Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
gemacht. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sie fortschickt, genau wie sein Vater seine Mutter fortgeschickt hat. Arthur wird eine Frau von fürstlichem Geblüt ehelichen, und die wird nicht halb so sanftmütig sein wie Ailleann, aber so ist das nun mal mit Männern wie Arthur: Sie müssen sich gut vermählen. Nicht so wie du und ich, mein Junge. Wir können heiraten, wen wir wollen, solange das Mädchen nicht königlicher Abstammung ist. Hör dir das an!« Er grinste, weil in der Nacht draußen vor der Halle eine Frau zu schreien begann.
    Owain hatte die Halle verlassen und erteilte Ladwys augenscheinlich eine Lektion im Hinblick auf ihre neuen Pflichten. Arthur zuckte bei dem Geschrei zusammen, und Ailleann hob den eleganten Kopf und warf ihm stirnrunzelnd einen Blick zu, aber der einzige andere Mensch in der Halle, der von Ladwys' Not Notiz zu nehmen schien, war Nimue. Ihr bandagiertes Gesicht wirkte eingefallen und traurig, bei dem Schrei aber begann sie zu lächeln, weil sie daran dachte, welch tiefen Schmerz er Gundleus zufügen würde. Es war kein Funken Vergebung in Nimue, nicht der geringste. Sie hatte Arthur und Owain schon um Erlaubnis gebeten, Gundleus persönlich töten zu dürfen. Man hatte ihr die Bitte abgeschlagen, aber solange Nimue lebte, würde Gundleus wissen, was Angst ist.
    Am folgenden Tag führte Arthur einen Trupp Reiter nach Ynys Wydryn, und als er am Abend zurückkehrte, berichtete er, daß
    Merlins Halle in Schutt und Asche gelegt worden sei. Außerdem brachten die Reiter den armen, wahnsinnigen Pellinore und den empörten Druidan mit, der sich in einem Brunnen der Mönche vom Heiligen Dornbusch versteckt hatte. Arthur erklärte, er werde Merlins Halle wiederaufbauen, doch keiner von uns wußte, wie er das ohne Geld und eine Armee von Arbeitern anstellen wollte. Gwlyddyn wurde offiziell zu Mordreds königlichem Baumeister ernannt und erhielt Befehl, unverzüglich mit dem Fällen der Bäume für den Wiederaufbau zu beginnen. Pellinore wurde in einen leeren, aus Stein erbauten Lagerraum gesperrt, der zur römischen Villa in Lindinis gehörte, jenem Dorf, in dem die Frauen, Kinder und die Sklaven von Arthurs Männern Unterkunft fanden. Arthur organisierte alles. Er war ein ruheloser Mensch, der es haßte, untätig zu sein, und in jenen ersten Tagen nach Gundleus'
    Gefangennahme arbeitete er vom Morgengrauen bis lange nach Einbruch der Abenddämmerung. Den größten Teil der Zeit verbrachte er mit der Versorgung seiner Gefolgsleute; er mußte ihnen königliches Land zuweisen und Häuser für ihre Familien aufbauen lassen. Und das alles, ohne die Menschen zu benachteiligen, die bereits in Lindinis lebten. Die Villa, die Uther gehört hatte, beanspruchte Arthur für sich selbst. Keine Arbeit war ihm zu gering, und eines Vormittags sah ich ihn sogar, wie er sich mit einer großen Bleiplatte abmühte.
    »Komm, hilf mir mal, Derfel!« rief er mir zu. Es schmeichelte mir, daß er meinen Namen behalten hatte, und ich eilte hinüber, um ihm beim Tragen der unhandlichen Last behilflich zu sein. »Ziemlich selten, dieses Zeug«, sagte er fröhlich. Sein Oberkörper war nackt, und seine Haut war von dem Blei verfärbt, das er in Streifen schneiden und zum Auskleiden der steinernen Rinne benutzen wollte, durch die früher einmal Wasser von einer Quelle ins Innere der Villa geleitet worden war. »Die Römer haben das ganze Blei mitgenommen, als sie abzogen«, erklärte er mir, »deswegen funktionierten die Wasserleitungen nicht. Wir müssen die Minen wieder in Gang setzen.« Er ließ sein Ende der Bleiplatte fallen und trocknete sich die Stirn. »Die Minen wieder in Gang setzen, die Brücken wiederaufbauen, die Furten pflastern, die Schleusen ausbaggern und eine Möglichkeit finden, die Sais zum Rückzug in ihre Heimat zu bewegen. Das reicht wohl als Lebensaufgabe für einen Mann, meinst du nicht?«
    »Jawohl, Lord«, antwortete ich verunsichert und fragte mich, warum ein Kriegsherr sich mit der Reparatur von
    Wasserleitungen abgab. Ein wenig später am Tag sollte der Rat zusammentreten, und ich hatte gedacht, Arthur hätte genug mit den Vorbereitungen dafür zu tun, aber er schien sich weit mehr für das Blei zu interessieren als für die Staatsgeschäfte.
    »Ich weiß nicht, ob man Blei zersägt oder mit einem Messer schneidet«, erklärte er kleinlaut. »Dabei müßte ich es wissen. Ich werde Gwlyddyn fragen. Der scheint immer alles zu wissen. Wußtest du, daß man Baumstämme umgekehrt

Weitere Kostenlose Bücher