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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Macht betraf, einander ebenbürtig waren. Es war ein peinlicher Augenblick, bis Arthur Ladwys der Einheit von Dumnonia opferte. »Owain hat entschieden«, sagte er zu Gundleus; dann wandte er sich ab, damit er nicht Zeuge der Wirkung seiner Worte auf das Liebespaar werden mußte. Ladwys schrie ihren Protest lautstark hinaus, verstummte aber, als einer von Owains Männern sie davonschleppte.
    Tanaburs lachte über Ladwys' Verzweiflung. Da er ein Druide war, würde ihm niemand etwas antun. Er war kein Gefangener und konnte sich ungehindert entfernen, obwohl er den Ort ohne Nahrung, Segen und Gesellschaft verlassen mußte. Ermutigt vom Verlauf dieses Tages, konnte ich ihn jedoch nicht laufen lassen, ohne ein Wörtchen mit ihm zu reden. Ich folgte ihm über die Wiese, die mit den Toten der Silurier bedeckt war. »Tanaburs!« rief ich ihm nach.
    Der Druide wandte sich um und sah, wie ich mein Schwert zog. »Vorsicht, Junge«, sagte er und warnte mich mit einem Zeichen seines mondgekrönten Stabes.
    Ich hätte Angst empfinden müssen, war aber von einem ganz neuen Kriegerstolz erfüllt, als ich dicht auf ihn zutrat und mit der Spitze meines Schwertes mitten in seine struppigen Barthaare zielte. Als ihn der Stahl berührte, zuckte sein Kopf zurück, so daß die gelben Knochen in seinen Haaren klapperten. Sein altes Gesicht war zerfurcht und fleckig, die Augen gerötet, die Nase schief. »Ich sollte Euch umbringen«, sagte ich.
    Er lachte. »Dann wird dich der Fluch Britanniens verfolgen. Nie wird deine Seele die Anderwelt erreichen, ungekannte und ungezählte Qualen wirst du erleiden, und ich werde deren Auslöser sein.« Damit spie er mich an und versuchte, die Schwertklinge aus seinem Bart zu entfernen, ich aber packte den Griff nur um so fester, und als er erkannte, wie stark ich war, zeigte seine Miene plötzlich Besorgnis.
    Ein paar neugierige Zuschauer waren mir gefolgt, und einige von ihnen warnten mich vor dem grausigen Geschick, das mich erwartete, wenn ich einen Druiden tötete. Ich hatte gar nicht die Absicht, den Alten umzubringen. Ich wollte ihm nur einen Schrecken einjagen. »Vor ungefähr zehn Jahren«, begann ich, »seid Ihr auf Madogs Pachtgut gekommen.«
    Madog war der Mann, der meine Mutter als Sklavin gehalten und dessen Hof der junge Gundleus überfallen hatte. Tanaburs nickte; er erinnerte sich also an den Überfall. »Das stimmt. Ein guter Tag. Wir haben viel Gold erbeutet«, sagte er,
    »und viele Sklaven.«
    »Und Ihr habt eine Todesgrube angelegt«, ergänzte ich.
    »Na und?« Er zuckte die Achseln; dann grinste er mich höhnisch an. »Wir mußten den Göttern für diesen glücklichen Tag danken.«
    Ich lächelte und kitzelte seine magere Kehle mit meiner Schwertspitze. »Aber ich habe überlebt, Druide. Ich habe überlebt!«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Tanaburs begriff, was ich soeben gesagt hatte. Dann erbleichte er und begann zu zittern, denn ihm war klar, daß ich allein in ganz Britannien die Macht besaß, ihn zu töten. Er hatte mich den Göttern geopfert, hatte sich jedoch nicht vergewissert, daß sein Opfer tot war, und wegen dieser Fahrlässigkeit hatten die Götter die Macht über sein Leben in meine Hände gelegt. Angstvoll schrie er auf, denn er war überzeugt, daß meine Klinge seine Kehle durchbohren werde. Statt dessen zog ich den Stahl aus seinem zerzausten Bart zurück und lachte ihn aus, während er kehrtmachte und über die Wiese davonstolperte. Er hatte es eilig, mir zu entkommen. Kurz bevor er den Wald erreichte, in den sich eine Handvoll silurischer Überlebender geflüchtet hatte, wandte er sich jedoch noch einmal um und zeigte mit seiner knochigen Hand auf mich. »Deine Mutter lebt, Junge!«
    schrie er laut. »Sie lebt!« Dann war er verschwunden. Ich blieb offenen Mundes, mit dem Schwert in der herabhängenden Hand, zurück. Nicht etwa, daß ich von irgendeinem Gefühl überwältigt wurde: Ich konnte mich kaum an meine Mutter erinnern, und schon gar nicht daran, daß wir einander geliebt hätten - aber allein der Gedanke, daß sie noch lebte, erschütterte meine Welt nicht weniger heftig als die Zerstörung von Merlins Halle am Vormittag. Dann schüttelte ich den Kopf. Wie kam es, daß Tanaburs sich an eine einzige von so vielen Sklavinnen erinnerte? Bestimmt war seine Behauptung falsch, einfach nur Worte, um mich zu beunruhigen, weiter nichts. Also steckte ich mein Schwert in die Scheide und machte mich langsam auf den Rückweg zur Burg.
    Gundleus wurde in einem

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