einen Funken Angst in seinen Augen aufflackern zu sehen. Er hatte ebenfalls nicht gewußt, daß Owain ins Herz von Dumnonia zurückgekehrt war. Trotzdem war sich Gundleus immer noch des Sieges gewiß, obwohl ihm klargewesen sein muß, daß ihn dieser Sieg, da Owain bei uns war, weit mehr kosten würde, als er gedacht hatte. »Lord Owain«, sagte Gundleus und gab Dumnonias Champion damit den ihm zustehenden Titel,
    »Sohn des Eilynon und Enkel des Culwas. Ich grüße Euch!«
    Damit hob Gundleus seine

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