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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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aufstellt, wenn man sie als Säulen benutzt?«
    »Nein, Lord.«
    »Dadurch verhindert man, daß die Feuchtigkeit aufsteigt, und schützt das Holz vor dem Verfaulen. Das weiß ich von Gwlyddyn. Ich mag diese Art von Wissen. Ein gutes, praktisches Wissen von der Art, die die Welt zusammenhält.«
    Grinsend sah er mich an. »Also, wie gefällt dir Owain?« fragte er dann.
    »Er ist gut zu mir, Lord«, antwortete ich, durch die Frage in Verlegenheit geraten. In Wirklichkeit hatte ich immer noch ein wenig Angst vor Owain, obwohl er sich mir gegenüber nie unfreundlich zeigte.
    »Das möchte ich ihm auch geraten haben«, sagte Arthur.
    »Jeder Führer ist auf seinen guten Ruf angewiesen, und der hängt weitgehend davon ab, daß er gute Männer in seiner Truppe hat.«
    »Aber ich würde viel lieber Euch dienen, Lord«, stieß ich mit jugendlicher Tapferkeit hervor.
    Er lächelte. »Das wirst du auch, Derfel, das wirst du. Zu gegebener Zeit. Wenn du deine Probezeit als Kämpfer bei Owain bestanden hast.« Seine Bemerkung klang eher beiläufig, später jedoch fragte ich mich, ob er wohl vorhergesehen hatte, was geschehen sollte. Letztlich bestand ich Owains Probezeit, aber sie war unendlich schwer, und möglicherweise wollte Arthur, daß ich diese Lektion lernte, bevor er mich in seine Truppe aufnahm. Er beugte sich wieder über die Bleiplatte, richtete sich aber sofort auf, als lautes Geheul durch das schäbige Bauwerk tönte. Es war Pellinore, der gegen seine Gefangenschaft protestierte. »Owain findet, wir sollten den armen Pell auf die Toteninsel schicken«, sagte Arthur und meinte damit jene Insel, auf welche die gewalttätigen Wahnsinnigen verbannt wurden. »Was meinst du?«
    Ich war so verblüfft über diese Frage, daß ich erst einmal gar nichts sagte. Dann erklärte ich stammelnd, daß Merlin Pellinore liebe, daß Merlin ihn unter den Lebenden behalten wolle und daß ich fände, man müsse Merlins Wunsch respektieren. Arthur hörte mir ernsthaft zu und schien mir für meinen Rat sogar dankbar zu sein. Natürlich brauchte er ihn nicht, sondern wollte mir nur das Gefühl geben, geschätzt zu werden. »Dann soll Pellinore hierbleiben, Junge«, sagte er.
    »Und nun greif dir das andere Ende. Hebt - an!«
    Am folgenden Tag wurde es leer in Lindinis. Morgan und Nimue kehrten nach Ynys Wydryn zurück, wo sie den Tor wiederaufbauen wollten. Nimue wehrte meinen Abschiedsgruß
    ab; ihr Auge schmerzte noch, sie war verbittert und verlangte nichts anderes mehr vom Leben als die Rache an Gundleus, und die versagte man ihr. Arthur zog mit seinen Reitern gen Norden, um Tewdrics Truppen an der Nordgrenze von Gwent zu verstärken, während ich bei Owain blieb, der sich in Caer Cadarns großer Halle niedergelassen hatte. Ich war zwar jetzt ein Krieger, da es in jenem Hochsommer jedoch wichtiger war, die Ernte einzubringen, als auf den Wällen der Burg Wache zu stehen, ließ ich tagelang Schwert, Helm, Schild und ledernen Brustharnisch, den ich von einem toten Silurier geerbt hatte, zu Hause und ging auf die Felder des Königs, um zusammen mit den Leibeigenen Roggen, Gerste und Weizen
    einzubringen. Es war Schwerstarbeit. Sie wurde mit einer kurzen Sichel verrichtet, die ständig an einem Wetzstein geschliffen werden mußte: einem Holzstab, der zunächst in Schweinefett getaucht und anschließend mit feinem Sand überzogen wurde, welcher der Sichelschneide die notwendige Schärfe verlieh. Nur wurde die Schneide nie scharf genug für mich, und obwohl ich in bester körperlicher Verfassung war, bekam ich von dem ständigen Bücken und Ausreißen Rückenschmerzen und Muskelkater. Auf dem Tor hatte ich nie so hart arbeiten müssen, aber schließlich hatte ich Merlins privilegierte Welt verlassen und gehörte nunmehr zu Owains Truppe.
    Wir schichteten die Garben des geschnittenen Getreides auf den Feldern auf und karrten dann riesige Haufen Roggenstroh nach Caer Cadarn und Lindinis. Mit dem Stroh wurden Reetdächer repariert und Matratzen frisch gefüllt, so daß
    unsere Betten ein paar wundervolle Tage lang von Läusen und Flöhen verschont blieben, doch leider währte dieser Segen nicht lange. In dieser Zeit wuchs mir zum erstenmal ein Bart, eine dünne, goldblonde Zier, auf die ich übermäßig stolz war. Obwohl ich die Tage mit Knochenarbeit auf den Feldern verbrachte, mußte ich an jedem Abend noch zwei Stunden militärische Übungen über mich ergehen lassen. Hywel war mir ein guter Lehrmeister gewesen, aber Owain verlangte mehr von

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