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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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mir. »Dieser Silurier, den du getötet hast«, sagte Owain eines Abends zu mir, als ich nach einem Waffengang mit dem Fechtstock gegen einen Krieger namens Mapon schwitzend auf den Wällen von Caer Cadarn hockte, »ich wette einen Monatslohn gegen eine tote Maus, daß du ihn mit der Schwertschneide getötet hast.« Natürlich nahm ich die Wette nicht an, sondern bestätigte, daß ich das Schwert tatsächlich wie eine Axt benutzt hatte. Owain lachte; dann entließ er Mapon mit einem Wink. »Hywel hat allen beigebracht, mit der Schwertschneide zu kämpfen«, fuhr Owain fort. »Sieh dir Arthur an, wenn er das nächste Mal kämpft. Swisch, swasch, wie ein Heumacher, der möglichst noch vor dem Regen fertig werden will.« Er zog sein eigenes Schwert. »Die Spitze mußt du benutzen, Junge«, erklärte er mir. »Immer die Spitze. Damit tötest du viel schneller.« Er machte einen Ausfall gegen mich, der mich zwang, hastig zu parieren. »Wenn du die Schneide des Schwertes benutzt«, fuhr er fort, »dann heißt das, daß du dich auf freiem Feld befindest. Der Schildwall ist durchbrochen, und wenn es dein Schildwall ist, der durchbrochen wurde, bist du ein toter Mann, da kannst du als Schwertkämpfer so gut sein, wie du willst. Doch wenn der Schildwall hält, bedeutet das, daß ihr Schulter an Schulter steht und du keinen Platz hast, dein Schwert zu schwingen; du kannst nur zustoßen.« Wieder machte er einen Ausfall, und ich mußte parieren. »Warum, glaubst du, haben die Römer kurze Schwerter?« fragte er mich.
    »Keine Ahnung, Lord.«
    »Weil man mit einem Kurzschwert besser zustoßen kann als mit einem langen, deswegen«, sagte er. »Ich will dich hier nicht überreden, dir ein anderes Schwert zuzulegen, aber vergiß nie, daß du zustoßen mußt. Die Spitze gewinnt immer - immer!« Er wandte sich ab, nur um sofort wieder
    herumzuwirbeln und mit dem Schwert zuzustoßen, doch irgendwie gelang es mir, seine Klinge mit dem schwerfälligen Fechtstock beiseite zu schlagen. Owain grinste. »Du bist schnell«, lobte er mich, »und das ist gut. Du wirst es schaffen, Junge, solange du nüchtern bleibst.« Er steckte sein Schwert in die Scheide und richtete den Blick gen Osten. Er hielt nach den fernen Rauchfahnen Ausschau, die auf Überfälle von feindlichen Truppen schließen ließen, aber auch für die Sachsen war jetzt Erntezeit, und ihre Soldaten hatten Besseres zu tun, als über feindliche Grenzen vorzudringen.
    »Was hältst du von Arthur, Junge?« fragte Owain mich urplötzlich.
    »Ich mag ihn«, antwortete ich hilflos, da mich seine Frage nicht weniger verlegen machte als Arthurs Frage nach Owain. Owain wandte den schweren, zottigen Kopf, der so sehr an seinen alten Freund Uther erinnerte, langsam zu mir um. »O
    ja, man kann ihn wirklich mögen«, räumte er widerwillig ein.
    »Ich habe Arthur immer gemocht. Alle mögen Arthur, aber die Götter wissen, ob irgend jemand ihn versteht. Außer Merlin. Glaubst du, daß Merlin noch am Leben ist?«
    »Ich weiß es«, gab ich heftig zurück, obwohl ich das wirklich nicht wissen konnte.
    »Gut«, sagte Owain. Da ich vom Tor kam, nahm Owain an, daß ich mit Magie vertraut sei und Dinge wissen müsse, die anderen Menschen verborgen waren. Außerdem hatte sich unter seinen Kriegern die Nachricht verbreitet, daß ich der Todesgrube eines Druiden entkommen war, und das machte mich in ihren Augen sowohl zu einem vom Glück begünstigten als auch zu einem glückbringenden Mann. »Ich mag Merlin«, fuhr Owain fort, »obwohl er Arthur dieses Schwert gegeben hat.«
    »Caledfwlch?« fragte ich zurück, Excaliburs richtigen Namen benutzend.
    »Das wußtest du nicht?« fragte Owain verwundert. Er hatte die Überraschung in meinem Ton bemerkt, aber das war kein Wunder, denn Merlin hatte mir gegenüber niemals ein so großzügiges Geschenk erwähnt. Gewiß, er hatte manchmal von Arthur erzählt, den er während der kurzen Zeit kennengelernt hatte, die Arthur an Uthers Hof verbrachte, hatte dabei jedoch stets einen liebevollgeringschätzigen Ton angeschlagen, so als handelte es sich um einen etwas schwerfälligen, doch willigen Schüler, der sich später weit besser entwickelt hatte, als Merlin erwarten konnte; die Tatsache aber, daß er Arthur das berühmte Schwert geschenkt hatte, ließ darauf schließen, daß Merlin eine weit höhere Meinung von ihm hegte, als er nach außen hin erkennen ließ.
    »Caledfwlch«, erklärte mir Owain, »wurde von Gofannon in der Anderwelt geschmiedet.« Gofannon

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