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Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig

Titel: Artus-Chroniken 1. Der Winterkönig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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gewünscht, daß der Regen den Boden schlüpfrig machte, und er wußte wohl auch, daß Owain nach dem Gelage der vergangenen Nacht
    aufgedunsen und erschöpft sein würde. Dennoch konnte er Owains hartnäckige Abwehr nicht durchdringen, auch wenn es ihm gelang, den Champion bis an die Stelle zurückzutreiben, an der Wlencas Blut noch immer als dunkler Fleck im Morast zu erkennen war.
    Und dort, neben dem Blut des Sachsen, hatte Owain plötzlich Glück. Diesmal rutschte Arthur aus, und obwohl er sich sofort wieder aufrichtete, war dieser Fehltritt alles, was Owain brauchte. Blitzschnell stieß er zu. Arthur parierte, doch Owains Schwert drang durch das Lederkoller und ließ das erste Blut dieses Kampfes aus Arthurs Mitte fließen. Noch einmal parierte Arthur, und noch einmal, während er vor den starken, schnellen Ausfällen zurückwich, die einen Ochsen bis ins Herz aufgeschlitzt hätten. Owains Männer brüllten anfeuernd, als der Champion sich, den Sieg witternd, mit seinem ganzen Gewicht auf Arthur zu stürzen versuchte, um den leichteren Gegner in den Morast zu werfen, aber Arthur war auf das Manöver gefaßt gewesen, wich leichtfüßig auf den Krönungsstein aus und setzte mit seinem Schwert sofort zu einem Rückhandschlag an, der Owains Hinterkopf aufschlitzte. Die Wunde blutete, wie alle Kopfhautverletzungen, mehr als reichlich. Das Blut tränkte Owains Haare und rann über seinen breiten Rücken, wo es vom Regen verwässert wurde. Seine Männer wurden still.
    Arthur sprang vom Stein, ging abermals zum Angriff über, und schon war Owain wieder in der Defensive. Beide Männer keuchten schwer, beide waren von oben bis unten mit Schlamm und Blut bespritzt, und beide waren zu müde, um den anderen noch mit Beleidigungen zu überschütten. Ihre Haare hingen in langen, tropfnassen Strähnen herab, während Arthur sein Schwert im selben schnellen Rhythmus links und rechts herabsausen ließ, mit dem er den Kampf eröffnet hatte. Er war so schnell, daß Owain nichts anderes tun konnte, als die Schläge zu parieren. Ich mußte an Owains verächtliche Beschreibung von Arthurs Kampfstil denken: Er schlage zu wie ein Heumacher, hatte Owain behauptet, der es eilig habe, einem Unwetter zuvorzukommen. Einmal, nur ein einziges Mal, fuhr Arthur mit seiner Klinge an Owains Deckung vorbei, aber der Hieb wurde halb abgewehrt, seiner halben Wucht beraubt, und das Schwert wurde von den eisernen
    Kriegerringen in Owains Bart aufgehalten. Owain schlug die Klinge beiseite und versuchte Arthur mit dem Gewicht seines Körpers zu Boden zu zwingen. Beide fielen, und einen Augenblick lang hatte es den Anschein, als hätte Owain Arthur unter sich begraben, doch irgendwie konnte sich Arthur befreien und rappelte sich wieder auf.
    Arthur wartete, bis Owain ebenfalls aufstand. Beide Männer atmeten schwer und beobachteten einander ein paar Sekunden lang, um die eigenen Chancen einzuschätzen. Dann ging Arthur wieder zum Angriff über. Immer wieder schwang er sein Schwert, genau wie zuvor, und immer wieder parierte Owain die wilden Hiebe, bis Arthur zum zweitenmal ausrutschte. Beim Fallen schrie er angstvoll auf, und sein Ruf wurde von Owains triumphierendem Siegesgebrüll
    beantwortet, der zum Todesstreich weit ausholte. In diesem Moment entdeckte Owain jedoch, daß Arthur gar nicht ausgerutscht war, sondern den Fall nur vorgetäuscht hatte, damit Owain seine Deckung öffnete, und nun war es Arthur, der kraftvoll zustieß. Es war sein erster Ausfall in diesem Kampf, und gleichzeitig auch sein letzter. Owain stand mit dem Rücken zu mir, und ich hatte mir die Augen halb zugehalten, damit ich Arthurs Tod nicht mit ansehen mußte. Statt dessen sah ich nun direkt vor mir Hywelbanes blanke Spitze durch Owains nassen, blutüberströmten Rücken dringen. Mit seinem Stoß hatte Arthur den Körper des Champions glatt durchbohrt. Owain schien zu erstarren, sein Schwertarm plötzlich kraftlos. Dann glitt ihm das Schwert aus den erlahmten Fingern und fiel in den Morast.
    Eine Sekunde, einen Herzschlag lang ließ Arthur Hywelbane in Owains Bauch stecken, um es dann mit einem Ruck, der jeden Muskel in seinem Körper beanspruchte, zu drehen und herauszuziehen. Er schrie, als er den Stahl aus Owain zog, er schrie, als die Klinge die saugende Kraft des Fleisches brach und durch Eingeweide, Muskeln, Haut und Fleisch schnitt, und er schrie immer noch, als er das Schwert ans graue Tageslicht zog. Die Kraft, die nötig war, um den Stahl aus Owains schwerem Körper

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