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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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zum Herrn, denn es gibt keinen Besseren, der dir das Kriegshandwerk beibringen kann.« Mit seiner behandschuhten Hand packte er kurz meine Schulter, dann wandte er sich ab und winkte die beiden Wachen, die neben Gundleus standen, beiseite. Inzwischen hatte sich eine dichte Menge um den gefangenen König versammelt, der unter den Bannern seiner Besieger stand. Auf der Wiese, auf der Arthur nunmehr Gundleus gegenüberstand, mischten sich Arthurs Reiter, die mit Eisenhelmen und eisenbeschlagenem Leder gerüstet und mit Leinen-oder Wollumhängen bekleidet waren, unter Owains Speerkämpfer und die Flüchtlinge vom Tor.
    Gundleus straffte sich. Er hatte keine Waffen, aber er ließ sich weder den Stolz nehmen, noch zuckte er zusammen, als Arthur näher kam.
    Arthur ging schweigend weiter, bis er nur noch zwei Schritt von dem gefangenen König entfernt war. Die Menge hielt den Atem an. Gundleus stand im Schatten von Arthurs Standarte, die einen schwarzen Bären auf weißem Feld zeigte. Der Bär flatterte zwischen Mordreds zurückerobertem Drachenbanner und Owains Eberstandarte, während Gundleus' Fuchsbanner, von den Siegern bespien, bepißt und zertrampelt, zu Füßen seines Besitzers lag. Gundleus' Augen weiteten sich ein wenig, als Arthur Excalibur aus der Scheide zog. Der Stahl der Klinge, nicht weniger blank poliert als Arthurs
    Schuppenpanzer, Helm und Schild, schimmerte bläulich. Wir alle warteten auf den tödlichen Streich; statt dessen jedoch kniete Arthur nieder und streckte Gundleus Excaliburs Griff entgegen. »Lord König«, sagte er demütig, und die Menge, die Gundleus' Tod erwartet hatte, keuchte erschrocken auf.
    Gundleus zögerte einen Herzschlag lang. Dann streckte er die Hand aus, um den Knauf des Schwertes zu berühren. Er sagte kein Wort. Vielleicht war er zu verblüfft, um etwas äußern zu können.
    Arthur erhob sich und schob sein Schwert in die Scheide zurück. »Ich habe geschworen, meinen König zu beschützen«, erklärte er, »nicht aber, Könige zu töten. Was mit Euch geschehen soll, Gundleus ap Meilyr, das zu entscheiden steht mir nicht zu. Bis die Entscheidung gefallen ist, werdet Ihr in Gefangenschaft gehalten werden.«
    »Und wer fällt diese Entscheidung?« wollte Gundleus wissen. Arthur zögerte, da er es offensichtlich nicht wußte. Viele unserer Krieger verlangten lautstark Gundleus' Tod, Morgan drängte ihren Bruder, Norwenna zu rächen, während Nimue kreischend verlangte, man solle den gefangenen König ihrer Rache ausliefern. Aber Arthur schüttelte den Kopf. Sehr viel später erklärte er mir, Gundleus sei ein Cousin von Gorfyddyd, König von Powys, und sein Tod daher keine Frage der Rache, sondern der Politik. »Ich wollte Frieden schließen, und aus Rache entsteht nur selten Frieden«, gestand er mir, »aber vermutlich hätte ich ihn doch töten sollen. Obwohl das nicht viel verändert hätte.« In diesem Moment jedoch, als er im Licht der untergehenden Sonne am Fuß von Caer Cadarn vor Gundleus stand, erklärte er nur, Gundleus' Schicksal liege in der Hand des Rates von Dumnonia.
    »Und was ist mit Ladwys?« fragte Gundleus und deutete auf die hochgewachsene, bleiche Frau, die mit angstverzerrtem Gesicht hinter ihm stand. »Ich verlange, daß man ihr gestattet, bei mir zu bleiben«, ergänzte er.
    »Die Hure gehört mir!« erklärte Owain grollend. Ladwys schüttelte den Kopf und schob sich näher an Gundleus heran.
    »Sie ist meine Gemahlin!« protestierte Gundleus, an Arthur gewandt, und bestätigte damit das alte Gerücht, er habe seine niedriggeborene Buhle tatsächlich geheiratet. Was aber zugleich bedeutete, daß seine Vermählung mit Norwenna ungültig war, obwohl diese Sünde in Anbetracht dessen, was er ihr sonst noch angetan hatte, wahrhaftig kaum ins Gewicht fallen konnte.
    »Gemahlin oder nicht«, widersprach Owain, »sie gehört mir.«
    Er spürte Arthurs Zögern. »Wenigstens bis der Rat anders entscheidet«, setzte er hinzu, bewußt auf Arthurs Bezugnahme auf jene höhere Autorität hinweisend. Owains Forderung schien Arthur zu beunruhigen, aber sein Status in Dumnonia war immer noch recht unsicher. Er war zwar zu Mordreds Protektor und einem Kriegsherrn des Königreichs ernannt worden, hatte damit jedoch keine Owain überlegene Autorität erlangt. Wir alle hatten erlebt, wie Arthur nach dem Scharmützel mit den Siluriern die Führung ergriffen hatte, aber indem Owain Ladwys als Sklavin für sich beanspruchte, hatte er Arthur daran erinnert, daß sie, was ihre

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